Dienstag, 19.05.2020: Schlagbaum

Bis vor kurzem dachte ich noch, ich müsste meinen Enkelkindern einmal kompliziert erklären, was das ist, ein Schlagbaum. Inzwischen bin ich mir da nicht mehr ganz so sicher. Schlagbaum - das klingt brutal. Eine Sperre, quer gelegt über den Weg. Rot-Weiß markiert, so dass jeder sofort erkennen kann: Hier geht es nicht weiter.

Ich erinnere mich noch an die Schlagbäume an der innerdeutschen Grenze. Dann fielen die Grenzen. Nicht nur innerhalb Deutschlands, auch europaweit. Du fährst die Straße und plötzlich bist du in Österreich, Frankreich oder Polen. Schlagbäume waren nicht nur dauerhaft geöffnet, sie verschwanden schlicht.

Dann kam das Jahr 2015, und viele forderten, dass die Grenzen wieder dicht gemacht werden müssten. Zu viele kamen, die ihre Heimat verließen, weil dort Krieg war, sie verfolgt wurden oder weil sie bei uns auf bessere Lebenschancen hofften. Also Kontrollen, am besten Obergrenzen, damit keine "Flut" käme, wie man sagte, als seien Menschen Naturkatastrophen. Nun ist eingetroffen, was einige sich wünschten. Das Virus Corona sorgt dafür, dass in kürzester Zeit die Grenzen wieder dicht waren. Tatsächlich kommen weniger, fast keine Flüchtenden mehr. Aber die Grenzen wurden in alle Richtungen undurchlässig. Man fühlt sich wie eingesperrt. Rufe nach schneller Öffnung werden laut, denn der Urlaub steht vor der Tür.

In der Bibel heißt es einmal: Gott schafft deinen Grenzen Frieden und sättigt dich mit dem besten Weizen.
Ps 147, 14 30

Die besten Grenzen sind die, die keine Schlagbäume brauchen, weil es diesseits und jenseits genug Weizen zu essen und ausreichend Lebensmöglichkeiten gibt. Natürliche Grenzen reichten aus. Flüsse oder Berge. Man könnte, aber man muss sie nicht überqueren. Gastfreundlich könnte man sein. Denn Heimatliebe paart sich mit Offenheit für die Menschen diesseits und jenseits der Grenzen. Respektvolle Distanz und herzliches Interesse am Fremden über die Grenzen hinweg. So könnte es sein. Wenn Gott den Grenzen Frieden schafft, dann braucht es keine Schlagbäume.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Kathrin Posdzich

Kathrin Posdzich

geboren 1983 in Zwickau, aufgewachsen in Wildenfels | verheiratet, zwei Kinder | ev.-luth. verwurzelt, ev.-meth. beheimatet | 2002 geboren 1983 in Zwickau, aufgewachsen in Wildenfels | verheiratet, zwei Kinder | ev.-luth. verwurzelt, ev.-meth. Beheimatet | 2002 Abitur am Peter-Breuer-Gymnasium Zwickau | 2002-2009 Theologiestudium in Leipzig | 2009-2016 Gemeindearbeit in Süd-Ost-Thüringen | 2015-2019 Zusammenarbeit mit dem Senderbeauftragten der evangelischen Freikirchen beim MDR | seit 2018 Pastorin der ev.-meth. Kirche in Werdau und Umland | seit 2015 Sprecherin Wort zum Tag und Wort zum Sonntag bei MDR SACHSEN

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.