Karsamstag, 03.04.2021: Normalität

Zurück zur Normalität – das wünschen sich viele in diesen Tagen. Auch ich wünsche mir das. Als vor einem Jahr zu Ostern die Einschränkungen so richtig spürbar geworden sind, da hätte ich nicht erwartet, dass sie ein Jahr später immer noch so einschneidend wirksam sind. Ja, es fehlt mir zu reisen; Menschen zu besuchen, die mir wichtig sind; Einkaufen, Konzerte, Fußball, Essen gehen und auch die Gottesdienste mit üppiger Musik; persönliche Begegnungen von Mensch zu Mensch; maskenfreie Gesichter, die mich spüren lassen, was in der Luft liegt an Zustimmung oder Ablehnung, an Gefühlen und Wünschen.

Zurück zur Normalität – das wünschten sich auch die Verantwortlichen zur Zeit Jesu. Sie taten alles, um Unruhe durch die Begeisterung um Jesus herum einzuebnen. Das Passafest sollte so normal wie möglich ablaufen in Jerusalem. Nicht, dass da noch etwas hochkocht. Und so gelang es dann auch, den Menschen, die manche für den Messias hielten, rechtzeitig aus dem Weg zu räumen. Karfreitag. Er stirbt am Kreuz und wird eilig begraben. Normalität am Tag danach. Die Freunde Jesu hatten sich auf Veränderung gefreut. Sie haben eine Ahnung davon bekommen, dass Leben auch noch anders aussehen kann als normal. Denn was ist schon normal. Ja, meist das, was die meisten als üblich akzeptieren.

Der Karsamstag ist für die Christen der stillste Tag des Jahres. Tag der Grabesruhe. Es ist der Tag, um der Wirklichkeit ins Auge zu sehen, dass Hoffnungen platzen können und begraben werden müssen. Karsamstag ist der Tag des absoluten Lockdowns. Ob dieser Tag der Ruhe uns dahin führen kann, zu überlegen, was anders werden muss? Die Bibel erzählt, dass sogar Wachen vor das Grab gestellt wurden, so dass es kein Zurück zum alten Leben mehr geben wird. Eine schmerzliche Lektion für all die, die glauben, dass es schon irgendwie weiter geht. Nein, Neues will werden. Auferstehungshoffnung rechnet mit Leben, das gut wird, aber anders ist als bisher.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.