Mittwoch, 31.03.2021: Getragen

"Ein wirklich schönes Kreuz haben Sie da an ihrer Kette.", "Das stammt noch von meiner Großmutter, sie hat es mir zur Konfirmation geschenkt, können Sie sich das vorstellen, ich habe es schon fast siebzig Jahre." Letztes Jahr im Seniorenkreis war das Gespräch zweier Damen auf eine Halskette mit Kreuzanhänger gekommen. "Ich habe das auch zu DDR-Zeiten getragen", erzählt sie weiter. "Einmal hat mich mein Chef auf dem Amt darauf angesprochen, der wollte, dass ich es abnehme. Da habe ich gesagt: 'Ich habe meinen Glauben und zu dem stehe ich.' "Heute erinnert es mich an die Zeit mit meinen Eltern und Großeltern und an den Konfirmandenunterricht. Da habe ich meinen Glauben gelernt und der hat mir immer durch schwere Zeiten geholfen.“

Dann sprechen sie von Krebserkrankungen in der Familie, von der Zeit, als der Ehemann gestorben ist und als über die Angst um ein Enkelkind, dass schwer erkrankt war. Immer wieder fasst sie dabei an das Kreuz um den Hals, erzählt, dass sie sich von Gott getragen fühlte. In Erinnerung an Lieder, die ihr dieses Vertrauen in besondere Worte gefasst haben, beginnt schließlich ein kleiner Wettstreit, wer noch die meisten Lieder aus dem Unterricht auswendig kann.

Inzwischen finde ich mich selbst in der Betrachtung des Kreuzes wieder, das die Dame um den Hals trägt. Es hat über die vielen Jahre verschiedene Bedeutungen für sie gehabt. Sichtbares Zeichen ihres Glaubens war und ist es für andere. Für sie selbst Vergewisserung dessen, was sie glaubt und hofft. Wenn ich sie so ansehen, dann erkenne ich, mit welchem Stolz und welcher Dankbarkeit sie dieses alte Kreuz um ihren Hals trägt. Ich weiß nur gerade nicht so genau zu sagen, wer hier eigentlich wen trägt.

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Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens