Donnerstag, 01.04.2021: Leib und Seele

"Jakob, du fängst an." Unsere Tochter sitzt erwartungsvoll am Tisch und gibt den Startschuss zu unserem Ritual vor dem Abendessen. Gern bestimmt sie, wer anfängt. Nun wird vom jeweils eigenen Tagesablauf berichtet. Es beginnt eine Art gemeinsame Aufarbeitung der vergangenen Stunden, während wir zusammensitzen, essen und trinken. Es wird vom Erlebten in der Schule oder Kita erzählt, von den Begegnungen bei der Arbeit, von den kleinen und großen Glücksmomenten und Dramen des Tages.

Nicht immer gibt es besonders Aufregendes zu berichten. An manchen Abenden wird es dagegen überraschend ernst, da kommen Erlebnisse und Gefühle auf dem Tisch, die unbedingt raus müssen. Streit und Ärger kommen noch einmal hoch. Wir lachen aber auch zusammen über schöne Erfahrungen, freuen uns über das Glück, das unsere Kinder oder wir Eltern erfahren haben. Das Ritual bietet auch den Raum, sich am gedeckten Tisch auf Dinge vorzubereiten, die vor uns liegen. Die Zeit beim Abendessen ist so Speise für Leib und Seele.

Wenn heute am Gründonnerstag in vielen Kirchen zu Gottesdiensten und Andachten geladen wird, dann sind das auch Versammlungen, bei denen wir uns im Ritual am Tisch zum Essen zusammenfinden. Mit den Worten "Kommt, denn es ist alles bereit. Schmecket und sehet wie freundlich der HERR ist." (Lukas 14, 17; Ps. 34,9) lädt Gott an seinen Tisch, um Leib und Seele zu nähren. Im Gedenken an das letzte Abendmahl Jesu suchen Menschen heilsame Gemeinschaft. Sie dürfen dort Belastendes der Vergangenheit zurücklassen, blicken dankbar auf das, was gelungen ist. Zusammengerufen in dieser Gemeinschaft werden sie an Leib und Seele gestärkt für das, was vor ihnen liegt.

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Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens