Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN vom 11.10. - 17.10. 2021

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Prof. Dr. Julia Enxing.

Sonntag, 17.10.2021:

Sonnabend, 16.10.2021: Herbst

Wenn der Abdruck der Sandalen auf den nackten Füßen noch im Oktober zu sehen ist, dann war es ein schöner Sommer für mich. Dann transportieren die gestreiften Füße noch etwas von der Wärme, dem Licht und der vielen Zeit draußen bis in den Herbst hinein. In diesem Jahr hatte ich Glück. Genau zu der Zeit, wo es in Sachsen regnete, war ich an einem anderen, sehr sonnigen Ort in Deutschland. Deshalb auch noch die Sonnen-Streifen an den Oktober-Füßen.

Nun merke ich sehr deutlich, dass es Herbst wird. So langsam fallen die Blätter von den Bäumen, das Laub verfärbt sich und es dauert nicht mehr lange, da brauche ich morgens schon Handschuhe und Mütze auf dem Fahrrad. Ich mag den Herbst sehr gerne, ich liebe es, an einem Ort zu leben, wo man den Wechsel der Jahreszeiten mitbekommt. Doch das Kürzer-Werden der Tage ist nicht nur positiv und viele blicken mit Sorgen in die einziehende kältere Jahreszeit. Gerade einsamen Menschen macht die frühe Dunkelheit Angst. Wenn die Natur ihre Vegetation herunterfährt, die Igel sich langsam einigeln, da verkriechen sich auch viele Menschen in ihren Sorgen, ihrer Melancholie und ihrer Dunkelheit.

Noch ein Oktober im Zeichen der Pandemie, noch ein Oktober mit Maskengesichtern, Auffrischungs-Impfterminen, Inzidenzahlen, Abstand und für manche auch Kurzarbeit.

So langsam fühlt es sich wirklich so an wie die 40 Jahre, die das Volk Israel durch die Wüste gegangen ist. Eine Durststrecke. Ich wünsche uns Zusammenhalt in diesen Zeiten. Im Herbst 2021: Dass wir uns solidarisch zeigen und dass diejenigen, die Kraft übrighaben, diese teilen - ohne eine Rechnung zu stellen. Einfach so.

Und dass wir auch etwas von den bunten Farben der Blätter, den Kerzen in den Fenstern, den Kürbisgesichtern und Kastanienmännchen in unser Gemüt einziehen lassen. Auf solch einen Herbst freue ich mich.

Freitag, 15.10.2021: "Schabbat"

Einen ganzen Tag in der Woche einfach nur nichts tun. Nichts. Absolut gar nichts. Wie klingt das?

Heute ist Freitag. Mit Beginn des Sonnenuntergangs feiern viele Jüdinnen und Juden jeden Freitag "Schabbat", den siebten Tag der Woche, ein Ruhetag. Bis zum Sonnenuntergang am Samstag nehmen sie sich Zeit, um sich der Gegenwart Gottes intensiv bewusst zu werden, zur Ruhe zu kommen, keiner Arbeit nachzugehen, sich keiner Ablenkung hinzugeben, sondern ganz im Hier und Jetzt zu sein. Dankbar zu sein. Der Schabbat symbolisiert den siebten Tag der Schöpfungserzählung aus dem ersten Buch der Bibel, dem Buch Genesis.

Christ:innen feiern diesen Tag auch. Jeden Sonntag. In der Bibel heißt es, dass Gott selbst es war, der an diesem Tag ruhte, sah, dass die Schöpfung gut war und sich ihrer erfreute.

Wenn schon Gott sich einen Tag lang ausruhte und sich über die Schöpfung freute, so sollten wir das auch tun, so die Überzeugung vieler Gläubiger und von Jonathan Schorsch, einem Professor für Jüdische Religions- und Geistesgeschichte an der Universität Potsdam. 2019 hat er das "Green Sabbath Project" ins Leben gerufen - das "Grüner Schabbat Projekt".

Gleich auf der Startseite des Internetauftritts finden sie folgende Frage: "Gibt es nichts, das Du für die Umwelt tun kannst?"

Und die Antwort: "Nichts mag vielleicht eines der Besten Dinge sein, die Du tun kannst."
"Einmal die Woche."

Wie sich dieses Nichts-Tun für die Umwelt konkret gestalten lässt, dazu bietet die Initiative zahlreiche Anregungen und Ideen, wie etwa einen Waldspaziergang mit Ihren Lieben, gemeinsames Singen und Feiern im Freien, ein Picknick im Park, im Garten meditieren, draußen schlafen, einen Tag lang schweigen, sich tierleidfrei ernähren, in einem erbaulichen Buch lesen … Hauptsache, das Auto bleibt mal stehen, das Handy aus, der Computer runtergefahren, die ToDo-Liste wird ignoriert und auch das Portemonnaie in der Schublade gelassen.

Wenigstens einmal die Woche. "In diesem Sinne: Schabbat salom!"

Das Wort zum Tag sprechen in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Prof. Dr. Julia Enxing

Prof. Dr. Julia Enxing

Jahrgang 1983 | Professorin für Systematische Theologie und Direktorin des Instituts für Katholische Theologie an der Technischen Universität Dresden | Theologie und Philosophie in Mainz, Münster und Frankfurt a. M. studiert | Themen: Wie kann heute von Gott gesprochen werden? Was heißt Christ:in-Sein in Kirche und Gesellschaft? Was bedeutet es, die Schöpfung zu bewahren?

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.