Montag, 24.06.2019: Kofferwaage

Mein Lebensmitteldiscounter hat einen Non-food-Bereich. Das sind Dinge, die man nicht essen kann. Saisonware im Angebot, die es nicht immer gibt. Die Urlaubszeit naht, und da gibt es Nützliches und Dinge, die die Welt nicht braucht. Neulich war eine digitale Kofferwaage im Angebot.

Wer je mit dem Flugzeug verreist ist, weiß wie hilfreich so ein Instrument sein kann. 20 kg Gepäck darf man im Flugzeug mitnehmen. Alles was darüber ist, kostet extra. Natürlich kann man die Personenwaage nutzen, aber ob die genau anzeigt? Ich sehe mich jedenfalls selbst, wie ich beim Einchecken im Flughaufen bange auf die Anzeige geschaut habe, ob denn das Gewicht der Koffer im Limit war. Eigentlich verrückt, oder?

Wie oft bin ich schon aus dem Urlaub zurückgekommen, und habe mehrere Kleidungstücke wieder ausgepackt, die ich nie anhatte. Meist braucht man weniger als man meint. Und wer kennt nicht auch das andere Phänomen? Da ist man im Urlaub und vermisst genau das Teil, das jetzt zu Hause im Schrank liegt.

Die digitale Kofferwaage will diese Luxusnot lindern. Könnte der Urlaub nicht auch eine Übung darin sein, sich zu bescheiden? Ich will ins andere Land, will aber möglichst auf nichts verzichten, was zu meinem Lebensstandard gehört? Wie wäre es, mal einen Koffer zu packen, der nur das Nötigste enthält? Und was gehörte da unbedingt hinein?

In den Erzählungen der jüdischen und christlichen Bibel wiederholt sich ein Motiv immer wieder: Menschen werden herausgerufen aus ihren gewohnten Lebensbedingungen. Abraham aus seiner Verwandtschaft. Mose und sein Volk aus der Knechtschaft in Ägypten. Die Jünger Jesu weg vom Arbeitsplatz in seine Nachfolge. Die Apostel auf den Weg zu den Menschen, um von Jesus Christus zu erzählen. Nie sollten sie viel mitnehmen, sondern sich in der Fremde darauf verlassen, dass sie haben werden, was sie brauchen.

Zuletzt zählt nicht, was du hast. Mit leichtem Gepäck bist du in dieser Welt besser unterwegs. Und am Ende des Lebens hilft auch keine Kofferwaage: Mit Gottvertrauen und Liebe im Herzen der Ewigkeit entgegen. Das einzige Gepäck.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Thomas Bohne

Thomas Bohne

1957 in Leipzig geboren | katholischer Priester seit 1989 | Mitglied in der Gemeinschaft Oratoriums zu Leipzig seit 1991 | Abitur, Ausbildung zum Gärtner | Theologiestudium am Theologisch-Philosophischen Studium in Erfurt von 1982-1989 | Kaplan in Greiz (Thüringen) von 1989-1991 | 1991 Eintritt in das Oratorium zu Leipzig, 1991-2000 Seelsorger in den Pfarreien Leipzig-Lindenau und Leipzig Gohlis | ab 2001 Militärseelsorger am Standort Leipzig, in dieser Zeit 2004/2005 und 2007/2008 in Afghanistan (Kabul und Feyzabad) | ab 2009 Pfarrer in der Pfarrei Leipzig-Lindenau | ab 2019 leitender Pfarrer der neugegründeten Pfarrei St. Philipp Neri Leipzig-West, Ende 2020 Entpflichtung und ab 2021 tätig als Gefängnisseelsorger und Flughafenpfarrer, außerdem Mitglied der "Katholischen Filmkommission für Deutschland", Filmkritiken für die Zeitschrift KOMPASS und Homepage des Oratoriums Leipzig | seit 2000 mehrfach Mitglied in den ökumenischen Jurys bei nationalen und internationalen Filmfestivals, zuletzt Mitglied und auch Präsident der Interreligiösen Jury bei DOK Leipzig | Mitarbeit beim YOUTUBE-Kanal des Oratorium Leipzig CO

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.