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Fußball | Bundesliga Union Berlin trennt sich von Fischer – Dresdnerin Eta rückt in Trainerstab

15. November 2023, 10:04 Uhr

Der 1. FC Union Berlin hat sich von seinem langjährigen Erfolgstrainer Urs Fischer getrennt. Die bis ans Tabellenende gestürzten Köpenicker zogen die Konsequenzen aus der jüngsten sportlichen Talfahrt. Auf der Bank sitzt nun interimsweise auch die gebürtige Dresdnerin Marie-Louise Eta.

Urs Fischer ist nicht mehr Trainer des 1. FC Union Berlin. Nach wettbewerbsübergreifend 14 Spielen ohne Sieg und dem Abrutschen auf den letzten Platz in der Bundesliga trennten sich Verein und Coach am Mittwoch (15. November) nach mehr als fünf Jahren meist sehr erfolgreicher Zusammenarbeit. Drei Tage nach dem 0:4 (0:1) in der Bundesliga gegen Tabellenführer Bayer Leverkusen am Sonntag zog der Club damit die Konsequenzen aus der sportlichen Krise. 

Fußball Trainer Urs Fischer (1. FC Union Berlin) und Präsident Dirk Zingler (1. FC Union) im Gespräch
Urs Fischers (li.) Zeit in Berlin-Köpenick ist nach über fünf Jahren vorbei. FCU-Präsident Dirk Zingler (re.) sprach von einem "sehr traurigen Moment". Bildrechte: IMAGO / Matthias Koch

FCU-Präsident Zingler: "Fischer geht als Freund"

Die gemeinsame Entscheidung hatten Klubpräsident Dirk Zingler und Fischer demnach bereits am Montagnachmittag in einem persönlichen Gespräch getroffen. Als Interimstrainer wird vorerst Unions U19-Trainer Marco Grote die Mannschaft betreuen, das nächste Bundesliga-Spiel steht am 25. November gegen den FC Augsburg an. 

"Für mich persönlich und sicherlich für die gesamte Union-Familie ist das ein sehr trauriger Moment. Es tut weh, dass es uns nicht gelungen ist, den Negativlauf der letzten Wochen zu durchbrechen. Mit Blick auf die gemeinsame Zeit und die Erfolge, die wir zusammen gefeiert haben, bin ich dankbar und stolz. So schmerzhaft diese Trennung ist – Urs Fischer geht als Freund, der jederzeit mit offenen Armen von uns empfangen werden wird", sagte Zingler.

Fans von Union Transparent: "Uns ist egal, was die Presseschweine schreiben. Urs Fischer ist Unioner und soll es auch bleiben!"
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"Manchmal hilft eben doch ein anderes Gesicht"

Urs Fischer selbst sagte: "Es ist das Ende einer Ära, die bis zum Sommer die erfolgreichste der Vereinsgeschichte war und die Bundesliga-Konkurrenz wie Fans immer wieder staunen ließ. Nach fünf Jahren, die mit dem Einzug in die Champions League gekrönt wurden, stecken die Köpenicker nun aber plötzlich tief im Abstiegskampf. "Wir haben viel versucht, die Mannschaft hat viel aufgewendet, aber es hat sich nicht in Ergebnissen ausgezahlt. Für das Vertrauen, das ich hier jederzeit gespürt habe, bin ich sehr dankbar. Trotzdem fühlt es sich richtig an, wenn jetzt eine Veränderung passiert: Manchmal hilft einer Mannschaft eben doch ein anderes Gesicht, eine andere Art der Ansprache, um eine Entwicklung auszulösen."

Fußball Trainer Marco Grote (U19 1. FC Union Berlin), und Co-Trainerin Marie-Louise Eta (U19 1. FC Union Berlin)
Marco Grote und die gebürtige Dresdnerin Marie-Louise Eta sollen die Trendwende einleiten. Bildrechte: IMAGO / Matthias Koch

Marie-Louise Eta – eine Dresdnerin auf der Union-Trainerbank

Der bisherige Nachwuchscoach Grote soll die Trendwende einleiten. Ein Novum für die Bundesliga: In Marie-Louise Eta assistiert ihm eine Frau.  "Es war keine Entscheidung für eine Frau, sondern für eine Fußballlehrerin, die im Team arbeitet", sagte Präsident Zingler. Die gebürtige Dresdnerin Eta hatte unter ihrem Mädchennamen Bagehorn nach Jugendstationen in Laubegast und Rähnitz einst den Sprung zum damaligen Frauen-Vorzeigeverein Turbine Potsdam geschafft. Über den HSV und Cloppenburg landete sie später bei Werder Bremen.

Im dortigen Nachwuchsleistungszentrum begann Eta im Anschluss an ihr Karriereende die Trainerinnenlaufbahn. 2021 ging die frühere U-Nationalspielerin zum DFB, absolvierte erfolgreich den Pro-Lizenz-Lehrgang, ehe die mittlerweile 32-Jährige erst im vergangenen Sommer das Angebot aus Köpenick annahm, an der Seite ihres einstigen Bremer Kollegen Grote die A-Junioren zu coachen. Nun steht für das Duo der unverhoffte Sprung ins Rampenlicht an. Eine Mammutaufgabe.

Union Berlin gegen RB Leipzig Torjubel Xavi Simons 0:1
3. September 2023: Union verliert 0:3 daheim gegen RB Leipzig. Was keiner ahnen konnte – es war das erste von mittlerweile 14 Berliner Spielen ohne Sieg. Bildrechte: MDR/Dirk Hofmeister

0:3 gegen RB leitet den Absturz ein

Der FCU hat seit August kein Pflichtspiel mehr gewonnen. In der ersten Pokalrunde und in den ersten beiden Bundesliga-Spielen gab es noch Erfolge für den Champions-League-Starter. Die Mannschaft war nach dem zweiten Spieltag sogar noch Tabellenführer. Doch nach der klaren 0:3-Heimniederlage gegen RB Leipzig am 3. September begann peu á peu die Negativspirale. Auch das 1:1 in der vergangenen Woche bei der SSC Neapel brachte nicht die erhoffte Trendwende. "Wenn du im Abstiegskampf spielst, brauchst du eine andere Körpersprache, eine andere Mentalität", sagte Fischer nach dem Spiel in Leverkusen, in dem seine Mannschaft chancenlos war.

Der Schweizer hatte sich in vergangenen Jahren bei Club und Umfeld einen großen Kredit erarbeitet. Ungewöhnlich lange gab es keine Trainerdiskussion. Ruhnert hatte ihm wiederholt den Rücken gestärkt. Präsident Dirk Zingler sprach sich vor der Heimniederlage gegen Frankfurt Anfang November im Stadionheft unmissverständlich für Fischer aus. Die Fans und die Führungsspieler hielten zu ihm.

Fußball Trainer Urs Fischer (Union Berlin) jubelt.
Mai 2023: Urs Fischer jubelt mit der Mannschaft über den sensationellen Einzug in die Champions League. Bildrechte: IMAGO / Jan Huebner

Von der 2. Liga in die Champions League

Der Abschied des 57-Jährigen ist eine Zäsur für die Eisernen. Fischer kam 2018 als früherer Schweizer Meistertrainer des FC Zürich zu einem ambitionierter werdenden Zweitligisten, der eine enttäuschende Saison hinter sich hatte. Schon in der ersten Spielzeit gelang den Berlinern der erstmalige Aufstieg in die Bundesliga. Es sollte nur der erste Schritt in einem rasanten Aufschwung bleiben. Nach dem Klassenerhalt 2020 schafften es die Berliner erst in die Conference League und dann in die Europa League. In der vergangenen Spielzeit führte Union dann länger die Tabelle der Liga an und qualifizierte sich am Ende sensationell für die Königsklasse. Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.

Fischer und Union meistern zahlreiche Umbrüche

Mit seiner bodenständigen und sachlichen Art passte Fischer perfekt zum Arbeiterclub aus dem Ost-Berliner Bezirk. Auch eigenwilligere, aber hochtalentierte Charaktere wie Max Kruse oder Sheraldo Becker brachte er dazu, sich voll in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Ohne die ganz großen Stars und durch eine hohe Fluktuation im Kader war der Schweizer oft das Gesicht des Erfolgs, gestützt durch die gute Zusammenarbeit mit Ruhnert und Zingler.

Robin Gosens, Sheraldo Becker, Leonardo Bonucci während eines Spiels
Auch die namhaften Neuzugänge Robin Gosens (li.) oder Leonardo Bonucci (re.) haben die sportliche Talfahrt des 1. FC Union bis dato nicht abwenden können. Bildrechte: IMAGO / Contrast

Die zahlreichen Umbrüche meisterte der Club immer wieder fast reibungslos – bis zu dieser Saison. Mit Nationalspieler Robin Gosens und Italiens Europameister Leonardo Bonucci kamen vor der Saison große Namen nach Köpenick. Doch Verletzungen von Rani Khedira und Robin Knoche, ungewöhnlich viele individuelle Fehler sowie eine zunehmende Verunsicherung ließen die Köpenicker ins Wanken geraten.

sid/dpa/red

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 15. November 2023 | 17:45 Uhr

56 Kommentare

hartmut45 vor 23 Wochen

Philosophie ? Mal angenommen man kommt Mal irgendwie in die 1.Liga ,dann wird man wenn man erfolgreich ,und auch nach höherem streben ,dies auch tun müssen. Wenn nicht ,dann ist für die Philosophie die 3.Liga richtig !!!

hartmut45 vor 23 Wochen

Stimmt bei euch im Schacht . Was nützt die Herkunft , Tradition. Höre auf mit dem Geschwätz. Oder stammen alle Spieler aus der Region ? Aus dem eigenen Nachwuchs? Nein es sind Profis die Ihr Talent vermarkten mehr nicht . So der Bär in der 3 .Liga und Gossens bei Union . Man ist halt von gestern bei Tradition und Herkunft .

Dresden Siggi vor 23 Wochen

Liebes MDR-Team, diese Frage ist wirklich berechtigt. Ich denke da an die Soft Skills einer Frau, ich wünsche Frau Eta bei dieser neuen Herausforderung alles Gute und viel Erfolg. Vielleicht ist das der Startschuss für eine neue Ära im Profifussball der Herren. Union spielt international und ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Es werden sehr viele Menschen genau hinschauen ob das funktioniert. Vielleicht geht es in die Richtung Jean-Marc Bossman. Wer weiß.

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