Timo Löser und Yannick-Marcos Pust
Für Timo Löser und Yannick-Marcos Pust vom Dessau-Roßlauer HV könnte der Traum von der Handball-Bundesliga bald Wirklichkeit werden. Bildrechte: IMAGO/Hartmut Bösener

Handball | 2. Bundesliga Eisenach und Dessau-Roßlau drängen in die "stärkste Liga der Welt"

10. Mai 2023, 11:34 Uhr

Für den ThSV Eisenach wäre es nach acht Jahren die Rückkehr in die "stärkste Liga der Welt", für den Dessau-Roßlauer HV ein Abenteuer ohne Risiko. Zwei Traditionsvereine aus dem Osten Deutschlands klopfen nach starken Saisonleistungen an der Tür zur Handball-Bundesliga. Schon jetzt können die Weichen in Richtung Erstligaaufstieg gestellt werden.

Die zweitplatzierten Eisenacher treten an diesem Samstag (20 Uhr im Liveticker auf sport-im-osten.de und in der SpiO-App) beim Spitzenreiter HBW Balingen-Weilstetten an, der sechs Spieltage vor Schluss mit acht Zählern Vorsprung praktisch durch ist. Dessau, derzeit Dritter, erwartet am Samstag (19:30 Uhr im Liveticker) Verfolger TuS N-Lübbecke. Egal, wer von den beiden Clubs zum Saisonende am 7. Juni aufsteigt, ein weiterer Verein aus der Region wäre für Karsten Günther "mega. Das belebt unseren Handball-Standort in den neuen Bundesländern und ist für unsere Talente enorm wichtig", sagte der Manager des SC DHfK Leipzig der Deutschen Presse-Agentur. Für Eisenachs Sportlichen Leiter Maik Nowak ist klar: "Wenn die Chance da ist, dann werden wir sie ergreifen. Nach der Woche der Wahrheit wissen wir sehr wahrscheinlich, wer aufsteigt."

DRHV: Folgt Jungandreas' nächster Streich?

Uwe Jungandreas (Dessau-Rosslauer HV 06)
Uwe Jungandreas blickt auf eine mehr als erfolgreiche Karriere zurück. Mit dem DRHV soll nun das nächste Highlight folgen. Bildrechte: IMAGO / Beautiful Sports

DRHV-Trainer Uwe Jungandreas sieht die Aufstiegsfrage "bis zum Schluss hoch spannend". Vor einem Jahr hätte der 61 Jahre alte Coach, der 2005 Concordia Delitzsch in die erste Liga führte, nicht daran gedacht hat, sich mit dem Thema Bundesliga-Aufstieg noch einmal beschäftigen zu müssen. Die Dessauer spielten nach der Wiedervereinigung unter dem Vorgänger-Verein Dessauer SV ZAB in der Saison 1991/1992 in der Bundesliga. Aufgrund finanzieller Probleme wurde der Verein 1996 als Dessauer Handballverein von 1996 neu gegründet. Nach der Zusammenlegung der Städte 2007 fusionierten beide Clubs zum DRHV.

Im Unterhaus war der DRHV Stammgast, bis 2011 der Abstieg in Liga drei folgte. Unter Jungandreas schafften die Muldestädter 2016 den Sprung in die Zweitklassigkeit, hielten auch zum Coach nach dem Abstieg 2019. Nach der Rückkehr entwickelte sich der Verein vom Abstiegskandidaten im vergangenen Spieljahr zu einem Aufstiegsanwärter. 

Der Kader für die kommende Saison steht bereits, egal in welcher Liga wir spielen

Sebastian Glock, Geschäftsführer DRHV Deutsche-Presse-Agentur

"Wir bleiben auch im Fall eines Aufstiegs auf dem Teppich, werden keine wirtschaftlichen Risiken eingehen. Auch wenn wir vier Hochkaräter verpflichten, wäre das keine Garantie für den Klassenerhalt. Der Kader für die kommende Saison steht bereits, egal in welcher Liga wir spielen", erklärte DRHV-Geschäftsführer Sebastian Glock und ergänzte: "Die erste Liga wäre eine Belohnung für die Spieler und das Trainerteam." Der Etat läge dann bei 1,5 Millionen Euro, ein Drittel höher als in diesem Spieljahr.

"Eisenacher Haus" steht auf stabilen Füßen

Für die Wartburgstädter würde nach acht Jahren und dem zwischenzeitlichen Gang in die dritte Liga eine Durststrecke enden. Zugleich stehen die Zeichen mit dem anvisierten Hallen-Neubau im Herbst 2026 im denkmalgeschützten Gebäude des früheren Automobilwerks auf eine lukrativere Zukunft. Noch muss die traditionsreiche Werner-Assmann-Halle ran. "Mit der Lizenz für die erste Liga haben wir auch die Genehmigung für die Werner-Assmann-Halle bekommen. Dies ist für uns ein extrem wichtiger Umstand", betonte Nowak. 

Aus den Fehlern der Vergangenheit habe man gelernt. "Wir haben uns in den letzten drei Jahren auf unumstößliche Prinzipien geeinigt, die die Säulen für unser 'Eisenacher Haus' bilden. Rekrutierung und Entwicklung von potenziell jungen guten Spielern, eine eher ungewöhnliche Spielphilosophie, entsprechend den machbaren wirtschaftlichen Verhältnissen agieren und damit einen speziellen Eisenacher Weg bestreiten", erklärte der langjährige Meistercoach vom HC Leipzig (1995 bis 2004). 

Mit Kaufmann kam der Erfolg zurück nach Eisenach

Diese Prinzipien "und auch die Mannschaft, wird sich durch eine veränderte Ligazugehörigkeit nicht ändern. Die Mannschaft, die wir für die kommende Saison entwickeln, hat den Auftrag in der zweiten Liga um den Aufstieg zu spielen, oder gegebenenfalls um so viel wie möglich Punkte in der ersten Liga zu kämpfen." Für die Thüringer sei Langfristigkeit wertvoller als ein Kurzzeit-Abenteuer. "Das Wichtigste ist für uns jetzt schon die Saison nach einem möglichen Erstligajahr – egal wo wir dann sind. Wenn wir aufsteigen, dann sollten wir uns immer vor Augen halten, wo wir herkommen", sagte Nowak.

Misha Kaufmann
Der Architekt des Erfolgs in Eisenach: Trainer Misha Kaufmann. Bildrechte: IMAGO/Christian Heilwagen

Ein Garant für den Aufschwung beim ThSV war auch der Schweizer Trainer Misha Kaufmann, für den mit der Verpflichtung bei einem deutschen Bundesliga-Club schon "ein Kindheitstraum in Erfüllung" ging. Er hatte das Team im Oktober 2021 nach einem misslungenen Saisonstart mit 2:8-Punkten übernommen und dann auf Rang drei geführt. "Misha war schon lange Zeit vor seinem Antritt in Eisenach in unserem Fokus und in Gesprächen mit uns. Er ist ein wichtiger Baustein unseres blauen Weges. Und er hat zunächst Vertrag bis 2024", erklärte Nowak.

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dpa

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 13. Mai 2023 | 16:00 Uhr

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