Die Themen:
* "One Life" Filmdrama von James Hawes mit Anthony Hopkins
"Wenn es nicht unmöglich ist, dann muss es einen Weg geben." Mit dieser Lebenshaltung schrieb der Brite Nicholas Winton Geschichte. Bis kurz vor Kriegsbeginn 1939 rettete er 669 vor allem jüdische Kinder aus Prag. Auf einer Reise sieht der junge Börsenmakler aus London, wie jüdische Familien auf der Flucht vor den Nazis unter widrigsten Bedingungen in den Lagern der Stadt ausharren. Nicholas Winton, der selbst aus einer jüdischen Familie stammt, ist bestürzt von den Zuständen. Er beschließt zu helfen und baut mit anderen Freiwilligen eine Organisationsstruktur auf, um wenigstens die Kinder aus dem Land zu bringen. Winton besorgt Visa, Pflegefamilien in Großbritannien und Züge, mit denen fast 700 Kinder nach England gebracht werden.
Als am 1. September 1939 der Krieg ausbricht, darf der letzte vollbesetzte Zug den Prager Bahnhof nicht mehr verlassen - eine Tragödie für 250 Kinder, von denen nur wenige überleben - und ein Lebenstrauma für Nicholas Winton. Über seine Hilfsaktion wird er viele Jahre nicht sprechen. Erst die BBC Fernsehshow "That’s life" bringt in den 1980er Jahren diese unglaubliche Geschichte ans Licht. Die Journalisten machen mehr als 200 Überlebende ausfindig und laden sie in die Show ein. In einem Fernsehstudio treffen die Geretteten nach 40 Jahren auf ihren nichtsahnenden und völlig überwältigten Retter. Der Film "One life" erzählt jetzt die Lebensgeschichte des Helden, der keiner sein wollte, mit Anthony Hopkins in der Hauptrolle. Kinostart ist am 28. März.
* Zeichnen, um zu erzählen
Zum ersten Mal steht ein Comic, genauer eine Graphic Novel, auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse, "Genossin Kuckuck" von Anke Feuchtenberger. Das Buch der in Vorpommern lebenden und seit 27 Jahren in Hamburg Illustration lehrenden Zeichnerin ist mit 448 Seiten tatsächlich so dick wie ein Roman. Von ihrer eigenen Biographie ausgehend erzählt die Autorin von zwei heranwachsenden Mädchen und ihren Familien in einem Dorf Pritschitanow.
Das Buch spannt den Bogen von einer politisierten Jugend in der DDR, von kulturellen und familiären Verhältnissen zu Lasten der Kinder, bis hin zur Gegenwart, in der die Hauptfigur zwar die Wunden der Vergangenheit nicht heilen kann, aber merkwürdigen Geschöpfen zwischen Pflanze und Tier begegnet und in enge Verbindung zu den Naturwesen tritt. Räume und Zeiten stoßen wiederholt aneinander, Menschen sind in Tiere verwandelt, Zeichnungs- und Erzählstile wechseln. "Genossin Kuckuck" mit dem Untertitel "Ein deutsches Tier im deutschen Wald" ist ein Buch ständiger Wechsel, das durch seine fesselnden Zeichnungen eine eindrückliche Stimmung erzeugt. "artour" stellt Werk und Verfasserin vor.
* Provinzlust - Die letzten ihrer Art
Wie viele Sex- oder Erotik-Shops es wirklich nach der Wende auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gab, ist unbekannt. Schätzungen gehen von 1800 aus. Übrig geblieben sind lediglich zwei Dutzend inhabergeführte Shops in der Provinz, wie die Kulturwissenschaftlerin Frau Dr. Bretschneider und der Historiker Jens Schöne herausgefunden haben. "Wir haben im Prozess gemerkt, dass viele Shops noch im Internet verzeichnet sind. Aber wenn man dann da anruft, landet man im Nirgendwo, und wenn man vorbeifährt, gibt es vielleicht noch einen Aufkleber am Fenster, aber es gibt die Shops nicht mehr. Es ist tatsächlich ein seltener gewordenes Phänomen."
So beschreiben die beiden Wissenschaftler den Beginn ihrer kleinen Feldforschungsreise in die ostdeutsche Provinzlust. Sie begannen die Leute zu besuchen, die solche Erotik-Läden heute noch betreiben. Herausgekommen ist ein Buch mit 13 spannenden Porträts über Menschen, die nach der Wende den Mut hatten oder auch die Verzweiflung, sich mit einem Erotik-Shop, zwischen Aschersleben und Cottbus, den Lebensunterhalt zu verdienen. Wir haben mit Ute Bretschneider gesprochen und in Zwickau, was mit gerade noch 80.000 Einwohnern zur Provinz gehört, eine der porträtierten Erotikshop-Betreiberinnen besucht.
* Reise in die französische Romantik - neues Album von Starpianist Lang Lang
Nach seiner Einspielung von Bachs Goldberg Variationen kehrt Starpianist Lang Lang zurück zur Romantik: Saint-Saëns selten gespieltes Klavierkonzert Nr. 2 paart er mit einem der bekanntesten Werke des Komponisten, dem "Karneval der Tiere". Lang Lang erfüllt sich damit gleich zwei Wünsche. Das Klavierkonzert gibt ihm Gelegenheit, seine anerkannt einmalige Virtuosität beweisen. Und im "Karneval der Tiere" spielt er gemeinsam mit seiner Frau, der Pianistin Gina Alice.
Auf der neuen CD mit dem Gewandhausorchester unter der Leitung von Andris Nelsons stellt Lang Lang auch fünf zeitweise vergessene Komponistinnen der französischen Romantik vor, unter anderem Lili Boulanger und Germaine Tailleferre. Im Gespräch redet der Pianist außerdem über seine Stiftung, die demnächst auch in Deutschland Klavierunterricht in Schulen finanzieren will.
* Kulturkalender
*Landesmuseum für Vorgeschichte Halle: Ausstellung "Magie. Das Schicksal bezwingen" bis 13.10.2024
* Deutsches Hygiene-Museum Dresden: Ausstellung: "VEB Museum. Das Deutsche Hygiene-Museum in der DDR" bis 17.11.2024
* "Kafka" - sechsteilige ARD-Serie mit Starbesetzung zum 100. Todestag Franz Kafkas in der Mediathek (ab 20.03.)
"artour" ist das Kulturmagazin für das MDR-Sendegebiet und für Ostdeutschland. "artour" wird in Rostock wie in Weimar geschaut, aber natürlich auch in Hamburg und München. Das Kulturmagazin mit Ostkompetenz greift Themen auf, die die Zuschauer bewegen. Von Thälmann bis Theater, von der Kittelschürze bis zum Konzert, von der Off-Bühne bis zur Oper. Themen werden auch mal gegen den Strich gebürstet, egal, ob es sich um eine Kunstausstellung oder einen kulturpolitischen Skandal handelt.
* "One Life" Filmdrama von James Hawes mit Anthony Hopkins
"Wenn es nicht unmöglich ist, dann muss es einen Weg geben." Mit dieser Lebenshaltung schrieb der Brite Nicholas Winton Geschichte. Bis kurz vor Kriegsbeginn 1939 rettete er 669 vor allem jüdische Kinder aus Prag. Auf einer Reise sieht der junge Börsenmakler aus London, wie jüdische Familien auf der Flucht vor den Nazis unter widrigsten Bedingungen in den Lagern der Stadt ausharren. Nicholas Winton, der selbst aus einer jüdischen Familie stammt, ist bestürzt von den Zuständen. Er beschließt zu helfen und baut mit anderen Freiwilligen eine Organisationsstruktur auf, um wenigstens die Kinder aus dem Land zu bringen. Winton besorgt Visa, Pflegefamilien in Großbritannien und Züge, mit denen fast 700 Kinder nach England gebracht werden.
Als am 1. September 1939 der Krieg ausbricht, darf der letzte vollbesetzte Zug den Prager Bahnhof nicht mehr verlassen - eine Tragödie für 250 Kinder, von denen nur wenige überleben - und ein Lebenstrauma für Nicholas Winton. Über seine Hilfsaktion wird er viele Jahre nicht sprechen. Erst die BBC Fernsehshow "That’s life" bringt in den 1980er Jahren diese unglaubliche Geschichte ans Licht. Die Journalisten machen mehr als 200 Überlebende ausfindig und laden sie in die Show ein. In einem Fernsehstudio treffen die Geretteten nach 40 Jahren auf ihren nichtsahnenden und völlig überwältigten Retter. Der Film "One life" erzählt jetzt die Lebensgeschichte des Helden, der keiner sein wollte, mit Anthony Hopkins in der Hauptrolle. Kinostart ist am 28. März.
* Zeichnen, um zu erzählen
Zum ersten Mal steht ein Comic, genauer eine Graphic Novel, auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse, "Genossin Kuckuck" von Anke Feuchtenberger. Das Buch der in Vorpommern lebenden und seit 27 Jahren in Hamburg Illustration lehrenden Zeichnerin ist mit 448 Seiten tatsächlich so dick wie ein Roman. Von ihrer eigenen Biographie ausgehend erzählt die Autorin von zwei heranwachsenden Mädchen und ihren Familien in einem Dorf Pritschitanow.
Das Buch spannt den Bogen von einer politisierten Jugend in der DDR, von kulturellen und familiären Verhältnissen zu Lasten der Kinder, bis hin zur Gegenwart, in der die Hauptfigur zwar die Wunden der Vergangenheit nicht heilen kann, aber merkwürdigen Geschöpfen zwischen Pflanze und Tier begegnet und in enge Verbindung zu den Naturwesen tritt. Räume und Zeiten stoßen wiederholt aneinander, Menschen sind in Tiere verwandelt, Zeichnungs- und Erzählstile wechseln. "Genossin Kuckuck" mit dem Untertitel "Ein deutsches Tier im deutschen Wald" ist ein Buch ständiger Wechsel, das durch seine fesselnden Zeichnungen eine eindrückliche Stimmung erzeugt. "artour" stellt Werk und Verfasserin vor.
* Provinzlust - Die letzten ihrer Art
Wie viele Sex- oder Erotik-Shops es wirklich nach der Wende auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gab, ist unbekannt. Schätzungen gehen von 1800 aus. Übrig geblieben sind lediglich zwei Dutzend inhabergeführte Shops in der Provinz, wie die Kulturwissenschaftlerin Frau Dr. Bretschneider und der Historiker Jens Schöne herausgefunden haben. "Wir haben im Prozess gemerkt, dass viele Shops noch im Internet verzeichnet sind. Aber wenn man dann da anruft, landet man im Nirgendwo, und wenn man vorbeifährt, gibt es vielleicht noch einen Aufkleber am Fenster, aber es gibt die Shops nicht mehr. Es ist tatsächlich ein seltener gewordenes Phänomen."
So beschreiben die beiden Wissenschaftler den Beginn ihrer kleinen Feldforschungsreise in die ostdeutsche Provinzlust. Sie begannen die Leute zu besuchen, die solche Erotik-Läden heute noch betreiben. Herausgekommen ist ein Buch mit 13 spannenden Porträts über Menschen, die nach der Wende den Mut hatten oder auch die Verzweiflung, sich mit einem Erotik-Shop, zwischen Aschersleben und Cottbus, den Lebensunterhalt zu verdienen. Wir haben mit Ute Bretschneider gesprochen und in Zwickau, was mit gerade noch 80.000 Einwohnern zur Provinz gehört, eine der porträtierten Erotikshop-Betreiberinnen besucht.
* Reise in die französische Romantik - neues Album von Starpianist Lang Lang
Nach seiner Einspielung von Bachs Goldberg Variationen kehrt Starpianist Lang Lang zurück zur Romantik: Saint-Saëns selten gespieltes Klavierkonzert Nr. 2 paart er mit einem der bekanntesten Werke des Komponisten, dem "Karneval der Tiere". Lang Lang erfüllt sich damit gleich zwei Wünsche. Das Klavierkonzert gibt ihm Gelegenheit, seine anerkannt einmalige Virtuosität beweisen. Und im "Karneval der Tiere" spielt er gemeinsam mit seiner Frau, der Pianistin Gina Alice.
Auf der neuen CD mit dem Gewandhausorchester unter der Leitung von Andris Nelsons stellt Lang Lang auch fünf zeitweise vergessene Komponistinnen der französischen Romantik vor, unter anderem Lili Boulanger und Germaine Tailleferre. Im Gespräch redet der Pianist außerdem über seine Stiftung, die demnächst auch in Deutschland Klavierunterricht in Schulen finanzieren will.
* Kulturkalender
*Landesmuseum für Vorgeschichte Halle: Ausstellung "Magie. Das Schicksal bezwingen" bis 13.10.2024
* Deutsches Hygiene-Museum Dresden: Ausstellung: "VEB Museum. Das Deutsche Hygiene-Museum in der DDR" bis 17.11.2024
* "Kafka" - sechsteilige ARD-Serie mit Starbesetzung zum 100. Todestag Franz Kafkas in der Mediathek (ab 20.03.)
"artour" ist das Kulturmagazin für das MDR-Sendegebiet und für Ostdeutschland. "artour" wird in Rostock wie in Weimar geschaut, aber natürlich auch in Hamburg und München. Das Kulturmagazin mit Ostkompetenz greift Themen auf, die die Zuschauer bewegen. Von Thälmann bis Theater, von der Kittelschürze bis zum Konzert, von der Off-Bühne bis zur Oper. Themen werden auch mal gegen den Strich gebürstet, egal, ob es sich um eine Kunstausstellung oder einen kulturpolitischen Skandal handelt.
Mitwirkende
Redaktion: Anika Mellin
Regie: Hans-Michael Marten
Redaktion: Anika Mellin
Regie: Hans-Michael Marten
Moderation
- Thomas Bille
Anschrift
-
MDR-Fernsehen
Redaktion "artour"
04360 Leipzig
Tel.: 0341 3007227
Fax: 0341 3007285