Andrew Carnegie und Robert Bacon im Jahr 1908
Andrew Carnegie (li.) mit dem Diplomaten Robert Bacon im Jahr 1908. Carnegie gilt als Vorbild in Sachen Philanthropie und spendete unter anderem das Geld für die nach ihm benannten Bibliotheken. Bildrechte: IMAGO/Pond5 Images

Wissen-News Der Carnegie-Effekt: Darum macht einen das Nachdenken über das eigene Erbe menschenfreundlicher

24. Januar 2024, 05:02 Uhr

Der Industrielle Andrew Carnegie spendete einst fast sein gesamtes Vermögen wohltätigen Zwecken. US-Forschende haben nun herausgefunden, dass schon die Reflexion darüber Menschen tendenziell zu Philanthropen machen kann.

Die Wissenschaftlerinnen von der Duke University im US-Bundesstaat North Carolina analysierten dazu Daten aus vier Studien mit insgesamt 3.656 Teilnehmern. Dabei zeigte sich, dass Menschen ihr Geld eher gemeinnützigen Organisationen als der eigenen Familie oder Freunden vermachen wollen, wenn sie dazu gebracht werden, über das Leben von künftigen Generationen und ihren Einfluss darauf nachzudenken. Auch wenn dies für die einzelne Person nur einen kleinen Effekt haben möge, wäre dieser für die gesamte Gesellschaft enorm, wenn sich dieses Phänomen stark ausbreiten würde.

Einzelperson kann die ganze Gesellschaft positiv beeinflussen

"Falls eine große Zahl von Menschen kleine Beiträge leisten würde, weil sie von diesem Gedanken des eigenen Vermächtnisses getrieben werden, könnte dies schon signifikant positive Auswirkungen auf gesellschaftliche Veränderungen haben", betont die Studienautorin Jessica Paek. Dies bedeute, dass die einzelnen Menschen, indem sie über ihr Erbe nachdenken, zu weitergehenden moralischen Überlegungen angespornt werden. Diese beträfen nicht nur finanzielle Entscheidungen, sondern auch alltägliches Verhalten, so Paek.

Allerdings warnt die Forscherin auch davor, allzu große Ableitungen aus der Studie zu ziehen, da dort vor allem die weiße Bevölkerung in den USA untersucht wurde. Auch hätten sie und ihre Kolleginnen eher kurzfristige Folgen des Nachdenkens über das persönliche Vermächtnis analysiert, während weitere Studien sich den langfristigen Auswirkungen annehmen könnten. "Der Andrew-Carnegie-Effekt, der in unserer Studie beschrieben wird, bedeutet nicht, dass, die Menschen die gesellschaftliche Wohltätigkeit komplett über die Unterstützung der eigenen Familie und Freunden stellen sollen", so Paek. Vielmehr zeige er das Potenzial, das im Nachdenken über die langfristigen Folgen unseres Handels für die Erweiterung des eigenen Verantwortungsgefühls liege.

Wer war Andrew Carnegie?

Andrew Carnegie, geboren in Schottland und mit seinen verarmten Eltern in die USA ausgewandert, lebte von 1835 bis 1919. Carnegie erwirtschaftete in der Stahlindustrie ein enormes Vermögen. 1901 verkauft er sein Unternehmen für 480 Millionen Dollar, er ist damit zu der Zeit der drittreichste Mann der USA. Mit seinem Geld finanziert er unter anderem die Carnegie Hall in New York, er gründet zahlreiche Stiftungen und Forschungsinstitute, nicht nur in den USA, sondern auch in Schottland und Irland.

Links/Studien

cdi

1 Kommentar

Nudel81 vor 16 Wochen

Bei der steigenden Altersarmut in Deutschland ist das wohl kein Thema. Wer Pfandflaschen sammelt und bei der Tafel sein Essen holt muss über das Vererben keine Gedanken machen.