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Wissen-News Invasive Arten: Pflanzen aus artenreichen Regionen auch anderswo erfolgreich

18. Oktober 2022, 12:56 Uhr

Pflanzen verbreiten sich global über ihre natürlichen Habitate hinaus. Forscher der Uni Konstanz haben untersucht, wieso einige Arten dabei erfolgreicher sind als andere. Eine Spur führt zu einer evolutionären Hypothese.

Die Experten um Mark van Kleunen bedienten sich dafür eines außergewöhnlich großen Datensatzes, der die natürlichen und gebietsfremden Verteilungen von über 99 Prozent aller bekannten Samenpflanzen berücksichtigte – insgesamt mehr als 330.000 Arten. Anhand dessen wurde die Theorie des evolutionären Ungleichgewichts (engl.: evolutionary imbalance hypothesis, EIH) überprüft, die auf Charles Darwin zurückgeht. Nach dieser Hypothese gibt es Unterschiede in der absoluten Fitness von Arten, die aus verschiedenen Regionen stammen – eben die evolutionären Ungleichgewichte. Diese wiederum haben Auswirkungen darauf, welche Arten sich eher erfolgreich in neuen Gebieten etablieren, wenn Grenzen wegfallen.

Laut EIH-These gibt es bestimmte Merkmale, wonach einzelne Regionen der Welt besonders fördern, dass dort heimische Arten sich auch an anderen Orten erfolgreich ansiedeln können. Ein solches Merkmal ist die Größe einer zusammenhängenden Region, da Größe umfangreichere Populationen und eine höhere genetische Vielfalt begünstigt. Das könnte eine wirkungsvollere natürliche Selektion ermöglichen, beziehungsweise ihre Bewohner auf harte Bewährungsproben stellen. Laut Theorie würden sich dann solche Arten entwickeln und durchsetzen, die in der Gegenwart einer Vielzahl von Konkurrenten und Feinden überleben können.

Die Konstanzer Wissenschaftler konnten nun nachweisen, dass Pflanzen, die aus ausgedehnten, artenreichen Regionen stammten, zu den erfolgreichsten gebietsfremden Pflanzen (Fachbegriff Neophyten) zählen. "Damit konnten wir zwei zentrale Vorhersagen der EIH auf globaler Ebene untermauern", erläutert van Kleunen. Darüber hinaus legten die Daten eine bisher unerkannte Verbindung zwischen dem evolutionären Ungleichgewicht und der wirtschaftlichen Nutzung von Pflanzen durch den Menschen offen: Demnach entscheiden sich Menschen für den Anbau solcher Pflanzen, die eine höhere Überlebens-, Wachstums- und Vermehrungsfähigkeit haben. Dadurch entstehen Rückkopplungen, bei denen Arten mit hohem Invasionspotenzial.

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