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Bisher wurden Antibiotika teilweise zu leichtfertig verschrieben und in der Tierzucht eingesetzt. Dies kann allerdings bei Bakterien zu Resistenzen führen. Bildrechte: IMAGO / YAY Images

Internationale Studie Antibiotika-resistente Bakterien: Zweithäufigste Todesursache weltweit

25. November 2022, 17:16 Uhr

Sie sind eine häufig unterschätzte Gefahr: gegen Antibiotika resistente Keime. Eine Studie hat nun ergeben, dass seit 2019 weltweit 7,7 Millionen Menschen an den Krankheitserregern gestorben sind – mehr als etwa an Covid-19 (wobei hier hohe Dunkelziffern existieren). Insgesamt stehen die resistenten Bakterien damit auf Platz zwei der Liste der häufigsten Todesursachen, hinter den koronaren Herzerkrankungen, zu denen auch Herzinfarkte zählen.

Für die aufwändige Studie im Rahmen des Projekts "Global Burden of Disease" untersuchten die Forschenden 33 bakterielle Erreger und elf Infektionsarten in 204 Ländern. Dabei waren nur fünf Bakterien für die Hälfte der gesamten Todesfälle verantwortlich: Staphylococcus aureus, Escherichia coli, Streptococcus pneumoniae, Klebsiella pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa. Das entspricht 7,7 Millionen Todesfällen bzw. 13,6 der weltweiten Gesamtzahl. In Deutschland erkranken laut Robert Koch-Institut jährlich rund 54.500 Menschen an Infektionen durch antibiotika­resistente Erreger und ca. 2.400 Menschen sterben daran.

Phagen ein potenzielles Gegenmittel gegen resistent Keime

In der Studie zeigten sich zudem große Unterschiede zwischen verschiedenen Weltregionen: Während in afrikanischen Ländern südlich der Sahara 230 Menschen pro 100.000 Einwohner an bakteriellen Infektionen starben, waren es in Nordamerika und Europa "nur" 52 Todesfälle pro 100.000 Einwohner. "Diese neuen Daten zeigen zum ersten Mal das ganze Ausmaß der globalen Herausforderung für die öffentliche Gesundheit durch bakterielle Infektionen", betonte der Studienautor Christopher Murray. Die Gefahren durch Antibiotika-resistente Bakterien müssten noch stärker auf dem Radar von Gesundheitsinitiativen sein.

Eine der Gegenmaßnahmen bildet die Entwicklung neuer Impfstoffe, dazu sollte künftig der Einsatz von Antibiotika noch besser mit anderen Therapieformen abgewogen werden. Dazu gehören beispielsweise Bakteriophagen, kurz Phagen genannt. Dabei handelt es sich um "bakterienfressende" Viren, die für den Menschen jedoch ungefährlich sind. An der Weiterentwicklung der Phagen, die bisher häufig speziell auf ihr Wirtsbakterium angepasst waren, wird derzeit etwa in Jena intensiv geforscht.

cdi/afp

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