Händler und Reisende in der Region Oberer Mustang in Nepal mit Pferden über einen Gebirgspass
Händler und Reisende in der Region Oberer Mustang in Nepal. Bildrechte: Christina Warinner

Wissen-News Alte Genome enthüllen Verbreitungsgeschichte der Malaria

15. Juni 2024, 08:00 Uhr

Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Leipziger Max-Planck-Anthropologen hat die weltweite Verbreitungsgeschichte der Malaria über 5.500 Jahre rekonstruiert. Zentrale Erkenntnis: Handel, Kriege und Kolonialismus waren wichtige Katalysatoren bei der Ausbreitung von einer der tödlichsten Krankheiten der Menschheit.

Handel, Kriege und Kolonialismus waren im Laufe der Geschichte wichtige Katalysatoren für die Ausbreitung der Malaria in der Welt. Anhand alter Genomdaten der tödlichsten Malaria-Parasitenarten, Plasmodium falciparum (P. falciparum) und Plasmodium vivax (P. vivax), gelang es einem internationalen Forscherteam unter Leitung des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, die Evolutionsgeschichte und die globale Ausbreitung der Malaria erstmals zu rekonstruieren.

Das Team von 80 Institutionen aus 21 Ländern rekonstruierte anhand von Krankheitsspuren in Zähnen die Plasmodium-Genomdaten von 36 Malaria-Infizierten aus 5.500 Jahren Menschheitsgeschichte und von fünf Kontinenten. So gelang es, etwa bei der Analyse alter DNA eines Individuums in den östlichen Anden Perus einen P. vivax-Stamm nachzuweisen, der den alten europäischen P. vivax-Stämmen bemerkenswert ähnlich war. Nach Ansicht der Forscher deutet dies stark darauf hin, dass europäische Siedler diese Form der Malaria zu Beginn der Kolonialzeit vor gut 500 Jahren nach Amerika brachten.

Künstlerische Rekonstruktion des Lebens von in Chokhopani in Nepal bestattetem Fernhändlers
Künstlerische Rekonstruktion des Lebens von CHO001, einem Fernhändler, der an Malaria erkrankte und um 800 v.u.Z. in Chokhopani, Nepal, bestattet wurde. Bildrechte: Purna Lama, Boudha Stupa Thanka Centre, Kathmandu, Nepal

Auf einem Friedhof im belgischen Mechelen fand das Team wiederum bei vermutlich in Norditalien und Spanien rekrutierten Soldaten den damals im Mittelmeerraum verbreiten Malaria-Erreger P. falciparum. Für die Forscher ein Hinweis darauf, dass diese Malaria-Art im Zuge des Spanisch-Niederländischen Krieges (1568-1648) nördlich der Alpen kursierte. Und den bisher ältesten bekannten Fall von P. falciparum-Malaria (ca. 800 v.Chr.) entdeckte das Team im 2.800 Meter hohen Chokhopani im Mustang-Distrikt von Nepal, wo aufgrund der niedrigen Temperaturen und starken Trockenheit weder Malariaerreger noch die sie übertragenden Anopheles-Mücke leben können. Allerdings deuten archäologische Funde darauf hin, dass sich der infizierte Einheimische am Fernhandel mit dem malariaverseuchten nepalesischen und indischen Tiefland beteiligte und die Krankheit so mitbrachte.

Malaria: Verbreitung und Folgen Malaria ist bis heute eine der tödlichsten Infektionskrankheiten der Welt, mit der sich jedes Jahr rund 250 Millionen Menschen infizieren und die jährlich mehr als 600.000 Todesfälle verursacht. Die Krankheit wird durch verschiedene Arten von einzelligen Parasiten verursacht, die durch den Stich infizierter Anopheles-Mücken übertragen werden.

(dn)

Dieses Thema im Programm: MDR S-ANHALT | SACHSEN-ANHALT HEUTE | 15. Mai 2024 | 19:00 Uhr

3 Kommentare

part vor 42 Wochen

Die römischen Legionen litten auch bei der Eroberung Britanniens unter der Malaria besonders. Ob das Verschwinden der IX. Legion damit zusammenhängt, darüber rätseln die Wissenschaftler immer noch. Malaria lässt sich ganz gut mit Artemisia Annua bekämpfen, wobei es in Uganda schon Resistenzen gibt. Im alten Rom war der einjährige chinesische Beifuß dagegen noch nicht bekannt. Fraglich ist, ob die Malaria in einer Warmzeit nun von den römischen Legionären in Britannien eingeschleppt wurde oder dort schon vorhanden war.

MDR-Team vor 42 Wochen

@Niemann
Wie Sie richtigerweise schreiben, geht es in dem Artikel um eine Studie zur Evolutionsgeschichte der Malaria. Das heißt aber noch lange nicht, dass Artikel zu den anderen erwähnten Themen "hochwissenschaftliches Geschwätz" wären. Deswegen sollte wir auch nicht "weiterschwätzen", sondern die Probleme tatsächlich anpacken.
LG, das MDR-WISSEN-Team

Niemann vor 42 Wochen

Hochinteressant zu wissen wie sich vor 5000 Jahren die Malaria ausgebreitet hat. Endlich Mall kein hochwissenschaftliches Geschwätz über Krieg, Kampf gegen rechts und Klima. Es gibt viel zu tun, lassen wir es also liegen und schwätzen weiter nur.