Wolken aus Wassereiskristallen in großer Höhe auf dem Planeten Mars.
Auf dem Mars gibt es einer neuen Studie nach wohl doch kein unter Eisschichten eingeschlossenes flüssiges Wasser. Bildrechte: imago/StockTrek Images

Wissen-News See unter der Mars-Eiskappe unwahrscheinlich

10. Juni 2024, 13:34 Uhr

Radarreflexionen, die 2018 auf dem Mars beobachteten wurden, brachten europäische Forscher zu der Vermutung, dass unter dem südlichen Pol des Erdnachbarn ein See aus flüssigem Wasser liegt. Wissenschaftler aus den USA haben jetzt eine andere Erklärung vorgestellt.

Die Forscher der Cornell University aus dem Bundesstaat New York um Erstautor Daniel Lalich vermuten, dass die hellen Flecken auf den Radarbildern eher auf Interferenzen denn auf ein Gewässer unter dem Eis zurückzuführen sind. In Simulationen stellten die Wissenschaftler Reflexionen fest, die mit den beobachteten Werten des Orbiters Mars Express der Europäischen Weltraumbehörde ESA aus dem Jahr 2018 weitgehend übereinstimmen und eher zufällig entstehen. "Ich kann nicht sagen, dass es unmöglich ist, dass es dort unten flüssiges Wasser gibt, aber wir zeigen, dass es viel einfachere Wege gibt, die gleiche Beobachtung zu erhalten, ohne so weit gehen zu müssen, indem man Mechanismen und Materialien verwendet, von denen wir bereits wissen, dass sie dort existieren", sagte Lalich.

Computersimulationen gehen von Zufallsfund aus

Beweise, dass es einst auf dem Mars Wasser gab, haben Roboterforscher der NASA längst gefunden. Doch wenn es heute noch flüssiges Wasser auf dem Roten Planeten gibt, könnte es dort Leben geben. Eine spektakuläre Annahme, die die neue Studie allerdings anzweifelt. Radarreflexionen wie die 2018 beobachteten würden auf der Erde auf Gewässer hindeuten, auf dem Mars allerdings eher nicht. Grund seien unterschiedliche Druckverhältnisse und andere Erdschichten. Diese seien in die Simulationen an der Cornell University eingeflossen und brachten Lalich et al. zu einem anderen Schluss.

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Radarwellen, die von den eng gestaffelten Erdschichten abprallen und daher nicht genau aufgelöst werden können, führten zu den Interferenzen. "Dies ist das erste Mal, dass wir eine Hypothese haben, die die gesamte Population von Beobachtungen unterhalb der Eiskappe erklärt, ohne etwas Einzigartiges oder Ungewöhnliches einführen zu müssen", sagte Lalich. "Dieses Ergebnis, bei dem wir überall verstreute helle Reflexionen erhalten, ist genau das, was man von dünnschichtigen Interferenzen im Radar erwarten würde." Das Vorkommen von Wasser in der Nähe der Oberfläche sei zwar eine aufregende Entdeckung, nur meint der Astrophysiker: "Ich glaube einfach nicht, dass es dort ist."

pm/jar

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | Sachsenspiegel | 11. April 2024 | 19:00 Uhr

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