Gewaltige Staubstürme Der Mars verliert sein Wasser ins Weltall

10. Januar 2020, 08:44 Uhr

Möglicherweise zwingt der Klimawandel irgendwann die Menschheit, sich einen neuen Lebensraum zu suchen. Ob der Mars dafür eine so gute Idee ist, ist fraglich. Denn ausgerechnet unser staubiger Nachbar wird nämlich immer trockner. Ein Forschungsteam weiß jetzt, warum das so ist.

Illustration: Ausschnitt der Mars-Kugel aus dem Weltraum mit Blick auf eine rote Oberfläche vor dunklem Hintergrund und ein flach ausgekratzt anmutender Canyon mit dunkleerem Gestein.
Der Canyon Valles Marineris ist über 3.000 Kilometer lang und bis zu 8 Kilometer tief. Unter anderem Wasser soll ihn geformt haben. Bildrechte: imago/Science Photo Library

Die Erwartugnen an eine schleunige Besiedlung des Weltraums haben sich in letzter Zeit erstmal wieder entschleunigt. Jetzt ist zunächst wieder ganz entspannt der Mond dran, das zeigen aktuelle Bestrebungen der Weltraumnationen und Drehbuchautoren pflichten bei, wie jüngst in For All Mankind. In der Serie wird gezeigt: Der Knackpunkt bei der Besiedlung anderer Himmelskörper ist das natürliche Vorkommen von Wasser – für uns Menschen immer eine günstige Ausgangslage. Bekanntermaßen ist eine feste Mondstation auch der erste Schritt für einen Weiterflug zum Mars (und irgendwann eben eine dortige Residenz). Auf dem Mars gibt's Wasser, immerhin – das zeigen die Polkappen, ähnlich wie bei uns auf der Erde.

Aber das Wasser wird weniger. Eine europäisch-russisch-australische Forschungsgruppe hat diese Erkenntnisse jetzt im Fachblatt Science veröffentlicht. Die Beobachtungen fanden im Rahmen der Trace Gas Orbiter-Mission des ExoMars-Projekts statt. Ziel der Mission ist, die Atmosphäre des Planeten zu erforschen.

Kondensation funktioniert nicht so richtig

Dabei hat sich gezeigt: Der Mars verliert Wasser einfach an den Weltraum. Schuld daran ist das Wetter, besonders in der warmen und stürmischen Jahreszeit. Gewaltige Staubstürme sorgen dafür, dass das Wasser in der Atmosphäre verteilt wird. Saisonal bedingt sind einige warme Gebiete dabei so übersättigt, dass das Wasser – zerfallen zu Wasserstoff – von der Atmosphäre in den Weltraum gelangen kann. Das ist beim Mars auch nicht ganz so herausfordernd wie bei der Erde: Die Schwerkraft beträgt nur ein Drittel der Schwerkraft unseres Planeten. Tja, und vom Weltraum gibt's kein Zurück auf den Mars. Das Team glaubt, dass auf dem Planeten die Kondensation nicht so gut funktioniert. Das heißt im Prinzip: Das Wasser haut ab, anstatt dass es mal schön regnet oder schneit.

Unser roter Nachbarplanet war einst ein deutlich feuchteres Örtchen. Das zeigen Schwemmkegel, Flussläufe und ausgetrocknete Seeböden. Wasser, das irgendwann einmal fröhlich auf dem Mars umher floss, ging also in den interplanetaren Raum verloren. Geblieben sind die Polkappen, die aber nur zehn Prozent von dem Wasser ausmachen, das es mal auf dem Mars gegeben hat, schreiben die Wissenschaftler. Der kleine Rest an Mars-Wasser befindet sich in der Atmosphäre.

Ob das nun alles für eine menschliche Kolonie auf dem roten Planeten hinderlich ist, verraten die Forschenden nicht. Auf jeden Fall scheint das Marswetter nichts für Raumfahrer zu sein, die gern bei einer Tasse Tee auf dem Sofa den Schneeflöckchen beim Rieseln zuschauen.

flo

Illustration, die die verschiedenen Komponenten der Sample Return Mission von NASA und ESA zeigt: Rechts unten die Plattform, an der Perseverance die Proben an die Rückflugrakete übergeben soll. Darüber die Rückflugrakte. Oben links der Orbiter, der die Proben im Marsorbit entgegenehmen und dann zur Erde bringen soll. Ganz links ein Helikopter, der die Proben einsammelt und unten links schließlich Perseverance. mit Video
Diese Illustration zeigt ein Konzept für mehrere Roboter, die zusammen vom Perseverance Rover (links unten) auf der Marsoberfläche genommene Proben zur Erde transportieren sollen. Bildrechte: NASA/JPL-Caltech

1 Kommentar

part am 10.01.2020

Nur Wald und Moore binden Wasser und erschaffen sich somit selbst ständig neu. Wald und Moore werden aber dem Kommerz und Krieg geopfert und keine Weltgemeinschaft schert sich darum, wenn durch hausgemachte Trockenheit noch mehr Wälder verbrennen oder verdursten. Um eine Umkehr zu erreichen müsste jeder Mensch auf dem Planeten jährlich mindestens 10 Bäume pflanzen und aufziehen. Das Verschwinden der Bevölkerung in Mesoamerika begann übrigens schon vor der Ankunft von Columbus...