Sportpsychologie Auch Sporttreibende haben den Lockdown-Blues

15. Februar 2021, 18:00 Uhr

Vielen Sportlerinnen und Sportlern ist es während des ersten Corona-Lockdown schwer gefallen, sich zum Sporttreiben zu motivieren. Das zeigt eine neue sportspsychologische Untersuchung an der Universität Leipzig. Bei einigen ist es aber auch genau umgekehrt.

Frau in Sportkleidung mit Mund-Nasen-Bedeckung sitzt auf einer Bank im Park, kahle Bäume und leichtes Gegenlicht
Joggen oder doch lieber sitzen? Motivation zum Sport fällt in diesen Tagen nicht unbedingt leicht. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Sie wissen ja, dass Sie eigentlich mal vor die Tür gehen müssten. Nur ein paar Schritte an der frischen Luft. Gerade jetzt, wo man eh nicht so richtig aus den vier Wänden rauskommt. Aber umso größer das Lockdown-bedingte Verlangen nach Abwechslung, um so geringer scheint die Motivation. Spazierengehen? Wenn’s denn sein muss. Jogging? Heute nicht. Radfahren? Eh zu kalt.

Wenn Sie dieser Gegensatz aus Bewegungsdrang und Schweinehund in Lockdown-Zeiten besonders quält, dürfte es Sie trösten, dass Sie damit nicht allein sind. Denn selbst denjenigen, die es mit den Leibesübungen etwas ernster nehmen als die meisten anderen Menschen, scheint die Motivation abhanden gekommen zu sein. Zu dem Schluss kommt eine sportwissenschaftliche Untersuchung der Universität Leipzig.

Vor allem Frauen mit weniger Motivation

Die Forschenden haben zwischen Mitte April und Mitte Mai 2020 – also während des ersten Corona-Lockdowns – 95 Sporttreibende (51 Frauen, 44 Männer, zum größten Teil aus dem Amateurbereich) zu ihrer Trainingsmotivation befragt. Etwas weniger als die Hälfte der Frauen gab an, dass ihre Trainingsmotivation gesunken sei. Bei den Männern waren es gerade mal 10 der 44 Befragten. Zwischen Einzel- und Mannschaftssportarten bestand dem Forschungsteam zufolge kein Unterschied.

Einsames, etwas krumes Fußballtor ohne Netz im Schnee, im Hintergrund Gebüsch
Leerer Bolzplatz im Corona-Winter 2021. Kleiner Trost: Im Schnee kickt es sich sowieso nicht gut. Bildrechte: IMAGO / ULMER Pressebildagentur

"Da noch nicht viel über die psychologische Reaktion der Sporttreibenden auf die Pandemie und den Lockdown bekannt ist, war es das Ziel der Studie, Veränderungen in der Trainingsmotivation und deren Zusammenhang mit psychologischen Variablen bei Athleten und Athletinnen zu erfassen", sagt der Sportwissenschaftler Oliver Leis, der auch Co-Autor der Studie ist. So stellte sich im Rahmen der Untersuchung beim Erfragen des emotionalen Zustands heraus, dass Sportlerinnen und Sportler, bei denen die Motivation gesunken ist, oft auch wütender, trauriger und gestresster waren als in früheren Zeiten.

Onlinetraining zur Bewältigung

Als ein großes Problem für die Sporttreibenden erwiesen sich die geschlossenen Sportstätten und das Fehlen sozialer Kontakte. Fast alle Befragten haben Trainingsangebote im Internet genutzt, um den Ausfall zu kompensieren. Zudem halfen – sicherlich nicht nur bei den Sporttreibenden – soziale Netzwerke zum Austausch, ein geregelter Alltag, Familie, Freundinnen und Freunde sowie Partnerinnen und Partner.

Frau mit blonden Haaren mit Pferdeschwanz und Sportkleidung in Sprinter-Start-Pose im Wohnzimmer blickt zum Fernseher, wo ein Yoga-Kurs läuft
Häusliche Leibesübungen: Anbieter und Videos gibt es viele – z.B. für Yoga. Bildrechte: IMAGO / Science Photo Library

Möglicherweise lehnen Sie sich jetzt zurück und sagen: Wenn es selbst viele Sporttreibende nicht schaffen, im Lockdown den Hintern hochzubekommen, warum dann ich? Der kleine Unterschied zur Couch-Potato besteht darin, dass die befragten Sportlerinnen und Sportler vor dem Lockdown im Durchschnitt acht Stunden pro Woche trainiert haben und die Latte damit (trotz geringerer Motivation) ziemlich hoch liegt. Außerdem waren 23 der Frauen und Männer sogar motivierter als sonst. So kann’s also auch gehen.

flo

Link zur Studie

Die Studie Amateur and recreational athletes’ motivation to exercise, stress, and coping during the corona crisis erschien am 27. Januar 2021 im Fachjournal Frontiers in Psychology.

DOI: 10.3389/fpsyg.2020.611658

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