Hand hält zwei Glasröhrchen mit der Aufschrift OMICRON
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Corona Studie: Omikron-Subtyp BA.2 deutlich gefährlicher als BA.1

18. Februar 2022, 16:10 Uhr

Studienautoren fordern einen eigenen griechischen Buchstaben für die Omikron-Untervariante BA.2 des Coronavirus. Denn der Subtyp habe mit dem recht milden Omikron-BA.1 wenig gemein. Er sei deutlich ansteckender und krankmachender.

Die sehr umfangreiche Studie aus Japan befindet sich noch im "Preprint"-Stadium, muss also noch von unabhängigen Experten begutachtet werden, und sie ist eine reine Laborstudie. Aber was sie besagt, lässt aufhorchen.

Erstens sei der Omikron-Subtyp BA.2 noch einmal etwa 40 Prozent ansteckender als BA.1. Zweitens schütze nicht einmal eine überstandene BA.1-Infektion vor einer weiteren Infektion mit BA.2 (zumindest bei Hamstern und Mäusen). Und drittens habe BA.2 deutlich mehr Potenzial für schwere Verläufe als BA.1, die Viruslast im Lungenbereich sei erheblich größer, vergleichbar mit älteren Virusvarianten, die vor Omikron vorherrschend waren.

Die in der Studie erhobenen Daten deuten laut ihrer Autoren darauf hin, dass "BA.2 die gefährlichste Variante für die Gesundheit weltweit ist". Auf Grundlage dieser Ergebnisse schlagen die Autoren vor, BA.2 als einzigartige besorgniserregende Variante anzuerkennen und sie genauestens zu überwachen.

Wir schlagen vor, BA.2 einen Buchstaben des griechischen Alphabets zu geben.

Autoren der japanischen Preprint-Studie zu BA.2

Immunresistenz von Omikron BA.2

Um die virologischen Eigenschaften von BA.2 aufzudecken, haben die an der Studie beteiligten Wissenschaftler einen Neutralisationstest mit Pseudoviren und den durch Impfung ausgelösten neutralisierenden Antikörpern durchgeführt.

Ähnlich wie BA.1 war dabei auch BA.2 hochgradig resistent gegen Impfstoffe und gegen das Antiserum von Genesenen, die sich mit früheren Varianten einschließlich Delta infiziert hatten.

Außerdem war BA.2 fast vollständig resistent gegen zwei therapeutische monoklonale Antikörper, Casirivimab und Imdevimab, und 35-mal resistenter gegen einen anderen therapeutischen Antikörper, Sotrovimab, als das Stammvirus B.1.1.

Zum gleichen Ergebnis, was die Verabreichung monoklonaler Antikörper angeht, kommt auch eine weitere Preprint-Studie aus den USA. Dort heißt es, dass "BA.2 von keinem der therapeutischen monoklonalen Antikörper, einschließlich Sotrovimab und den monoklonalen Evusheld-Antikörpern, mit nachweisbarem Titer neutralisiert wird". Das bedeutet, die bisher angewendeten Behandlungsmethoden bei Menschen mit gehemmtem Immunsystem dürften bei einer BA.2-Infektion wirkungslos bleiben.

BA.2: Viruslast in der Lunge neunmal höher

Die japanischen Wissenschaftler verglichen die Viruslast im Lungenbereich von Hamstern, die mit verschiedenen Varianten von Sars-CoV-2 infiziert waren. Dabei war die virale RNA-Last nach BA.2-Infektion mehr als neunmal so hoch wie bei Omikron-Subtyp BA.1. Diese und weitere Daten führten die Studienautoren zu dem Schluss, dass sich BA.2 schneller und effizienter im Lungengewebe ausbreitet als BA.1.

Studien mit Daten von Menschen nötig

Für die Studie lagen nur 17 Proben von genesenen Menschen vor, die mit BA.1 infiziert waren, darunter nur drei von Ungeimpften. Bei ihnen konnte nur ansatzweise beobachtet, aber nicht statistisch signifikant nachgewiesen werden, was bei Hamstern und Mäusen eindeutig war: dass eine frühere Infektion mit BA.1 nicht vor einer weiteren Infektion mit BA.2 schützt. Das, so schreiben die Autoren, sollte in einer künftigen Untersuchung eingehend überprüft werden.

Variante BA.2 in Deutschland

Wie im obigen Diagramm zu sehen, besagen die neuesten Zahlen, dass BA.2 in Kalenderwoche 5 (31. Januar bis 6. Februar) schon für 14,9 Prozent aller untersuchten positiven Proben in Deutschland verantwortlich war. Die Tendenz ist weiter steigend. Es ist davon auszugehen, dass BA.2 wie schon in mehreren Ländern der Welt auch in Deutschland bald vorherrschend sein wird.

Das RKI merkt dazu an, durch die leichtere Übertragbarkeit dieser Untervariante "sei eine langsamere Abnahme oder eine erneute Zunahme der Fallzahlen nicht auszuschließen".