Ein Mädchen bekommt eine Corona-Impfung
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Covid-19 Corona-Impfung für fünf- bis elfjährige Kinder gut verträglich

19. Oktober 2021, 15:19 Uhr

Bereits ab Mitte Oktober könnten die ersten Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren den Biontech-Impfstoff bekommen. Laut klinischen Tests sei die Impfung gut verträglich und bewirke eine stabile Immunantwort.

Biontech und Pfizer haben bei der europäischen Arzneimittelagentur EMA die Erweiterung der Zulassung ihres Corona-Impfstoffs für Kinder im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren beantragt. Kurz zuvor hatten die beiden Impfstoffhersteller bereits einen entsprechenden Antrag bei der US-Behörde FDA eingereicht. Wie lange die EMA jetzt für die Entscheidung benötigt, ist aktuell noch nicht bekannt. Auch nach einer Zulassung ist nicht wahrscheinlich, dass die Ständige Impfkomission (Stiko) in Deutschland die Impfung sofort für alle Kinder empfiehlt. Denn bei der klinischen Studie haben die teilnehmenden 2.268 Kinder den Impfstoff zwar sehr gut vertragen. Doch die Gruppe ist relativ klein, um seltene Nebenwirkungen auszuschließen. Gut möglich also, dass die Stiko bis zu einer allgemeinen Empfehlung wieder einige Monate abwartet, bis Daten aus anderen Ländern vorliegen.

Bereits Ende september hatten Biontech und Pfizer die Ergebnisse ihrer klinischen Phase-3-Studie mit Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren mitgeteilt. Bei ihren wurde eine niedrigere Dosis verabreicht, als bei Erwachsenen. Sie hatten nur 10 Mikrogramm erhalten, das entspricht einem Drittel der Impfstoffmenge, mit der Jugendliche und Erwachsene geimpft werden.

Kinder bekommen ein Drittel der Impfdosis von Erwachsenen

Wie bei den Erwachsenen werden auch die Kinder mit zwei Impfdosen im Abstand von drei Wochen geimpft. "Die Antikörper-Reaktionen bei den Teilnehmern, denen eine Dosis von zehn Mikrogramm verabreicht wurde, war vergleichbar mit denjenigen aus einer früheren Studie von Pfizer/Biontech-Studie bei Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren, die eine 30 Mikrogramm-Dosis erhalten hatten", so die Mitteilung der beiden Unternehmen. Auch die Impfreaktionen seien mit den bei Älteren vergleichbar.

Die EMA und die FDA müssen die Daten nun prüfen. "Wir sind froh, dass wir vor dem Beginn der Wintersaison den Zulassungsbehörden die Daten für die Gruppe von Kindern im Schulalter vorlegen können", sagte Biontech-Chef Ugur Sahin laut Mitteilung. Bereits vor einigen Wochen hatte Firmenmitgründerin Özlem Türeci dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" gesagt, dass die Produktion des in der Dosis reduzierten Impfstoffs begonnen habe.

Sahin: Noch 60 Tage Zeit, um harten Winter zu vermeiden

Bis zum Jahresende sollen auch die Studiendaten zu den jüngeren Kindern ab sechs Monaten vorliegen. Die Untersuchung des Impfstoffs bei Kindern läuft bereits seit März 2021. Drei verschiedene Dosierungen in drei verschiedenen Altersgruppen (sechs Monate bis unter zwei Jahre, zwei bis unter fünf Jahre und fünf bis unter zwölf Jahre) werden untersucht. Wie die "Pharmazeutische Zeitung" berichtet, wird der Impfstoff von Moderna aktuell ebenfalls in der Altersgruppe von sechs Monaten bis zwölf Jahren in drei verschiedenen Dosierungen getestet.

Zugleich forderten die beiden Biontech-Gründer, alles daran zu setzen, in den kommenden Wochen noch unentschiedene Menschen von einer Impfung zu überzeugen. "Noch bleiben uns als Gesellschaft etwa 60 Tage Zeit, um einen harten Winter zu vermeiden", sagte Sahin. "Wir sollten das uns Mögliche tun, in diesen knapp zwei Monaten so viele Menschen wie möglich zu mobilisieren."

Impfung soll neue Schulschließungen unnötig machen

Mit den Impfungen für jüngere Kinder könnten auch mögliche Schulschließungen wie im vergangenen Lockdown verhindert werden. Wie neue Studien ergaben, habe sich dadurch die Zahl der Kinder mit Angststörungen und Depressionen verdoppelt. Aktuell steigt zwar die Zahl der mit Covid-19 infizierten Kinder, die ins Krankenhaus eingeliefert werden. Aber nur in einem von zehn Fällen sei die Infektion der Grund für die Einlieferung, wie der Kinderarzt Prof. Jürgen Dötsch erläutert. Wie bei den Erwachsenen seien chronische Vorerkrankungen meist der entscheidende Faktor dafür, ob es zu einem schweren Verlauf komme oder nicht.

cdi/ens/afp

Hinweis: In diesem Beitrag wurden die zeitlichen Angaben hinsichtlich einer möglichen Zulassung für den Impfstoff am 19. Oktober auf den neuesten Stand gebracht.

17 Kommentare

DermbacherIn am 22.09.2021

Wahrheit ist eine multiperspektivische Angelegenheit. Gerade unser Umgang mit Covid-19 zeigt das aufs Deutlichste. In einer auf Vernetzung basierenden Welt strenge Grenzen zu ziehen, ist nicht sinnvoll, wenn es denn überhaupt möglich ist. So viel Aufmerksamkeit könnte sowieso niemand aufbringen, um all seine Quellen so zu prüfen, dass sie über jeden möglichen Zweifel erhaben sind. Und wieso sollte ich den Beitrag eines christlich Konservativen zu einem Thema per se ablehnen, wenn er eine Thematik interessant zuspitzt? Ich nutze ja auch Infrastruktur und Technologien, die im Faschismus gebaut und erdacht wurden, ohne mich mit dieser Ideologie gemein zu machen. Wenn wir einander erkennen und verstehen wollen, müssen wir uns in unserer Gesamtheit wahrnehmen. Aus einzelnen Aspekten Urteile abzuleiten, ist zwar typisch für unseren gegenwärtigen Zeitgeist, aber auch verantwortlich dafür, dass dieser so verfahren ist. Haben wir mehr Mut, die Augen aufzumachen.

MDR-Team am 17.09.2021

@Elbufer,
nein, zum Zeitpunkt der 600-Inzidenz waren nicht 100% der Einwohner vollständig geimpft. Bitte lesen Sie dazu den bereits verlinkten Artikel: https://www.mdr.de/wissen/corona-gibraltar-hohe-inzidenz-hohe-impfquote-100.html
Der volle Impfschutz tritt außerdem erst 14 Tage nach der zweiten Impfung ein. So wie sich bisher Anspannungssituationen durch steigende Hospitalisierungsraten zeitlich verzögert gezeigt haben, verhält es sich auch mit der Entspannung. Und ausgehend vom Hoch der 7-Tage-Inzidenz bei 600 ist der Wert stetig gesunken und liegt nun bei fast Null - ein deutlicher Beleg für die Wirkung der Impfung.
Zu 3.: Ja, auch Geimpfte können infektiös sein. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch extrem gering - viel geringer als bei Ungeimpften. Auch sind infizierte Geimpfte für einen kürzeren Zeitraum infektiös. (Quelle: https://www.mdr.de/wissen/wie-ansteckend-sind-infizierte-geimpfte-gefahr-durch-durchbruchsinfektion-covid-corona-100.html)

Elbufer am 17.09.2021

Irgendwie reden wir aneinader vorbei. Deshalb hier mal ein paar konkrete Fragen:
1. 100% der Einwohner von Gibraltar (ab 12 Jahren) sind geimpft, richtig?
2. Wenn 100% geimpft sind und die Inzidenz bei 600% liegt, dann kann man doch nicht davon sprechen "Je mehr Menschen geimpft sind, um so weniger Chancen hat das Virus, sich zu verbreiten." , oder?
3. Auch Geimpfte können sich mit dem Virus infizieren und diesen verbreiten (in einem ähnlichen Maß wie Ungeimpfte), oder?
4. Somit bringt auch eine 2G-Regel nichts im Hinblick auf die Ausbreitung des Virus (siehe 2G-Party in Münster: 380 Teilnehmer geimpf bzw. genesen unter Einhaltung der Coronaschutzregeln, Ergebnis nach der Party: mind. 72 Corona-positiv)