Forschung Endometriose: Fusobakterien als Auslöser?
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15. Juni 2023, 08:56 Uhr
Was löst die schmerzhafte Unterleibserkrankung Endometriose aus? Eine Forschungsarbeit nimmt Fusobakterien ins Visier, Bakterien, die zum Beispiel in der Mundflora vorkommen.
Die Unterleibs-Erkrankung Endometriose könnte unter anderem durch Fusobakterien ausgelöst werden. Das berichtet eine Studie im Fachblatt "Science Translational Medicine". Eine Forschungsgruppe berichtet, dass in einer Gruppe von 155 Frauen bei 64 Prozent der Patientinnen mit Endometriose Fusobakterien gefunden wurden. Dagegen gab es bei weniger als zehn Prozent der Kontrollpersonen diese Bakterien in der Gebärmutterschleimhaut. Bei Laborversuchen mit Mäusen entdeckte man dann, dass Infektionen mit Fusobakterien dafür sorgen, dass sich übermäßig viele Myofibroblasten aus Fibroblasten bilden. Normalerweise sorgen Myofibroblasten nach Verletzungen für die Wundheilung und Narbenbildung. Werden besonders viele davon produziert, können sie das Gewebe stark verändern. Bei den Mäusen, denen für die Studie Fusobakterien eingesetzt wurden, verschlimmerten sich die für Endometriose typischen Gewebeveränderungen (Läsionen). Antibiotika ließen diese Läsionen schrumpfen und verhinderten die Endometriose.
Was ist Endometriose und was sind ihre Symptome?
Das Endometrium ist die Gebärmutterschleimnaut. Als Endometriose bezeichnet man eine krankhafte Wucherng der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter, auch im gesamten Bauchraum. Diese Wucherungen verursachen lokale Entzündungsreaktionen, was während der Menstruation für starke Schmerzen sorgt. Was die Erkrankung auslöst, ist bislang nicht bekannt.
Die Forschungsgruppe räumt ein, dass ihre Arbeit schlussendlich nicht zeigt, ob Fusobakterien nun Auslöser, Folge oder Nebeneffekt der Endometriose sind. Unklar bleibt auch der Übertragungsweg, sowohl die Mundhöhle als auch Vagina seien denkbar. Außerdem seien die Ergebnisse der Mäuseversuche nicht auf den Menschen übertragbar, u.a. weil Mäuse-Weibchen keinen Menstruationszyklus haben.
Prof. Dr. Matthias Beckmann, Sprecher des Endometriosezentrums der Unikinik Erlangen spricht von einer spannenden Hypothese, Fusobakterien als Auslöser für Endometriose ins Visier zur nehmen. Die Krankheit mit Antibiotika zu behandeln, sei ein wichtiger Gedanke. Es müsse mehr Geld für die Erforschung der Krankheit eingesetzt werden. - Endometriose gilt laut Endometriose-Vereinigung Deutschland mit 40.000 Neuerkrankungen im Jahr als zweithäufigste gynäkologische Erkrankung.
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Die komplette Studie leben Sie hier im Original.
lfw/scm