Nachgefragt Diesel-Lkw, der Wasserstoff tankt, kommt 2022

20. April 2021, 11:35 Uhr

Wasserstoff-Entwicklungen gehören zu den vielversprechendsten Zukunftstechnologien. Vor rund zwei Jahren sorgte die Nachricht für Furore, dass das Münchner Startup Keyou an einem Typ von Bussen arbeitet, der mit Wasserstoff auf Dieselmotoren-Basis fährt – entwickelt u.a. zusammen mit der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Damals hieß es, dass die Busse bereits 2020 in Serie gehen sollten.

Gibt es neue Erkenntnisse zu dem Thema? Diese Frage stellte uns MDR WISSEN-User P. Leyende aus Mechernich jetzt. Und hier ist die Antwort.

Der Termin 2020 wurde nicht gehalten. Die Umsetzung verschiebt sich mindestens bis ins Jahr 2022. Auf Anfrage von MDR-Wissen antwortet Keyou-Pressesprecher Roberto-Fabio Nobile, dass ein Prototyp Ende dieses bis Anfang kommenden Jahres fertig werden soll. Circa sechs Monate später solle dann ein 18-Tonnen-LKW-Modell mit dem Wasserstoffverbrennungsmotor in den Testbetrieb für potentielle Endkunden gehen. Den Müchnern kommt dabei auch zu Gute, dass die Europäische Union die Wasserstoff-Technik inzwischen zur Null-Emissions-Technik erklärt hat.

Uni Magdeburg mit mehreren Wasserstoff-Projekten

Auch wenn das letzte gemeinsame Projekt von Keyou und der Magdeburger Otto-von-Guericke Universität abgeschlossen ist, forscht die Universität auf dem Gebiet der Wasserstoff-Forschung intensiv weiter, wie Prof. Hermann Rottengruber vom Institut für Mobile Systeme betont. Dazu gehört ein Motor für Wasserstoff-Triebwagen für die Dessau-Wörlitzer Eisenbahn sowie ein Projekt mit einem sachsen-anhaltischen Stadtwerk, bei dem die Energie aus einem nahe gelegenen Windpark genutzt werden soll. Allerdings will Rottengruber hier nicht ins Detail gehen, da die Machbarkeitsstudie dazu noch nicht fertig ist. Außerdem soll im neuen "Center for Method Development" der Uni Magdeburg am Standort Barleben an umweltverträglichen Antriebssystemen geforscht werden.

Zum Thema Keyou erklärt der Wissenschaftler, dass die Firma Großes geleistet habe, um die Forschung zu Wasserstoff-Dieselmotoren nach vorn zu bringen. Eletromobilität sei zwar seit Jahren das Maß der Dinge, aber die Energiespeicherung nach wie vor das Problem – und hier seien die Wasserstoff-Motoren eine von mehreren Lösungen, bis die Batterietechnik so weit vorangeschritten ist, dass sie auch für Nutzfahrzeuge mit ihrem weitaus höheren Energiebedarf funktioniert.

Prof. Hermann Rottengruber von der Universität Magdeburg
Bildrechte: OVGU Magdeburg

Die Branche ist aufgewacht, es gibt dort extrem viele Aktivitäten und die Ministerien fördern wieder mehr. Zumindest als Brückentechnologie bis 2050-2060 wird der Wasserstoff-Motor ein Platzhirsch sein. Denn von der Energieausnutzung ist er bei LKW und Bussen ähnlich gut wie die Brennstoffzelle.

Prof. Hermann Rottengruber, Uni Magdeburg

cdi

1 Kommentar

bert adorf am 14.03.2021

MDR Wissen, ich würde gerne etwas wissen.: Warum Wasserstoff? Auch wenn Wasserstoff bei Herstellungsprozessen abfällt, es ist doch ein hoher energetischer Aufwand nötig Wasserstoff zu speichern und zu lagern.
Warum den Wasserstoff nicht weiterverarbeiten zu synthetic fuels, die wie herkömmlicher Treibstoff gelagert, transportiert und benutzt werden können. Eine Wasserstofftankstelle zu bauen kostet meines Wissens 1-1,5 Mio Euro.
Warum Wasserstoff im Dieselmotor? Im Ottomotor funktioniert das bereits, beim Diesel wird es aufwändiger. Brennstoffzelle wäre m.M. sinnvoller, auch die würden mit anderen Brennstoffen als Wasserstoff funktionieren, wo die Speicherung einfacher ist.
Was ist mit NOx Emissionen im Dieselmotor? Die müssten ja auch bei Wasserstoffbetrieb auftreten.
Bitte bleiben Sie an diesem Thema dran.