Silhouette einer Frau am Schreibtisch mit Rückenschmerzen.
Die Zeit, die Deutsche sitzend verbringen, nimmt weiter zu. Mittlerweile sind es an Werktagen durchschnittlich 9,2 Stunden. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Wissen-News Deutsche sitzen immer länger, nur 17 Prozent leben gesund

15. August 2023, 11:12 Uhr

Nur etwa jede(r) sechste Deutsche lebt rundum gesund, was körperliche Aktivität, Ernährung, Alkohol- und Tabakkonsum sowie Stressempfinden betrifft. Am ungesündesten leben 30- bis 45-jährige. Besorgniserregend sei vor allem das lange Sitzen, das jährlich zunehme und das Risiko für das Entstehen von Herzerkrankungen, Krebs und Typ-2-Diabetes erhöhe.

Ein neuer Report der Deutschen Sporthochschule Köln und der Deutschen Krankenversicherung (DKV) zeigt besorgniserregende Trends in der Lebensweise der Deutschen auf. Trotz der nachlassenden Belastungen durch die Corona-Pandemie ist Deutschland weit davon entfernt, als gesund lebende Republik bezeichnet zu werden.

Insbesondere die zunehmende Sitzdauer der Bundesbürger gibt Anlass zur Sorge. Die Studie, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde, zeigt, dass die Deutschen immer mehr Zeit im Sitzen verbringen - sei es im Auto, bei der Arbeit oder vor Bildschirmen. Dieser Trend wird von Fachleuten als Alarmsignal gesehen. Langes Sitzen kann das Risiko für Herzerkrankungen, Krebs und Typ-2-Diabetes erhöhen, warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die aktuellen Daten zeigen, dass die Bundesbürger an Werktagen durchschnittlich 9,2 Stunden sitzen, ein Anstieg von 1,7 Stunden seit 2015. Besonders die 18- bis 29-Jährigen sind betroffen, die mehr als 10 Stunden täglich sitzen.

Ingo Froböse, einer der wissenschaftlichen Leiter der Studie, betont die Notwendigkeit von Bewegung als alltägliche Routine. Er fordert, dass Sport wieder einen zentralen Platz in der Gesellschaft einnimmt, um den gesundheitlichen Risiken des langen Sitzens entgegenzuwirken. Die WHO empfiehlt Erwachsenen mindestens 150 bis 300 Minuten moderat-intensive Bewegung pro Woche.

Nur 17 Prozent der Befragten (14 Prozent der Männer, 20 Prozent der Frauen) erreichen nach den Kriterien des Reports Werte, die einem rundum gesunden Leben in sämtlichen abgefragten Bereichen gleichkommen: Dazu zählen körperliche Aktivität, Ernährung, Alkohol- und Tabakkonsum sowie Stressempfinden. Das werten die Verfasser als niedriges Niveau. Der Anteil hat sich nach einem Knick im Corona-Jahr 2021 mit damals nur elf Prozent aber immerhin wieder auf dem Niveau der Zeit vor der Pandemie eingependelt. Am seltensten legen 30- bis 45-Jährige eine rundum gesunde Lebensweise an den Tag.

Als positive Entwicklung hebt der Bericht unter anderem sinkende Raucherzahlen hervor (85 Prozent rauchen nicht). Und auch beim Umgang mit Stress seien Fortschritte zu verzeichnen. Die Ergebnisse der Befragung von 2.800 Erwachsenen seien repräsentativ, heißt es im Report. Körperliche Untersuchungen gab es allerdings nicht. Die Verfasser selbst weisen auf das Risiko hin, dass Befragte am Telefon eher sozial erwünschte Antworten geben könnten. Sie könnten zum Beispiel behaupten, regelmäßiger Gemüse zu essen als sie das in Wahrheit tun. Insofern sei nicht ausgeschlossen, dass der Report sogar noch ein zu positives Bild zeichnet.

(rr/dpa)

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