Archäologische Ausgrabungsstätte der Bronzezeit-Metropole Hazor im Norden Israels
Die archäologische Ausgrabungsstätte der antiken Stadt Hazor im Norden Israels. Bildrechte: Maryam Matta

Wissen-News Hazor: Deutsche Forscher wollen Ursprünge des Volkes Israel beleuchten

22. April 2024, 16:40 Uhr

Forscher der Uni Oldenburg wollen anhand der Besiedlungsgeschichte der antiken Metropole Hazor auch die Ursprünge des Volkes Israel genauer untersuchen. Die Stadt im heutigen Norden des Staates Israel diente einst als identitätsstiftendes Gegenbild der Israeliten.

Forscher der Universität Oldenburg wollen die Ursprünge des Volkes Israel genauer beleuchten. Im Fokus des Projekts unter Leitung des Alttestamentlers und Archäologen Benedikt Hensel steht die Besiedlungsgeschichte der eisenzeitlichen Metropole Hazor. Hensel und sein Team wollen die kulturellen und ethnischen Veränderungen in der Levante im Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit analysieren. Dabei wollen sie untersuchen, wie sich im Verlauf dieses Umbruchs die Identität des Volkes Israel herausbildete.

Archaeologie 5 min
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Die Ruinen der antiken Stadt Hazor liegen im Norden Israels, nördlich des Sees Genezareth. Der Ort wurde erstmals in der frühen Bronzezeit vor 5.000 Jahren besiedelt. An der Kreuzung mehrerer Handelsrouten gelegen, entwickelte sich Hazor bis zur Spätbronzezeit zu einer regionalen Metropole mit 15.000 Einwohnern. Um 1300 v.Chr. wurde die Stadt aus unbekannten Gründen zerstört und aufgegeben. In der Eisenzeit (ab 1.200 v.Chr.) fand eine Wiederbesiedlung statt, jedoch in deutlich kleinerem Rahmen. Welcher Kultur die Bewohner von Hazor angehörten, ist bislang unbekannt. Im Buch Josua des Alten Testaments der Bibel wird geschildert, wie die Israeliten das von Kanaanitern bewohnte Hazor eroberten. Die Historizität dieser Passagen ist jedoch umstritten, da die Texte aus einer wesentlich späteren Zeit stammen.

Illustration eines Marktes in der Bronzezeit 3 min
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3 min

In der östlichen Mittelmeerregion hat man schon vor über 3.000 Jahren exotische Früchte wie Bananen sowie Gewürze aus Asien verspeist. Bereits in der Bronzezeit bestanden Handelskontakte in weit entfernte Gebiete.

MDR FERNSEHEN Di 22.12.2020 15:19Uhr 03:00 min

https://www.mdr.de/wissen/audios/lebensmittel-aus-asien-zur-bronzezeit-im-mittelmeer-raum-102.html

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Hensel und sein interdisziplinäres Forscherteam untersuchen die Wiederbesiedlung von Hazor nun genauer. Sie wollen herausfinden, welche kulturelle und ethnische Identität die neuen Siedler hatten und wie sie mit den Ruinen der bronzezeitlichen Metropole umgingen. Unter anderem soll geklärt werden, warum die Neusiedler bestimmte Stadtbezirke wie den als Siedlungsschwerpunkt idealen ehemaligen Tempelbezirk der Oberstadt mieden. Zudem wollen die Forscher das "Andenken an Hazor und die Kanaaniter innerhalb der biblischen Tradition" rekonstruieren und herausfinden, wie diese Geschichte mit dem Bild vom Ursprung des Volkes Israel als früher Stammeskultur verbunden ist. Hensel zufolge diente Hazor als Gegenbild der Israeliten, durch das mit literarischen Mitteln die Identität des biblischen "Israel" gezeichnet wurde.

(dn)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 02. November 2020 | 12:55 Uhr

3 Kommentare

part vor 3 Wochen

Etwas wichtiger wäre heraus zu finden, wie war das Klima damals und die Vegetation bei den Völkern der Ziegenzüchter, die ihre Umwelt nachhaltig verändert haben. Ich denke, es sind dort im Laufe der Zeit so viele Heerscharen durchgezogen, dass es eine gesunde Mischung gegeben hat zwischen den Stämmen und Völkern, so wie bei uns in Europa ebenfalls. Leider wird zu oft von Städten gesprochen bei Ortschaften, die kaum mehr waren als Dörfer. Erschrecklich aber ist, dass es der Aberglaube von damals bis in unsere heutige Zeit geschafft hat zu überleben.

MDR-Team vor 3 Wochen

"Hensel und sein interdisziplinäres Forscherteam untersuchen die Wiederbesiedlung von Hazor nun genauer. Sie wollen herausfinden, welche kulturelle und ethnische Identität die neuen Siedler hatten und wie sie mit den Ruinen der bronzezeitlichen Metropole umgingen. Unter anderem soll geklärt werden, warum die Neusiedler bestimmte Stadtbezirke wie den als Siedlungsschwerpunkt idealen ehemaligen Tempelbezirk der Oberstadt mieden."

Soweit geht Michael Wolffsohn nicht zurück und hat einen anderen Schwerpunkt bei der Betrachtung der Geschichte.

Auch der Rest Ihrer Anmerkungen ist für dieses Forschungsprojekt unerheblich.
Herzliche Grüße

Volker von Alzey vor 3 Wochen

Bitte unbedingt Michael Wolffsohn in die Forschung einbeziehen und die Sammelbezeichnung Semiten, für die verschiedenen Stämme aus der Region entwirren.
Mich würden auch die Verbindung zum zweiten größeren Jüdischen Königreich, der „Chasaren „interessieren. Dieses Reich mit großen Einfluss auf das Osteuropäische Judentum, wird in Deutschland, völlig totgeschwiegen.

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