Buchsbaumzünsler
Der Buchsbaumzünsler gehört zu den invasiven Insekten, die in Europa große Schäden anrichten. Bildrechte: IMAGO/blickwinkel

Neozoen und Neophyten Invasive Insekten kommen, wenn invasive Pflanzen schon da sind

07. Juni 2023, 13:01 Uhr

Bevor eine invasive Insektenart (Neozoon) in einem neuen Territorium Fuß fasst, sind meist gebietsfremde Pflanzen (Neophyten) eingewandert. Besonders Ökosysteme in den Tropen und der polaren Tundra sind gefährdet.

Echte und gemeine Goldrute
Die kanadische Goldrute - hübsch, aber leider invasiv. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Die kanadische Goldrute blüht schön gelb. Begeisterte Kleingärtner brachten sie deshalb aus Nordamerika mit in alle Welt. Seit vielen Jahrzehnten blüht sie deshalb auch bei uns – leider nicht nur in den Gärten, sondern auch entlang von Bahnstrecken und anderen geeigneten Standorten. Von der beliebten Gartenschönheit hat sich das Gewächs zur invasiven Pflanzenart entwickelt. Und damit vergrößert die Goldrute leider auch die Gefahr, dass invasive Insektenarten folgen. Das zeigt eine neue Studie von Forschenden der Universität Lausanne in der Schweiz, die jetzt im Magazin PNAS erschienen ist.

Aktuell einwandernde Insekten folgen Pflanzen, die bereits seit 100 Jahren hier sind

Der Ökologe Aymeric Bonnamour und seine Kollegen haben Datensätze zum Auftauchen verschiedener invasiver Pflanzen- und Tierarten in gebietsfremden Ökosystemen bis in das Jahr 2010 gesammelt und analysiert. Dabei nahmen sie die weltweiten acht biogeographischen Hauptregionen in den Fokus. Mit statistischen Methoden werteten sie dann aus, ob ein Zusammenhang zwischen dem Auftauchen einer Pflanzenart und dem von Insekten wahrscheinlich ist.

Tatsächlich zeigte sich, dass die Insekten den Pflanzen folgten, allerdings oft in großem zeitlichen Abstand. So hingen aktuell beobachtete Insekteninvasionen häufig zusammen mit Pflanzen, die bereits um das Jahr 1900 herum eingewandert waren. Zugleich war der Zusammenhang statistisch deutlicher als mit anderen sozioökonomischen Faktoren.

Zwanzigfacher Anstieg invasiver Insektenarten in den Tropen erwartet

Aus der beobachteten zeitlichen Verschiebung zwischen Pflanzen- und Insekteneinwanderung schließen die Forschenden, dass aktuell rund 3.442 Insektenspezies in ursprünglich fremden Gebieten invasiv werden könnten. Damit würde die Zahl der Insekteninvasionen um rund 35 Prozent steigen. Besonders gefährdet davon sind die tropischen Regionen in Afrika und Südostasien, wo es bald zehn- bis zwanzig Mal so viele invasive Insektenarten geben könnte. Auch in der sogenannten Paläarktis, die neben Europa weite Teile Asiens umfasst, rechnen die Autoren mit der Zunahme solcher Einwanderungen.

Invasive Pflanzen- und Tierarten können Ökosysteme gefährden und die Biodiversität drastisch reduzieren, da sie oft nicht nur heimische Spezies verdrängen, sondern auch Nahrungsketten stören oder unterbrechen und Lebensräume und Nischen vernichten. Die Autoren der Studie empfehlen daher, die Einfuhr gebietsfremder Pflanzen nach Möglichkeit zu verhindern, um kommenden Insekteninvasionen vorzubeugen.

(ens)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Thüringen Journal | 24. Mai 2023 | 19:00 Uhr