Pressekonferenz zu gescheiterter Mondlandung
Betretene Gesichter bei ispace. Die Mondlandung der privaten japanischen Firma ist offenbar gescheitert. Bildrechte: Ispace

Raumfahrt Erste private Mission: Japans Landung auf dem Mond gescheitert

25. April 2023, 21:09 Uhr

Der kommerzielle japanische Mondlander "Hakuto-R" sollte am Dienstag (25.4.) gegen 18.40 Uhr (MESZ) auf dem Erdtrabanten aufsetzen. Offenbar ist die Landung gescheitert. Es wäre die erste erfolgreiche private Mondmission gewesen.

Update 25-04.2023 20:30: Kein Funkkontakt zum Lander

Das japanische Start-Up-Unternehmen ispace ist offenbar mit dem Versuch gescheitert, als erstes Privatunternehmen eine Sonde auf den Mond zu bringen. Wie das Unternehmen am Mittwoch (Ortszeit) eine knappe halbe Stunde nach der geplanten Landung mitteilte, brach der Funkkontakt mit seinem Mondlander Hakuto-R ab. "Wir müssen daher annehmen, dass wir die Landung auf der Mondoberfläche nicht beenden konnten", erklärte ispace-Gründer Takeshi Hakamada.

Ein Erfolg der Mission war aber von Anfang an keinesfalls sicher. Im April 2019 war die israelische Non-Profit-Organisation SpaceIL bereits mit einem ähnlichen Versuch gescheitert. Ihre Sonde zerschellte auf der Oberfläche des Mondes. Bislang ist es nur den USA, Russland und China gelungen, Roboter auf den rund 400.000 Kilometer entfernten Erdtrabanten zu bringen.

Das private japanische Raumfahrtunternehmen ispace war nach mehreren Startverschiebungen am 11. Dezember 2022 zum Mond aufgebrochen. Neben dem Landefahrzeug Hakuto-R 1 befindet sich auch Mond-Rover an Bord der ispace Mission 1 (kurz: M1), die mit einer Falcon 9-Rakete von SpaceX vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida gestartet war.  

Der Rashid-Rover wurde von den Vereinigten Arabischen Emiraten gebaut. Für die VAR wird es ihre erste Mondmission sein, aber nicht die erste planetare, mit ihrer "Hope"-Raumsonde sind sie seit Februar 2021 in der Marsumlaufbahn. Auch der Lunar Flashlight Cubesat wird mit der Mission mitfliegen, um Wassereisvorkommen auf dem Mond zu untersuchen. Dieser sollte ursprünglich mit der Mondmission Artemis I ins All aufbrechen.

Im Gepäck befindet sich auch eine Musik-CD der japanischen Rockband Sakanaction und dem Song "Sorato". Der Name ist dem ursprünglich entwickelten Mond-Rover gewidmet, der während des Google Lunar X-Prize gebaut wurde. Einem Wettbewerb, der den kommerziellen, privaten Raumfahrtsektor fördern sollte. Daraus hat sich die Raumfahrtfirma ispace entwickelt.

Eine künstlerische Darstellung des Hakuto-R Mondlandefahrzeugs auf dem Mond. Im Hintergrund sind das Schwarz des Weltalls und die Erde zu erkennen. Die Klappe des Landefahrzeugs ist auf und der kleine Rashid-Rover fährt gerade auf die Mondoberfläche.
So sollte es nach gelungener Landung aussehen: Das Hakuto-R Mondlandefahrzeug auf dem Mond. Im Hintergrund sind das Schwarz des Weltalls und die Erde zu erkennen. Die Klappe des Landefahrzeugs ist offen und der kleine Rashid-Rover fährt gerade auf die Mondoberfläche. Bildrechte: MDR, ispace

In Deutschland montiert und getestet

Im Mai 2022 wurde im deutschen Lampoldshausen (Baden-Württemberg) bei der Ariane Group die Montage des Landegeräts abgeschlossen. Bei der IABG GmbH in Ottobrun (Bayern) wurden die abschließenden Vibrations-, Thermalvakuum-, Masseeigenschaften- und Funktionstests durchgeführt.

"Hakuto" bedeutet im Japanischen "weißer Hase", der in der japanischen Mythologie auf dem Mond lebte. Das "R" steht für englisch reboot, Neustart. Um weniger Treibstoff mitführen zu müssen, hat die Landefähre eine längere, energieeffizientere Route zum Mond genommen, bei der die Schwerkraft von Erde und Sonne zum Antrieb genutzt wurde. "Hakuto-R" soll sanft in einem Gebiet namens Atlas-Krater aufsetzen, am südöstlichen Außenrand des Mare Frigoris (lat. Meer der Kälte). Das lang gezogene Meer befindet sich im Norden der uns zugewandten Mondseite. Erkennen kann man es an seiner dunklen Färbung. Bei einer erfolgreichen sanften Landung wäre ispace das erste kommerzielle Unternehmen auf dem Mond.

Hier können sie die Landung live verfolgen

Ein arabischer Rover soll über den Mond fahren

Nach der Landung soll der Rashid-Rover der Vereinigten Arabischen Emirate auf die Mondoberfläche fahren. Er ist mit sechs wissenschaftlichen Instrumenten ausgestattet, von denen vier Kameras sind. Eine seiner Aufgaben wird die Untersuchung der thermischen Eigenschaften der Mondoberfläche sein. Zudem soll die Zusammensetzung und Partikelgröße von Mondstaub im mikroskopischen Detail erforscht werden.

Zusätzlich wurde eine Langmuir-Sonde am Rover verbaut. Sie soll das Plasma aus geladenen Teilchen untersuchen, das durch den strömenden Sonnenwind auf der Mondoberfläche entsteht. Laut Hannah Sargeant, Planetenforscherin an der Open University in Milton Keynes in Großbritannien, wird der Staub auf dem Mond elektrisch aufgeladen – wodurch der Staub an der Mondoberfläche haften bleibt. Ein bisher wenig untersuchtes Phänomen. "Es handelt sich um wirklich scharfe, winzige Körner, die überall hingelangen, überall haften bleiben und für Astronauten gefährlich sein können, wenn sie viel davon einatmen", so Sargeant.

Die Rover-Mission soll mindestens 14 Erdentage dauern – also einen Mondtag. Während dieser Zeit könnte der Rover mehrere Kilometer weit auf der Mondoberfläche vordringen.

Langfristige Pläne von ispace

In 2024 soll die nächste ispace Mission zum Mond aufbrechen, 2025 dann die dritte Mission. Die nächsten Missionen sollen dazu dienen, einen kosteneffizienten Mondtransportdienst zu etablieren. Laut dem CEO Takeshi Hakamada soll mit der M3 auch das Artemis-Programm der Nasa unterstützt werden. Ab der zehnten Mission sollen Wasserressourcen auf dem Mond erschlossen werden. Somit dient die M1 als Technologiedemonstration.

Links/Studien

pk/dpa/ap

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https://www.mdr.de/wissen/Satellitenschrott100.html

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2 Kommentare

C.T. vor 51 Wochen

Was für einen Zukunft soll es denn im All geben? Mehr als Satelliten brauchen wir nicht. Im All verbrennen wir nur Geld und hinterlassen unseren Müll... Ausser der Erde ist gibt es im Sonnensystem keinen weiteren geeigneten Lebensraum. Und die Entfernungen über das Sonnensystem hinaus sind viel zu groß als das es überhaupt Sinn machen würde darüber nachzudenken. Selbst mit 99,97% Lichtgeschwindigkeit (wofür wir ohne Kernfusion sowieso nie die nötige Energie aufbringen könnten) würden Reisen für die Zurückgebliebenen keinen Sinn ergeben, weil sie bei Rückkehr der Reisenden vermutlich tot oder sehr stark gealtert sind. Somit ist ein hin und her zwischen Sonnensystemen nur etwas für Si-Fi-Romane... Bestenfalls Archen, die tausende Jahre zum Ziel fliegen, um unabhängig von der Erde, eine Zivilisation zu gründen, wären sinnvoll (weil für die Reisenden selbst wegen der Längenkontraktion bei sehr hohen Geschwindigkeiten die Flugzeit signifikant sinkt).

Atze71 vor 51 Wochen

Wenn es die ehemals führenden Weltraumnationen nicht mehr hinbekommen, dann machen es eben andere. Die USA,Russland plus Anhängsel geben ihr Geld lieber für das Militär aus und vernichten lieber die Erde als in die Zukunft zu schauen. Viel Erfolg dem Rest der Welt....