Fahrräder am Straßenrand
Die Prototypen des autonomen Lastenrades der Uni Magdeburg. Bildrechte: OVGU

Kein Auto? Kein Problem! Autonomes Lastenrad aus Magdeburg rollt los

10. März 2021, 18:16 Uhr

Damit die Verkehrswende gelingt, braucht es Anstrengungen aus allen Richtungen. Das autonome Magdeburger Lastenrad fährt weiter in Richtung Straßentauglichkeit. Ab 2022 soll es den Verkehr der Landeshauptstadt ergänzen und sich bequem nutzen lassen.

Ein Viertel der CO2-Emissionen stammen aus dem Verkehr. Insbesondere Großstädte befinden sich am Rande des Verkehrskollaps: Rücksichtslos auf Rad- und Gehwegen geparkte Autos, giftige Dieselabgase und lange Staus sorgen für schlechtes Klima und schlechte Laune gleichermaßen. Eine innovative Alternative wird an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg entwickelt: Ein autonomes Lastenrad. Mit dem selbstfahrenden Drahtesel können die Einkäufe nach Hause gebracht, aber auch die eigenen Kinder befördert werden. Schon 2018 und auch im letzten Jahr hat MDR Wissen das Team um Dr. Stephan Schmidt in Magdeburg besucht.

Jetzt ist das Rad einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Straßenzulassung vorangekommen. In einer virtuellen Präsentation wurden Probandinnen und Probanden zu ihrer Einschätzung einer sicheren Konstruktionsweise und zur generellen Akzeptanz des autonomen Lastenrads befragt.

Wir haben untersucht, wie Personen reagieren, wenn in der Stadt ein autonomes Fahrrad an ihnen vorbeifährt und uns gefragt, wie das Fahrzeug deutlich machen kann, was es als nächstes vorhat, wo es hinfahren will.

Sigrid Salzer, Projektleiterin Mensch-Technik-Interaktion

Damit das Ergebnis nicht nur die Perspektive von Autofahrerinnen oder Radfahrern widerspiegelt, waren die knapp 250 Personen multimodal, also aus allen Verkehrsträgern gleichermaßen zusammengestellt. Auch hinsichtlich Alter waren alle Generationen Teil der Umfrage, denn die Teilnehmenden waren zwischen 18 und 81 Jahren alt.

Ein Pop-up Radweg wird zum Parken genutzt
Dass auf Radwegen Autos parken, ist auch in vielen Städten Mitteldeutschlands unschöne Normalität. Bildrechte: IMAGO / Sabine Gudath

LEDs statt Symbolen

Sieben Szenarien wurden dabei durchgespielt, darunter die Überquerung einer Straße, Hindernisse auf Fuß- oder Radwegen und Abbiegen an einer großen Kreuzung. Laut Wirtschaftsingenieurin und Medienpädagogin Sigrid Salzer (Zentrum für Produkt-, Verfahrens- und Prozessinnovation GmbH Experimentelle Fabrik) lieferte das Experiment wichtige Erkenntnisse:

Es hat sich gezeigt, dass etwa ein Lastenrad, das mit LEDs statt mit Symbolen auf dem Display mit seiner Umwelt kommuniziert, etwas besser abschneidet.

Sigrid Salzer

Generell kommt das autonome Lastenrad, ein Projekt, das bis Mitte 2022 aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert wird, sehr gut an, wie Salzer berichtet: "Insgesamt zeigt sich bei uns eine starke bis sehr starke Tendenz zu positiven Emotionen bei gleichzeitig überwiegend schwachen bis sehr schwachen Empfindungen negativer Emotionen." Weit mehr als die Hälfte der Teilnehmenden möchte das Rad selbst nutzen. Im nächsten Jahr könnte es schon so weit sein.

Magdeburg als Vorreiter

"Bis 2022 wollen wir mit einer Flotte von fünf E-Bikes den öffentlichen und individuellen Nahverkehr ökologisch und ökonomisch wirkungsvoll ergänzen", erklärt Stephan Schmidt vom Institut für Mobile Systeme der Universität Magdeburg. Außerdem soll im Umfeld des Universitätscampus in der Landeshauptstadt ein Bike-Sharing-System mit Fahrradruffunktion entstehen. Dann kann sich jeder und jede ein Rad zu einem beliebigen Standort rufen lassen und losradeln. Im Anschluss fährt das Rad selbstständig zurück ins Depot.

Mit einer weiteren Umfrage sollen potenzielle Nutzerinnen und Nutzer zum Zugang des autonomen Lastenrades befragt werden. Wer teilnehmen möchte, kann die Umfrage unter diesem Link finden.

5 Kommentare

MDR-Team am 11.03.2021

@Bernd_wb,
über die Kosten ist leider noch nichts bekannt. Da das Fahrrad einen Ruf-Dienst per App erhalten soll (alternativ Bestellung an bestimmte Stationen des ÖPNV) liegt auch eine Bezahlung per App/Smartphone nahe.

MDR-Team am 11.03.2021

@Bernd_wb,
das sind sehr spannende Fragen, die aber noch gar nicht so konkret beantwortet werden können, da das Projekt noch mitten in der Entwicklung steckt. Wenn Sie sich dafür interessieren, finden Sie alle aktuellen Infos auf dieser Seite: https://www.aura.ovgu.de/

Bernd_wb am 11.03.2021

Idee klingt gut, aber trotzdem Fragen. Funktioniert es in hügeligen7bergigen Regionen, fährt es schnell genug an Stellen wo Radwege "vergessen" wurden und man stark frequentierte Kreisverkehre benutzen muss. Ist es so dass ich von anderen Radfahren überholt werden kann?