Seitenansicht: Mann mit Fischernetz steht im knöchelhohen Meereswasser, im Hintergrund grünes Ufer
Indigener Fischer im südpazifischen Südsee-Inselstaat Fidschi (Ozeanien). Bildrechte: imago/Pond5 images

Wissen-News Klimawandel: Wissen indigener Völker muss deutlich mehr berücksichtigt werden

09. August 2023, 14:07 Uhr

Das Fach- und Anpassungswissen von indigenen Völkern hinsichtlich des Klimawandels findet in Politik, Wissenschaft und Berichterstattung keine ausreichende Beachtung. Forschende aus Barcelona fordern eine Kehrtwende.

Betroffen, erfahren, ungehört: Forschende der Autonomen Universität Barcelona fordern, im Umgang mit dem Klimawandel indigene Völker stärker einzubeziehen. Indigene Gruppen würden überall auf der Welt über ein reiches und umfassendes Allgemeinwissen zu den Auswirkungen des Klimawandels und mögliche Anpassungsmaßnahmen verfügen, so das Ergebnis eines Forschungsprojekts, bei dem 52 Fallstudien in indigenen und lokalen Gemeinschaften analysiert wurden.

Die Ergebnisse zeigten, dass indigene Völker und lokale Gemeinschaften unverhältnismäßig stark vom Klimawandel betroffen seien, da sie oft in klimatischen Brennpunkten lebten und auf naturbasierte Lebensgrundlagen angewiesen sind. Der Klimawandel ist nur eine von mehreren Herausforderungen, mit denen sie im Rahmen der Umweltzerstörung konfrontiert seien, da sie aufgrund historischer und bestehender Ungleichheiten häufig an den Rand gedrängt würden.

Nicht mal Berücksichtigung von indigenem Wissen bei schwacher Datenlage

Da diese Gruppen über Generationen hinweg mit ihrer natürlichen Umwelt verbunden seien, verfügten sie über ein ganzheitliches Verständnis der kaskadenartigen Auswirkungen des Klimawandels, von Veränderungen der atmosphärischen, physikalischen und biologischen Systeme bis hin zu den Auswirkungen auf ihre Lebensgrundlagen. In den Fallstudien behandeln die Forschenden ein weitreichendes Themenspektrum wie Einschränkungen von Landwirtschaft durch Wetterinstabilitäten in Peru oder der Meereisjagd in arktischen Regionen.

Sowohl die Politik als auch die Berichterstattung zum Klimawandel müssen das umfangreiche Anpassungs- und Fachwissen stärker berücksichtigen, so die Forderung des Teams aus Barcelona. Im Gegensatz zum Ist-Zustand müssten indigene Völker eine zentrale Rolle in wissenschaftlichen und politischen Prozessen spielen. Eine Berücksichtigung erfolge nicht mal in Regionen, in denen aufgrund ihres schwierigen Zugangs nur wenige Daten vorliegen oder wenn Anpassungsmaßnahmen in Gebieten der Indigenen durchgeführt würden. Die Forschenden fordern außerdem, dass den Rechten indigener Völker, einschließlich der Achtung ihrer Souveränität, sowie den Rechten anderer von der Natur abhängiger Gemeinschaften besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird.

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