Behandlungszimmer, Seitenansicht: Arzt mit Kittel und Mund-Nase-Bedeckung steht vor sitzendem älteren Patienten mit Mund-Nase-Bedeckung. Im Hintergrund Schrank, Waschbecken.
Untersuchung im Post-Covid-Zentrum des Universitätsklinikums Jena. Bildrechte: Universitätsklinikum Jena

Wissen-News Jenaer Studie: Besserung bei Long Covid, aber nicht bei allen Betroffenen

06. September 2023, 14:48 Uhr

Am Uniklinikum Jena wurden Langzeitdaten zu Long Covid ausgewertet. Fast alle der Betroffenen litten auch ein Jahr nach der Sars-CoV-2-Infektion noch an Symptomen, viele bekundeten aber auch eine leichte Verbesserung.

In die Untersuchung flossen die Daten von 1.022 Patientinnen und Patienten ein, die am Jenaer Post-Covid-Zentrum behandelt werden. Über neunzig Prozent von ihnen zeigten vielfache Langzeitsymptome nach einer Covid-19-Erkrankung, darunter Erschöpfung (achtzig Prozent der Erkrankten), Konzentrationsschwäche und Gedächtnisstörungen. Bei den körperlichen Symptomen überwogen Kopf- und Muskelschmerzen, Schlafstörungen, Kurzatmigkeit, Riech- und Geschmacksstörungen.

Beim Folgetermin berichteten viele Patienten von leichten Verbesserungen, die bei Erschöpfung und Konzentrationsschwäche am deutlichsten waren. Dies war beim Screening allerdings kaum messbar. Dort zeigten sich dagegen bei dreißig Prozent der Betroffenen Kriterien für ME/CFS, eine schwere neuroimmunologische Erschöpfungserkrankung, die durch Virusinfektionen ausgelöst werden kann und deren Krankheitsmechanismen kaum verstanden sind. Auch bei der zweiten Visite litt noch jeder Fünfte unter ME/CFS, dabei lag die Infektion bereits deutlich über ein Jahr zurück.

Typisch für ME/CFS ist, dass sich der Zustand der Betroffenen nach Anstrengung deutlich verschlechtert. "Deshalb ist es für diese Patienten besonders wichtig, ihre physischen und mentalen Kräfte konsequent einzuteilen", erklärt der Studienautor Philipp Reuken. Dabei spiele das Konzept des Pacing eine wichtige Rolle, bei dem man stets etwas weniger tut als es die eigene Kraft gerade erlaubt. "Long Covid ist eine langwierige Erkrankung, eine Verbesserung ist erreichbar, aber nur langsam", resümiert Reuken.

cdi

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11 Kommentare

Ralf G am 07.09.2023

Als die Gerüchte über Todesfälle nach Covid-Impfungen aufkamen habe ich mal gegoogelt, wie das bei anderen Impfungen ist.
Ob Tetanus, Masern, Borelliose, Grippe oder COVID, es scheint bei allen ähnlich. Wenn ich es richtig erinnere, ein bis drei Todesfälle pro 100.000 Geimpfter.

MDR-Team am 07.09.2023

Hallo @Dermbacher,

"Das Post-Vaccine-Syndrom tritt auch nach anderen Impfungen auf. Bei den Corona-Impfungen gibt es wegen der vielen durchgeführten Impfungen eben auch mehr Post-Vac-Fälle – aber der Anteil der Fälle ist laut der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) nicht ungewöhnlich hoch. Die Behörde hat dazu Daten aus 36 Staaten ausgewertet und keine Auffälligkeiten entdeckt."

https://www.swr.de/wissen/post-vac-syndrom-wie-gefaehrlich-ist-long-covid-nach-impfung-102.html

Liebe Grüße

MDR-Team am 07.09.2023

Hallo @Dermbacher,

[Beitrag vom 01.04.2023] "vor rund drei Jahren, am 27. Januar 2020, wurde der erste Corona-Fall in Deutschland bekannt. Seitdem hat die Politik eine Vielzahl von Maßnahmen beschlossen, um die Pandemie einzudämmen. Heute sind sie fast alle aufgehoben. Die Mehrheit der MDRfragt-Teilnehmenden zeigt rückblickend Verständnis für das Vorgehen der Politik. Das zeigt die nicht repräsentative, aber gewichtete und wissenschaftlich begleitete Befragung mit mehr als 27.000 Teilnehmenden aus Mitteldeutschland."

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/umfrage-ergebnis-corona-bilanz-100.html

Liebe Grüße