Rotations-Methode oder Reiskocher So können Sie FFP2-Masken wiederverwenden

20. Januar 2021, 10:40 Uhr

Seitdem in Bayern angekündigt wurde, dass in Supermärkten und dem öffentlichen Nahverkehr eine medizinische FFP2-Maske Pflicht wird, machen sich vor allem ärmere Menschen große Sorgen. Denn die Masken sind nicht nur teurer als normaler Mund-Nasen-Schutz, sondern es sind auch Einweg-Produkte, die eigentlich nach jeder Verwendung ausgetauscht werden müssen. Doch es gibt ein paar Tricks, mit denen man sie im Privatgebrauch trotzdem sicher mehrfach nutzen kann.

Eine Apothekerin zeigt eine FFP2 Maske. 2 min
Bildrechte: imago images / Markus van Offern

Eine FFP2-Maske kann im Einzelhandel oder der Apotheke gut und gerne von etwa zwei bis zu sechs Euro kosten – je nach Nachfrage steigt auch der Preis. Und die dürfte mit Einführung der FFP2-Maskenpflicht in Bayern noch einmal wachsen. Für Menschen, die nicht viel Geld zur Verfügung haben, ist das eine echte Investition. Denn die geforderten Masken sind eigentlich Wegwerfprodukte – zu erkennen am Aufdruck NR (engl. non-reusable – nicht wiederverwendbar). Darauf weist auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ausdrücklich hin.

Dennoch ist auch dem BfArM bewusst, dass die Masken im privaten Gebrauch im Alltag oft mehrfach und sogar an mehreren Tagen genutzt werden. Deshalb fördert es ein Forschungsprojekt an der Fachhochschule Münster und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Die Forschenden untersuchen dort Verfahren, die das Infektionsrisiko bei der Mehrfachverwendung verringern sollen. Die Ergebnisse werden in einem Informationsflyer online veröffentlicht. Wichtig ist aber, dass eine Maske insgesamt nicht länger als ca. acht Stunden getragen wird. Und auch wenn sie durchfeuchtet ist, muss sie entsorgt werden.

Niemals Masken tauschen

Die FFP2-Maske hat vor einigen Tagen noch der Papa genutzt und da das sowieso ein Haushalt ist, kann die Mama sie jetzt verwenden? Gar keine gute Idee! Die oberste Regel für die Wiederverwendung ist laut FH Münster: Niemals die Masken tauschen, auch nicht innerhalb der Familie. Denn alle hinterlassen ganz eigene Erreger der Nasen-, Rachen- und Hautflora auf der Maske, die sich auch durch die Maßnahmen zur Wiederverwendung nicht wirklich vernichten lassen. "Für den gleichen Träger der Maske sind diese (eigenen) Keime im Vergleich zu den (dann inaktivierten) Corona-Viren weitgehend ungefährlich", heißt es da.

Jedes Haushaltmitglied bekommt also seine eigenen Masken. Simpel, aber effektiv: Die Masken mit einem Filzstift mit Initialen (für das Rotationsprinzip auch mit Nummer) beschriften, damit es kein Durcheinander gibt.

Auf einer Infografik sind Informationen zur FFP2-Maske grafisch aufbereitet.
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Das Rotations-Prinzip

Die Untersuchungen der Münsteraner Forschenden haben gezeigt, dass sich nach sieben Tagen die Menge der infektiösen Coronaviren auf der Maske auf ein "akzeptables Maß" verringert – die Maske also nach sieben Tagen wiederverwendet werden kann. Die Filterleistung der Maske wird dadurch nicht schlechter. Insgesamt bleibt die Gesamttragedauer einer Maske aber bei ca. acht Stunden. Die Rotationsmethode empfiehlt auch die US-amerikanische Seuchenschutzbehörde CDC – im Notfall sogar für medizinisches Fachpersonal.

FFP2-Masken in Fertigung
Für das Rotationsprinzip braucht jede Person sieben Masken. Bildrechte: imago images/Reichwein

Für die Rotationsmethode braucht also jede Person im Haushalt sieben Masken. Diese können zum Beispiel den Wochentagen zugeordnet werden. Die Forschenden schlagen vor, eine Aufhängung zu nutzen: An einem trockenen Platz (nicht in Bad oder Küche!), wo die Masken frei hängen können, einfach für eine Person sieben Nägel oder Haken für jeden Wochentag anbringen. Nach dem Tragen der "Montags-Maske" nimmt man diese nun vorsichtig ab, ohne die Vorderseite zu berühren, und hängt sie an den "Montags-Haken". Sie darf dort keine anderen Masken oder Gegenstände berühren. Und nun einfach sieben Tage lang hängen lassen und nicht berühren! Am nächsten Tag ist dann die nächste Maske am nächsten Haken dran und immer so weiter. Wer nicht unbedingt mit Nägeln oder Haken hantieren will, kann auch eine Wäscheleine spannen und die Masken dort mit genügend Abstand zueinander mit Klammern aufhängen, so die Forschenden. Insgesamt sollte dieser Trockenzyklus maximal fünf Mal wiederholt werden. Dann müssen die Masken endgültig entsorgt werden.

Niemals auf die Heizung!

FFP2-Masken sollten immer nur an der Luft getrocknet werden. Legen oder hängen Sie sie niemals auf oder über die Heizung, denn der Bereich zwischen 30 und 40 Grad bietet vielen Bakterien und Pilzen optimale Bedingungen, um sich in feuchten Masken zu vermehren.

Der Reiskocher

Es klingt etwas ungewöhnlich, ist Forschenden der TU Bergakademie Freiberg zufolge aber möglich: die Wiederaufbereitung in einem elektrischen Reiskocher. Die Freiberger verweisen in diesem Zusammenhang auf einen wissenschaftlichen Artikel aus den USA, in dem es um die Wiederaufbereitung von N95-Masken geht – dem US-amerikanischen Pendant zu FFP2-Masken.

Reiskocher
Klingt komisch, klappt aber: Masken im Reiskocher aufbereiten Bildrechte: imago/View Stock

Da in sehr vielen US-Haushalten elektrische Reiskocher zur Standard-Ausstattung gehören, haben die Forschenden geschaut, inwiefern sich diese Geräte für die Aufbereitung von Masken eignen. Immerhin sind Reiskocher sogar luftdicht verschlossen. Den Messungen zufolge muss die Maske (im Versuch N95-Modelle) im Reiskocher auf ein Handtuch gelegt werden und ohne Wasser bei 100 Grad behandelt. Die Maske bestehe diese Prozedur mehrmals ohne Beeinträchtigung der Filterleistung. Fraglich ist jedoch, wie oft der Reiskocher den Trockenbetrieb mitmacht. Die Masken müssten den Freibergern zufolge bei mindestens 70 Grad Hitze für eine Stunde in den Reiskocher, damit das Virus sicher zerstört wird. Dieser Vorgang lässt sich demzufolge drei Mal wiederholen.

FFP 2 Masken in den Backofen?

Eine Option, die der FH Münster zufolge für den Privatgebrauch geeignet sein soll, ist die Wiederaufbereitung im Backofen. Auch diese wird im Informationsflyer ausführlich beschrieben. Außerdem weist die BfArM darauf hin, dass man sich strikt an die Anleitung des Flyers halten müsse.

Die Backofen-Methode ist jedoch umstritten. Die Deutsche Gesellschaft für Sterilgutversorgung (DGSV) zum Beispiel kritisiert die Idee: Da Backöfen nicht luftdicht abschließen, bestehe das Risiko, dass keimbelastete Luft nach außen dringen kann. Diese Abluft verbreite dann noch nicht ausreichend inaktivierte Viren. Außerdem entspricht die Temperaturangabe am Ofen nicht gesichert den Temperaturen im Innenraum und die Temperaturverteilung ist unregelmäßig. Deshalb sei unklar, ob die geforderte Temperatur von genau 80 Grad Celsius im gesamten Backofen für die notwendige Zeit gewährleistet ist. Generell sei so eine Hitzebehandlung auch nur zwei Mal möglich, bevor die Filterleistung der Maske beeinträchtigt, wird, so die DGSV.

Wer die Backofen-Methode dennoch ausprobieren will, muss die getragene Maske zunächst vorab mindestens einen Tag lang zum Trocknen an der Luft aufhängen. Dann müssen die Maske und ein Braten- oder Backofenthermometer auf frisches Backpapier auf den Rost gelegt werden. Der Ofen soll inzwischen bei 80 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen. Danach kommt der Rost auf die mittlere Stufe im Backofen – also so, dass genügend Platz nach oben und unten ist. Die Maske muss nun bei durchgehend 80 Grad Ofentemperatur für 60 Minuten im Ofen bleiben. Die Münsteraner Forschenden empfehlen diese Methode maximal fünf Mal hintereinander zu nutzen.

Das sollten Sie lieber lassen

Im Internet kursieren noch eine ganze Menge anderer Ideen, wie FFP2-Masken angeblich wieder aufbereitet werden können. Davon raten die Fachleute allerdings ab.

Beim Kochen in einem Kochtopf werden die Materialien häufig beschädigt. Dasselbe gilt für die Mikrowelle. Außerdem kann hier die Filterleistung beeinträchtigt werden, weil die Temperatur nicht gleichmäßig ist. Die Masken in die Waschmaschine zu werfen, ist auch keine gute Idee: Bei der starken mechanischen Belastung und dem Kontakt mit dem Waschmittel wird die Maske beschädigt und die Filterleistung beeinträchtigt. Ganz ähnlich sieht es bei der Spülmaschine aus. Eine etwas bessere Idee ist es, die Maske unter eine UV-Lampe zu legen. UV-Licht inaktiviere zwar das Sars-CoV-2, wirke aber nur bei direkter Lichteinstrahlung und daher nur auf der Maskenoberfläche, heißt es dazu aus Münster. "Viren, die sich in der Maske befinden, werden kaum inaktiviert. Zudem kann das UV-Licht negative Auswirkungen auf die Kunststoffe der Maske haben." Auch auf Desinfektionsmittel sollte verzichtet werden, denn auch das beeinträchtigt dem Robert-Koch-Institut zufolge die Funktionsfähigkeit der FFP2-Maske.

Nur der korrekte Sitz schützt

Wichtig bei der Wiederverwendung der FFP2-Masken ist vor allem, dass man sie nicht direkt mehrere Tage hintereinander nutzt. Die Untersuchungen der Münsteraner Forschenden haben nämlich gezeigt, dass Sars-CoV-2 auch bei Raumtemperatur auf dem porösen Maskenmaterial erst nach mehreren Tagen deutlich an Infektiösität abnimmt.

Fast genauso wichtig für den optimalen Schutz ist, dass die Maske korrekt getragen wird, denn sonst ist all die Mühe ohnehin umsonst. Sie schützt den Träger nämlich nur dann vor Partikeln, Tröpfchen und Aerosolen, wenn sie möglichst eng am Gesicht anliegt und keine Luft heraus- oder hereinlässt. Deshalb sollte der Nasenbügel nach dem Aufsetzen fest eingedrückt und so an die eigene Gesichtsform angepasst werden. Dann folgt der sogenannte Fit-Test, der zeigt, ob die Maske richtig sitzt: Einfach die Hände über den Rand der Maske halten (nicht anfassen!) und pusten. Kommt noch Luft heraus? Dann sitzt die Maske noch nicht optimal. Masken mit Ventilen sollten generell vermieden werden, da die den infektiösen Atem fast ungefiltert nach draußen bringen, wo ihm andere Menschen ausgesetzt sind. Und passionierte Vollbart-Träger müssen besonders stark sein: Auf dem Bart kann eine FFP2-Maske nicht korrekt und eng genug am Gesicht abschließen. Also muss entweder der Bart ab oder das Risiko in Kauf genommen werden.

Die Infografik zeigt verschiedene Bart-Formen und welche davon sich für das sichere Tragen einer FFP2- oder N95-Maske eignen.
Bildrechte: Centers for Disease Control and Prevention

(kie)

21 Kommentare

elvis54 am 19.01.2021

FFP 2 sind reine Arbeitsschutzmasken und werden vordringlich bei Arbeiten mit Stäuben,Gasen und Giften verwendet. Nicht für Viren und Infektionen. Und nun zum entscheidenten Punkt. Vliesstoff besteht aus hauchzarten Kunststofffäden. Die ideale Maske zum Schutz vor Coronaviren setzt sich aus mehreren übereinandergelegten Vliesschichten zusammen: dem sogenannten Spinnvlies und dem aus noch viel dünneren Fasern gefertigten Meltblown-Vlies. Die Firma Reifenhäuser hat das Know-how für die Fertigung von Spinnvlies nach einem speziellen Verfahren 1974 .Wohlgemerkt aus der DDR mit Weltniveau. Die heutigen Masken besitzen nicht diese Materialqualität, weil es zu teuer ist. Deswegen sollten die chinesichen Masken vom Markt und durch den Gesetzgeber nicht zugelassen werden. Sie haben kein Spinnvlies Verfahren. Dann bleibt nur FFP 3 und die sind virensicher und ähneln den Reifenhäuser Masken. Sollte eigentlich der Stab von Frau Merkel wissen oder mal recherchieren. Wir das Volk sind nicht dumm.

Grinch am 18.01.2021

Lieber MDR. Wäre es vielleicht nicht mal sinnvoll auch die Menschen richtig auf zu klären im Bezug auf diese FFP2 Masken? So warnt bereits nämlich nicht nur das RKI davor diese Masken privat zu nutzen. Diese gehören nur in den medizinischen Bereich und auch dort wird es dringend empfohlen, diese Masken nach 2 Stunden ab zu nehmen und das tragen zu pausieren. Laien hätten durch diese Masken nicht unbedingt einen besseren Schutz als mit den herkömmlichen Alltagsmasken. Auch schützen lt. Beipackzettel diese Masken nicht gegen Viren. Egal welcher. Auch sind gesundheitliche negative Auswirkungen auf den Menschen nicht ausgeschlossen. 🤦

MDR-Team am 16.01.2021

Hallo Ritchi,
ja, es könnte sich um ein Missverständnis handeln, denn es geht natürlich nicht um völligen Luftabschluss. Ob die Warmhaltefunktion auch wirklich genug Viren deaktiviert, müssten dann wohl in Studien untersucht werden.
LG, das MDR-Wissen-Team