Neuer Podcast "Die Medizin von morgen" Werden wir unsterblich?

07. April 2024, 14:03 Uhr

Im Podcast "Die Medizin von morgen" widmen sich Eckart von Hirschhausen und Katharina Adick der Frage, wie die Medizin der Zukunft aussieht. In der aktuellen Folge geht es ums Thema Langlebigkeit. Werden wir künftig immer älter? Und wo liegen die größten Herausforderungen?

Ab dem 9. April 2024 geht die ARD-Erfolgsserie "Charité" in die vierte Staffel. Die Geschichte über das renommierte Berliner Krankenhaus wird weitererzählt – nun über die Medizin der Zukunft im Jahr 2049. Wie der Titel schon verrät, beschäftigt sich auch der neue Podcast, in dem der Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen und die Journalistin Katharina Adick gemeinsam in die Zukunft blicken, mit der "Medizin von morgen".

Hyaluronsäure wird in der Werbung als das Wundermittel gegen das Altern beworben. Was ist dran?

Katharina Adick: Sie ist tatsächlich ein superwichtiger Stoff im Bindegewebe, in den Zellmembranen. Wie so ein Schmiermittel für den gesamten Bewegungsablauf. Deswegen ist erst einmal plausibel, dass Hyaluron irgendetwas Gutes bewirkt. Was allerdings überhaupt nicht erwiesen ist: dass man von diesen Nahrungsergänzungsmitteln, die Hyaluron enthalten, irgendwelche gesundheitlichen Vorteile hat. Und deswegen ist zum Beispiel auch die Werbung mit diesen Versprechen bei Nahrungsergänzungsmitteln verboten.

Eckart von Hirschhausen: Um nochmal zu erklären, warum das alles Quatsch ist: Hyaluronsäure ist eine Aminosäure, also ein Eiweißstoff. Und was passiert mit denen, wenn wir sie schlucken? Sie werden im Magen zersetzt. Und das heißt nicht nur, es sind keine Langzeitwirkungen nachgewiesen, aber auch die Kurzzeitwirkung ist maximal unplausibel. Da muss man fairerweise sagen, ein guter Teil der Medizin war immer das Geschäft, Hoffnung zu machen.

Ein Schlüssel für die Zellalterung sind die sogenannten Telomere, eine Art Zündschnur des Lebens. Aber was genau sind Telomere eigentlich?

Katharina Adick: Chromosomen sind wie kleine Pakete, die unsere Erbinformationen enthalten. Darin steht dann unter anderem, wie wir aussehen und wie unser Körper funktioniert. Während der Zellteilung geben die Chromosomen diese Informationen an alle neuen Zellen weiter. An den äußeren Enden der Chromosomen liegen die sogenannten Telomere. Die kann man sich so vorstellen wie die Schutzkappen am Ende eines Schnürsenkels, nur, dass sie in diesem Fall die Chromosomen schützen, damit diese sich bei der Zellteilung nicht abnutzen oder aneinanderkleben. Mit jeder Zellteilung werden die Telomere ein bisschen kürzer, bis sie so kurz sind, dass die Zelle aufhört, sich zu teilen. Vereinfacht kann man also sagen: je kürzer die Telomere, desto höher das biologische Alter.

Eckart von Hirschhausen: Und dann geht die Zelle in die Apoptose, in den programmierten Zelltod. Und was ich da spannend finde, ist, dass Altern und Sterben keine Abfallprodukte der Evolution sind, sondern eigentlich gewollt von der Natur. Wir müssen an irgendetwas sterben, damit wir Platz machen für die nächste Generation. Die Evolution hat kein Interesse an dir als Individuum. Sie hat ein viel größeres Interesse daran, dass die Art erhalten bleibt. Und deswegen ist ein ewiges Leben eigentlich von der Natur nicht vorgesehen. Das Leben muss sich durch Versuch und Irrtum, durch Mutation und Selektion weiterentwickeln können.

Ab wann fängt Altern eigentlich an?

Eckart von Hirschhausen: Medizinisch betrachtet schon ziemlich bald nach der Pubertät, so etwa ab 20.

Ein Podcast mit Hirschhausen und Adick
Katharina Adick und Eckart von Hirschhausen. Bildrechte: Karsten Möbius

Katharina Adick: Ok, das ist eine neue Information für mich. Ich habe mir noch mal angeguckt, was man eigentlich unter Altern genau versteht. Also natürlich denkt man erst mal an Falten. Man denkt an demenzielle Veränderungen und so weiter. Aber es fängt viel früher an. Dass wir zum Beispiel weniger Lungenbläschen haben, dadurch auch ein geringeres Lungenvolumen. Die Anzahl der Haarzellen in der Gehörschnecke sinkt, was dazu führt, dass wir insbesondere die hohen Töne zunehmend schlechter hören. Im Alter von 25 Jahren schon nimmt die Fruchtbarkeit bei Frauen ab, und der Testosteronspiegel bei Männern sinkt. Und wenig später vermindert sich auch die Spermiendichte bei Männern, also ab dem dreißigsten Lebensjahr etwa. Und natürlich sind das auch Dinge wie Knorpel-Elastizität, Bandscheiben und so weiter. Das spürt man ja auch schon häufig um das 40 Lebensjahr herum.

Eckart von Hirschhausen... ...wurde 1967 in Frankfurt (Main) geboren. Der promovierte Arzt und Journalist bringt seit Jahren gesundheitliche Themen einem breiten Publikum auf allgemein verständlich und auch amüsante Art bei.

Katharina Adick arbeitet als freie Wissenschaftsjournalistin für verschiedene Formate wie "Quarks" im WDR oder "TerraX" im ZDF.

Was braucht es, um gesund altern zu können? Wird Hitze zu unserer größten Gefahr?

Eckart von Hirschhausen: Das offensichtlichste ist: Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde. Das ist das, was man Public Health, öffentliche Gesundheitsvorsorge, nennt. Und dazu gehört zum Beispiel Städte begrünen, Städte mit Luftdurchzug zu kühlen. Es gibt uralte Windtürme in asiatischen Ländern, die dieses Prinzip von Transpiration, Wasser verdunstet und entzieht Wärme, genial nutzen, und das seit über tausend Jahren. Und wir bauen immer noch mit Stahlbeton, der sich in der Sonne aufwärmt und nachts nicht abkühlt. Und das was mich auch umtreibt, ist der Ganze Einfluss auf seelische Gesundheit. Wir wissen alle, dass gesunder Schlaf auch für ein langes, gesundes Leben wichtig ist. Du kannst dann gut schlafen, wenn du nachts abkühlst. Wenn es aber draußen diese tropischen Nächte gibt, wo man nicht runterkühlt, wird es ist enorm belastend.

Katharina Adick: Eine große Sorge, die er viele Leute mit ihrem eigenen Alter verbinden, ist ja die Angst davor, demenzielle Veränderungen zu bekommen, also möglicherweise Alzheimer zu entwickeln. Und dazu finde ich die Studienlage insofern ganz interessant, als dass man jetzt nicht sagen kann wer sehr viel Omega-3-Fettsäuren zu sich nimmt oder jede Woche 20 Kilometer läuft, ist davor geschützt, sondern es ist eher so eine Art Dreiklang zwischen einer gesunden Ernährung, Bewegung, aber auch sozialer Interaktion.

Eckart von Hirschhausen: Also auf eine kuriose Art und Weise kommen wir wieder zudem zurück, was auch die alten Griechen sagten: ein Leben in Maßen. Nicht rauchen, viel bewegen, viel Gemüse essen, aber vor allen Dingen auch Erwachsenwerden und Kind bleiben. Lebensfreude.

nvm

2 Kommentare

Uborner vor 3 Wochen

Wenn eine Frage Jahrzehntelang immer wieder auftaucht und immer wieder gleich beantwortet wird kann man das doch irgendwann mal sein lassen. Alle Organismen sterben irgendwann, es gibt keinen wissensschaftlich evidenten Ansatz der das in Frage stellt. Fällt dem Herrn Hirschhausen nichts anderes mehr ein, kann er auch mal Urlaub machen, den Amazonas runterpaddeln oder die Alpen zu Fuß überqueren, beides wäre ja auch gesund.

dimehl vor 3 Wochen

"Und deswegen ist ein ewiges Leben eigentlich von der Natur nicht vorgesehen."
Das Etwas "von der Natur aus nicht vorgesehen ist" ist kein Argument. Es ähnelt der Aussage aus vergangenen Zeiten, daß Etwas nicht gottgewollt sei. In wie vielen Fällen hat die Menschheit bereits Dinge hervorgebracht, die "von der Natur aus nicht vorgesehen" waren und wird dies auch weiter tun ?
"Das Leben muss sich durch Versuch und Irrtum, durch Mutation und Selektion weiterentwickeln können."
Das trifft auf Leben auf der Stufe des menschlichen Lebens meines Erachtens aber nicht mehr zu. Es ist doch auch möglich, Anpassung/Weiterentwicklung zielgerichtet mittels Wissenschaft und Technik durchzuführen, Stichwort: Transhumanismus/Bsp.: Gentechnik.
"Wir müssen an irgendetwas sterben, ... "
Momentan trifft dies leider noch zu, grundsätzlich/sehr weit perspektivisch hoffentlich irgendwann nicht mehr.
Auch ich bin der Ansicht, daß der Tod auch nur eine Krankheit ist ... und damit irgendwann heilbar/vermeidbar.

Wissen

In einem einzelnen Büro brennt noch Licht nach Dienstschluss.
Einsamkeit tut unserem Gehirn nicht gut. Zumindest legt das eine aktuelle Studie nahe. Gemeinschaft und Solidarität könnten kognitives Altern verlangsamen. Bildrechte: IMAGO / Sabine Gudath