Wissen-News Bauchfett lässt das Gehirn altern – aber nur bei Männern

21. März 2024, 11:06 Uhr

Zu viel Fett in der Bauchspeicheldrüse und Leber sowie im Bauchraum insgesamt kann bei Alzheimer-Risiko-Patienten zu einer geringeren kognitiven Leistungsfähigkeit führen. Dies betrifft vor allem Männer. Auch deswegen plädieren die Forschenden für eine Weiterentwicklung der gendergerechten Medizin.

Mann mit dickem Bauch hält ein Schild mit der Aufschrift "Bitte Ruhe"
Plötzlich ist der Bauch da: Gern verharmlosen ihn viele als Bierbauch. Doch gerade bei Männern kann er sich direkt auf die Leistung des Gehirns auswirken. Bildrechte: IMAGO / Sven Simon

Dicke Bäuche – vor allem bei Männern mittleren Alters – können sich auf die Leistung des Gehirns auswirken. Zu viel Fett in der Bauchspeicheldrüse, in der Leber sowie im Bauchraum insgesamt kann bei Alzheimer-Risiko-Patienten zu einer geringeren kognitiven Leistungsfähigkeit führen, das Gehirnvolumen mindern und auch das Gehirn altern lassen. Das haben Forschende der Rutgers University in New Jersey in den USA herausgefunden. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Obesity" veröffentlicht.

MRT analysierte Bauchfett und Hirnfunktionen

In der Studie untersuchten die Forschenden 204 gesunden mittelalte Alzheimer-Risiko-Patienten und analysierten ihre Fettdepots mittels Magnetresonanztomographie (MRT). "Bei Männern mittleren Alters mit hohem Alzheimer-Risiko – aber nicht bei Frauen – wurde ein höheres Bauchspeicheldrüsenfett mit einer geringeren Kognition und einem geringeren Hirnvolumen in Verbindung gebracht, was auf einen möglichen geschlechtsspezifischen Zusammenhang zwischen ausgeprägtem Bauchfett und der Gesundheit des Gehirns hindeutet", sagte Michal Schnaider Beeri, Direktorin des Stiftungslehrstuhl für Neurodegenerationsforschung am "Brain Health Institute" der der Rutgers University. Der Einfluss des Bauchfetts sei also bei Männern mittleren Alters mit Alzheimer-Risiko stärker ausgeprägt als bei Frauen. "Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, die Zusammenhänge zwischen Fettdepots, Gehirnalterung und Kognition geschlechterspezifisch zu untersuchen, erklärte Beeri.

BMI berücksichtigt Körperfettverteilung nur unzureichend

Die Forschenden monieren in der Studie zudem, den Body-Mass-Index (BMI) als primäres Maß für die Bewertung der kognitiven Risiken durch Fettleibigkeit heranzuziehen. Der BMI stelle die Körperfettverteilung nur unzureichend dar und berücksichtigt nicht die Geschlechtsunterschiede, hieß es. "Unsere Ergebnisse zeigen einen stärkeren Zusammenhang zwischen Bauchfett und kognitiver Leistungsfähigkeit.  Das deutet darauf hin, dass Bauchfettdepots und nicht in erster Linie der BMI ein Risikofaktor für eine geringere kognitive Leistungsfähigkeit und ein höheres Demenzrisiko sind", sagte Golan Shekhtman vom Joseph Sagol Neuroscience Center am Sheba Medical Center in Israel.

Der Wissenschaftler sieht in der Bauchfett-Forschung großes Potenzial. "Diese Forschungsergebnisse eröffnen neue Wege für gezielte Interventionen und die weitere Erforschung geschlechtsspezifischer Ansätze, um die Auswirkungen von Bauchfett auf die Gesundheit des Gehirns zu verstehen und abzuschwächen", sagte Shekhtman, der die Studie unter der Leitung von Beeri verfasste.

Links/Studien

Shekhtman, S. G., et al. (2024) Abdominal fat depots are related to lower cognitive functioning and brain volumes in middle-aged males at high Alzheimer's risk. Obesity. doi.org/10.1002/oby.24004.

eurekalert/ (tomi)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 05. Februar 2024 | 19:00 Uhr

4 Kommentare

Denkschnecke vor 8 Wochen

Wie kommen Sie zu Ihrem vorschnellen Urteil? Haben Sie die Studie denn gelesen oder nur diesen Artikel? Sie finden darin tatsächlich Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen nicht-alkoholbedingter Fettleber und Alzheimer. Außerdem ist die Kohorte (natürlich) demografisch kontrolliert. Erst informieren, dann meckern.

MDR-Team vor 8 Wochen

Hallo Shantuma,
die Studie hat eben ausschließlich den Zusammenhang zwischen Fettdepots und der kognitiven Leistungsfähigkeit mittelalte Alzheimer-Risiko-Patienten untersucht. Daraus ziehen die Forschenden Schlüsse und betonen die Wichtigkeit weiterer Untersuchungen. Gern können Sie das Studiendesign kritisieren. Daraus aber Oberflächlichkeit zu unterstellen, verkennt die Arbeit der Wissenschaft.
Freundliche Grüße vom MDR-WISSEN-Team

Shantuma vor 8 Wochen

Der logische Zusammenhang fehlt.

Vermuten wir mal, dass neben Fettleibigkeit eben auch Alkoholkonsum kommt. Denn das eine bedingt eben auch das andere.
Wobei man sich fragen sollte, wie aus Fett in der Bauchgegend, weniger Platz im Kopf werden soll?
D.h. diese Studie ist oberflächlich und zwar massiv!