Brennende Zigarettenspitze
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WISSEN-NEWS Schweden: Lungenkrebs geht nicht so stark zurück wie das Rauchen

03. April 2024, 17:31 Uhr

Obwohl die Zahl der Raucher in Schweden sehr stark zurückgegangen ist, nimmt die Zahl der Lungenkrebsfälle in der Bevölkerung nicht so stark ab wie erwartet. Bei Frauen hat der Lungenkrebs sogar zugenommen.

Die Zahl der Raucher ist in Schweden seit vielen Jahren rückläufig. Heute gibt nur noch jeder zwanzigste Schwede, also etwa fünf Prozent der Männer und Frauen, an, täglich zu rauchen. In den 1960er Jahren rauchte dagegen noch etwa jeder zweite schwedische Mann, bei den Frauen waren es weniger, sie fingen auch später an zu rauchen als Männer.

Eine Forschungsgruppe aus Umeå hat diese Veränderung der Rauchgewohnheiten in Schweden jetzt mit der Häufigkeit von Lungenkrebs zwischen 1970 und 2021 bei Männern und Frauen im Alter von 40 bis 84 Jahren verglichen. Festgestellt wurde, dass bei Männern das Lungenkrebsrisiko nicht so stark abgenommen hat, wie es die Zahl der Raucher vermuten ließe. Und noch überraschender war die Erkenntnis, dass das Krebsrisiko bei Frauen rechnerisch gestiegen ist.

Lungenkrebs: Weniger Plattenepithelkarzinome bei Männern, dafür mehr Adenokarzinome

Frühere Studien haben gezeigt, dass Plattenepithelkarzinome die Form von Lungenkrebs sind, die am stärksten mit dem Rauchen in Verbindung stehen. Die Zahl der Fälle mit dieser Krebsart ist bei Männern aber stark zurückgegangen, während sie bei der anderen häufigen Lungenkrebsart, dem Adenokarzinom, im Jahr 2021 um das Sechsfache gestiegen ist.

Bei Frauen ist das Risiko für Plattenepithelkarzinome in der Altersgruppe 75 bis 79 Jahre auf das gleiche Niveau gestiegen wie bei Männern. Beim Adenokarzinom war das Risiko bei Frauen und Männer ähnlich, obwohl es in den 1970er Jahren große Unterschiede in den Rauchgewohnheiten von Frauen und Männern gab.

Lungenkrebs trotz Rauchstopp: Mögliche Erklärungsversuche

Eine schlüssige Begründung dafür gibt es noch nicht, dafür sind weitere Studien nötig, betonen die Forscher. Mögliche Erklärungen sind aber zum Beispiel, dass die Menschen bei Befragungen nicht ganz ehrlich über ihr Rauchverhalten berichten, weshalb der Rückgang des Rauchens in Wirklichkeit geringer sein könnte als statistisch erfasst. Auch andere Umwelt- oder Lebensstilfaktoren könnten eine Rolle spielen.

Eine weitere mögliche Erklärung: Die bisherigen Annahmen darüber, wie schnell das Risiko einer Krebserkrankung abnimmt, wenn man mit dem Rauchen aufhört, sind übertrieben. Deshalb solle man die Studie auch keinesfalls so interpretieren, dass es sinnlos sei, mit dem Rauchen aufzuhören, warnen die Forscher; im Gegenteil, man solle den Rauchstopp so früh wie möglich vollziehen, "denn es könnte sein, dass das Lungenkrebsrisiko länger erhöht ist, als wir bisher angenommen haben."

Links/Studien

Die Studie "Changing smoking habits and the occurrence of lung cancer in Sweden – a population analysis" ist in der Fachzeitschrift "European Journal of Public Health" erschienen.

rr

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 02. April 2024 | 06:09 Uhr

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