Influenza Antikörper in einer Animation dargestellt
Antikörper blockieren die HA-Oberflächenproteine eines Influenzavirus (künstlerische Darstellung) Bildrechte: imago images/Science Photo Libra

Influenza Erste klinische Tests erfolgreich: mRNA-Impfungen bald auch gegen Grippe?

15. Februar 2022, 12:43 Uhr

Gegen Covid-19 hatten sie ihren Durchbruch, nun sollen mRNA-Impfstoffe auch gegen Influenza einen Fortschritt im Kampf gegen die Viren bringen. Bei Moderna, Biontech, CureVac und Sanofie laufen klinische Studien.

Das Auftauchen neuer Virusvarianten hat die Bekämpfung der Corona Pandemie einige Male zurückgeworfen. Verglichen mit der Mutationsfähigkeit der Influenzaviren, die die Grippe verursachen, ist Corona aber geradezu harmlos. Die Erreger der Influenza verfügen über ein sogenanntes segmentiertes Erbgut. Treffen verschiedene Varianten des Virus in einem Wirt zur gleichen Zeit aufeinander, können sie ihr Erbgut neu kombinieren und als neue Variante ausgeschieden werden. Das führt in jeder Saison zum Auftauchen neuer Virusstämme und damit zu einem Problem für die Hersteller von Impfstoffen. Sie müssen die Vakzine regelmäßig anpassen und das braucht bei den bisher gängigen Totimpfstoffen einige wertvolle Zeit. Läuft es schlecht, mutiert das Virus während der Herstellung des Impfstoffs, der dann wirkungslos gegen eine neu auftauchende Grippe-Mutation ist. Nun aber könnten mRNA-Impfstoffe ähnlich den Covid-19 Impfungen einen großen Fortschritt bringen.

mRNA-Impfstoffe gegen Influenza sollen kommen

Bei den bisherigen Grippeimpfstoffen werden meistens Viren von vier verschiedenen, aktuell zirkulierenden Influenza Typen in Hühnereiern gezüchtet, chemisch abgetötet und schließlich mit einem Impfstoffverstärker geimpft. Die Auswahl der Varianten, die Herstellung und die Auslieferung benötigen Zeit. Demgegenüber ist könnten mRNA-Impfstoffe den Ablauf deutlich beschleunigen.

Hier wird lediglich der genetische Code für einen Teil der Viren verimpft. Im Körper stellen eigene Zellen diese Virusteile her, die dann vom Immunsystem als fremd erkannt und mit Antikörpern und T-Zellen bekämpft werden. Diese Immunreaktion schützt schließlich auch vor den echten Viren. Für die Anpassung des Impfstoffs ist lediglich eine leichte Veränderung der mRNA notwendig. Auch an der Produktion verändert sich nicht viel. Die Anpassung und Auslieferung eines aktuellen Grippeimpfstoffs könnte also schnell gehen. Die Hersteller von mRNA-Impfungen haben daher den Kampf gegen Influenza aufgenommen und wollen bald Ergebnisse präsentieren.

Moderna: Phase 3 von Grippevierfachimpfstoff bereits in Planung

Der US-Konzern Moderna hat schon im vergangenen Dezember die ersten Zwischenergebnisse einer Phase-1-Studie an einem mRNA-Impfstoff gegen die Grippe mitgeteilt. MRNA-1010 ist demnach ein Vierfachimpfstoff gegen die aktuell zirkulierenden Virusstämme Influenza-A H1N1, Influenza-A H3N2, Influenza B Yamagata und Influenza B Viktoria. Bei den Versuchen wurden drei verschiedene Dosierungen mit 50, 100 und 200 Mikrogramm Impfstoff an zwei Altersgruppen (18 bis 49 Jahre und über 50 Jahre) getestet.

Dabei zeigte sich, dass schon 50 Mikrogramm eine robuste Antikörperreaktion gegen die Hämagglutinin-Proteine (HA) der vier Influenzaviren auslöste. Das ist insofern erfreulich, da gerade höhere Dosen des Impfstoffs ähnlich wie bei der Corona Impfung vor allem bei den jüngeren Versuchspersonen unerwünschte Reaktionen ausgelöst haben. Neben den üblichen Schmerzen an der Einstichstelle waren das vor allem Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Muskelschmerzen.

3D-Illustration vom Aufbau Influenza-Virus
Schematische Darstellung eines Influenza-Virus. Bildrechte: IMAGO / Science Photo Library

In einer bereits laufenden Phase-2 Studie sollen unter anderem noch niedrigere Impfdosen getestet und die immunologische Wirkung mit den bereits zugelassenen Grippeimpfstoffen verglichen werden. Eine Phase-3 Studie sei bereits in Planung, hieß es in der Mitteilung. Außerdem entwickelt Moderna weitere Grippeimpfstoffe, die sich gegen mehrere Hämagglutinin-Proteine von Influenza richten und damit noch mehr Virusstämme zur gleichen Zeit abdecken sollen. Daneben könnte es irgendwann einen Booster-Impfstoff geben, der Covid-19, RSV und Influenza gleichermaßen abdecken und so eine Menge Atemwegsinfektionen zugleich verhindern soll.

Biontech und CureVac entwickeln mRNA-Impfungen gegen Grippe

Auch das Impfstoffduo Biontech und Pfizer haben laut einem Bericht der Pharmazeutischen Zeitung bereits klinische Studien eines mRNA-Impfstoffs gegen die Grippe begonnen. Hier testen die Forscher noch verschiedene Dosierungen. Zudem soll sich die Impfung erst gegen einen, dann zwei und erst zum Schluss vier Virusstämme richten. Insgesamt sind für diese klinische Phase rund 600 Versuchspersonen vorgesehen.

CureVac, das mit einem Covid-19 Impfstoff gescheitert war, testet aktuell einen mRNA-Impfstoff gegen Influenza in einem ersten klinischen Test. Der Impfstoff soll gegen verschiedene Virusstämme wirken. Später will das Unternehmen auch noch chemisch modifizierte mRNA-Varianten mit seinem Partner GlaxoSmithKline entwickeln.

Sanofi testet ebenfalls eine mRNA-Plattform

Der vierte Entwickler eines mRNA-Impfstoffkandidaten ist aktuell der französische Konzern Sanofi. Er hatte sein mRNA-Projekt gegen Covid-19 aufgegeben und testet nun eine mRNA-Grippeimpfung, die sich zunächst nur gegen den Virusstamm H3N2 richtet. Auch hier ist ein späterer Ausbau des Impfstoffs geplant.

(ens)

Quellen

17 Kommentare

MDR-Team am 18.02.2022

@wo geht es hin
Sie haben da etwas falsch verstanden. Ja, der Grippeimpfstoff wird konzipiert, bevor die Grippesaison beginnt. Aber: Da werden Varianten ausgewählt, die gerade an anderen Orten der Welt zirkulieren, von denen angenommen wird, dass sie dann auch bei uns auftreten werden. (Bsp. wird der kommende Grippeimpfstoffe wahrscheinlich auch gegen die derzeit in Brasilien zirkulierende Variante von H3N2 wirken,https://www.mdr.de/wissen/grippewelle-in-brasilien-nach-ende-corona-hygieneregeln-100.html).
Es stimmt, dass der Börsenwert von Biontech gestiegen ist, aber Pharmafirmen brauchen Gewinne auch für Investitionen in weitere Forschung. Der von Ihnen angesprochene Contergan-Skandal ist zudem schon über 60 Jahre her und in der Folge wurden auch verschiedene Gesetze geändert, um ein solches Fehlverhalten in Zukunft zu verhindern.
LG, das MDR-Wissen-Team

wo geht es hin am 18.02.2022

"Zum einen werden Impfstoffe IMMER hergestellt, nachdem man das Virus kennt."
Nö. Das stimmt so schon mal nicht. So werden die Grippeimpfstoffe jedes Jahr nach den 4 wahrscheinlichsten Varianten, die bei uns aufschlagen KÖNNTEN, nach dieser Auswahl (andere nennen es Lotto) hergestellt und eben auch schon VOR Beginn der Grippesaison verimpft.
"Der Rest sind Mutmaßungen und Unterstellungen."
Ach so? Dann stimmt es also nicht, daß sich der Börsenwert von Biontech nach Beginn der Impfkampagne zeitweise vervielfacht hat? Dann stimmt es also nicht, daß ein gewisser Bundesverdienstkreuzträger innerhalb von 15 Monaten zum 14 - fachen MILLIARDÄR aufgestiegen ist? Dann stimmt es also nicht, daß es schon riesige Pharmaskandale gab, wo die Profitsucht der jeweiligen Konzerne buchstäblich über Leichen gegangen ist (Bsp. Contergan)? Dann stimmt es also nicht, daß der größte Anteilseigner an Pharmaaktien weltweit genau deshalb die Impfkampagne pusht? Für belastbare Gegenargumente bin ich offen.

astrodon am 17.02.2022

@wgeh: Zum einen werden Impfstoffe IMMER hergestellt, nachdem man das Virus kennt. Das haben ALLE Impfstoffe gemeinsam, egal wie die Herstellung läuft. Zum anderen mutieren Viren ständig, die Natur ist eben nicht perfekt bei der Replikation.
Der Rest sind Mutmaßungen und Unterstellungen.