Epidemiologen in Schutzanzügen sammeln im Zuge der Vogelgrippe-Epidemie einen tot am Meeresstrand liegenden Vogel ein.
Menschen in Schutzanzügen sammeln verendete Wildvögel an einem Strand ein (Archivbild). Bildrechte: imago/blickwinkel

Im Schatten von Corona Stärkste Vogelgrippe-Welle wütet unter Wildtieren in Europa

30. Dezember 2021, 16:44 Uhr

Nicht nur die Menschen leiden unter einem Virus. Derzeit grassiert auch unter Wildtieren, ganz besonders unter Vögeln die Vogelgrippe der Typen H5N1 und H5N8. Das könnte für Menschen noch gefährlich werden.

Die Forscher beim Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) sind besorgt. "Wir erleben in Deutschland und Europa derzeit die stärkste Geflügelpest- Epidemie überhaupt", sagte ein Sprecher der Behörde der deutschen Presseagentur (dpa). Das FLI, sozusagen das Robert Koch-Institut für Tiermedizin, beobachtet aktuell täglich neue Fälle an Vogelgrippe erkrankter Tiere. Zwischen Anfang Oktober und Jahresende zählten Veterinäre insgesamt 394 Infektionen bei Wildenten, Wildgänsen, Schwänen und Möwen, vor allem an den Küsten und in Schleswig-Holstein. Außerdem wurden 46 Ausbrüche in Geflügelbetrieben registriert, davon zwei in Thüringen und einer in Sachsen-Anhalt.

H5N1 – potenziell für Menschen gefährlich

Ein Ende der Erkrankungswelle sei nicht in Sicht, so das FLI. "Die betroffenen Länder reichen von Finnland über die Faröer Inseln bis Irland, von Russland bis Portugal." Europaweit wurden im Herbst 675 Infektionen bei Wildvögeln und 534 Ausbrüche in Geflügelhaltungen gezählt. Auch aus Kanada, Indien und Ostasien gebe es Meldungen. In Israel mussten hunderttausende Legehühner getötet werden, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen. Dort wurde das Virus zudem bei etwa 20 Prozent aller Kraniche festgestellt, die aus Südeuropa kommen und auf dem Weg in ihr Winterquartier in Afrika sind.

Unter den Erregern dominiere das Influenzavirus H5N1, das für Menschen potenziell gefährlich sei und zu tödlich verlaufenden Infektionen führen könne. Seltener komme auch der Subtyp H5N8 vor, bei dem aber nur sehr wenige Fälle von Übertragungen auf den Menschen bekannt seien. Bei beiden Erregern gibt es bislang keine beschriebenen Fälle von Mensch zu Mensch Ansteckungen.

Auch Füchse und Robben erkranken an dem Grippevirus

Allerdings sind offenbar auch andere Säugetierspezies von der Vogelgrippe betroffen. In den Niederlanden und Finnland sind Rotfüchse an den Viren erkrankt, in Finnland außerdem Fischotter sowie Kegelrobben in Schweden und Seehunde in Deutschland. Betroffen sind aber primär Wasservögel. Bereits im Herbst 2020 und im Frühjahr 2021 gab es laut dem FLI zahlreiche Fälle, die aktuelle Welle übertrifft diese Zahlen aber wohl deutlich.

(ens/dpa)