Blick aus Zelt auf Füße vor kaum sichtbaren Mückenschutzgitter auf wartende Mücken vor Zelt und unscharf See mit Abendstimmung im Hintergrund.
Der Fußgeruch ist Mücken egal – Hauptsache es riecht nach Mensch. Vor allem beim Zelten am See. Bildrechte: IMAGO/Cavan Images

Zellbiologie Mücken finden uns sowieso – dank Geruchs-Backup in den Fühlern

20. August 2022, 15:00 Uhr

Mücken lieben es, unsere Gerüche zu riechen und folgerichtig unsere Haut zu stechen und unser Blut zu saugen. Auch wenn man Mücken genetisch austreibt, sich von unserem Geruch angezogen zu fühlen, hilft das wenig, sagen Forschende aus New York. Denn dafür haben die Insekten "neuronale Ausfallsicherungen" um sicherzustellen, dass sie Menschen immer riechen können.

Licht aus, Mücke raus? Pustekuchen. Dass es den gemeinen Tierchen herzlich egal ist, ob die Nachttischlampe brennt, ist längst bekannt. Sie fühlen sich zwar auch von bestimmten Farben angezogen. Aber es ist vor allem unser verräterischer Geruch, der sie anlockt. Dabei ist es egal, ob wir uns vorm zu Bett gehen geduscht haben oder nicht – wenn die Rezeptoren im Mückenhirn erstmal auf das Signal Mensch anschlagen, war's das dann mit der ruhigen Nacht.

Forschende haben bereits versucht, das Moskito-Genom dahingehend zu verändern, dass die Tiere keine Chance mehr haben, uns zu finden. Auch nachdem sie den Insekten ganze Familien an geruchssensorischen Rezeptoren ausgetrieben haben, ist es den Mücken immer noch gelungen, uns zu finden.

Geruchssinn mit Netz und doppeltem Boden

"Moskitos brechen all unsere Lieblingsregeln, wie Tiere Dinge riechen." Das sagt Margo Herre von der Rockefeller University in New York. Sie ist eine Hauptautorin einer neuen Studie, die dem Mysterium jetzt auf die Schliche gekommen ist. Die Forschenden haben erkannt, dass Mücken eine Art Ausfallsicherheitsnetz in ihr Geruchssystem eingebaut haben. Das stellt sicher, dass sie unseren Duft immer wahrnehmen können.

Moskitos brechen all unsere Lieblingsregeln, wie Tiere Dinge riechen.

Margo Herre Rockefeller University, New York

In den meisten Tieren ist eine Riechzelle dafür verantwortlich, eine Art von Geruch zu erriechen. Bei Menschen, die einen einzelnen Duft-Rezeptor verlieren, würden alle Nervenzellen, die mit dem Rezeptor in Verbindung stehen, die Fähigkeit der Geruchsverarbeitung verlieren, so die Forschenden. Bei Moskitos braucht's dafür mehr: Hier genügt es nicht, einfach einen Rezeptor auszuschalten. Die Riechzellen der Mücken haben vielmehr die Möglichkeit, auf unterschiedliche Geruchsarten zu reagieren.

Generelle Strategie bei Geruchs-Insekten?

Leslie Vosshall, Seniorautorin der Studie, zeigt mit den Ergebnissen auch in Richtung praktischer Anwendung: "Künftige Versuche, Mücken durch Abwehrmittel etc. zu kontrollieren, müssen berücksichtigen, wie hartnäckig unsere Anziehungskraft auf sie ist." Vosshall glaubt, dass so ein Mechanismus nicht nur bei Moskitos, sondern auch bei anderen Insekten der Fall sein könnte.

Sie verweist auf ein Forschungsteam von der Johns Hopkins University in Baltimore, Maryland, das kürzlich von ähnlichen Rezeptoren in Fruchtfliegen berichtet hat. Dies könne eine allgemeine Strategie von Insekten sein, die sehr auf ihren Geruchssinn angewiesen sind. Und das heißt: Die schlaflosen Nächste sind noch längst nicht vorbei.

flo

Links/Studien

Die Studie Non-canonical odor coding in the mosquito erschien im August 2022 im Fachjournal Cell.

DOI: 10.1016/j.cell.2022.07.024

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Stechmücken werden von Licht angezogen. FALSCH. Sie kommen nicht wegen des Lichts durch Ihr geöffnetes Fenster, sondern wegen Ihres Geruchs. Sie reagieren besonders auf das CO2 in der Atemluft und auf Schweiß. Bildrechte: imago images/blickwinkel
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