Die Iberische Halbinsel bei Nacht, mit unterschiedlichen Graden der Lichtverschmutzung in Spanien und Portugal. Dieses Bild wurde von der ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti während ihrer Minerva-Mission auf der Internationalen Raumstation ISS im September 2022 aufgenommen. In den letzten zwei Jahrzehnten konnten die Astronauten vom Weltraum aus beobachten, wie Städte nachts durch die Einführung neuer Straßenbeleuchtungstechnologien weißer als früher erstrahlen.
Bildrechte: ESA/NASA – S. Cristoforetti

Kameras im All Was uns Bilder aus dem Weltraum 2022 verraten haben

17. April 2024, 12:30 Uhr

Aufnahmen aus dem All bringen uns nicht nur andere Planeten und Galaxien näher. Auch Effekte auf unserer Erde lassen sich von "oben" immer besser darstellen. Das zeigt eine Auswahl von Bildern dieses Jahres.

Nie zuvor sind wir der Sonne so nah gekommen wie im Jahr 2022, zumindest was hochauflösende Bilder angeht. Die europäische Raumfahrtagentur Esa hat die Sonde "Solar Orbiter" in Richtung unseres Fixsterns geschickt und wurde mit spektakulären Aufnahmen belohnt.

Im folgenden kurzen Video ist unter anderem eine Struktur zu sehen, die man "Igel" bzw. "Sonnenigel" getauft hat, weil von dort das Plasma stachelförmig in alle Richtungen fließt. Für Sonnenverhältnisse ist dieser "Igel" sehr, sehr klein - aber mit etwa 25.000 Kilometern Durchmesser trotzdem doppelt so groß wie die Erde.

Jupiter-Aurora

Auch vom größten Planeten unseres Sonnensystems wurden 2022 neue aufschlussreiche Bilder gemacht. Auf einem der schönsten sieht man, dass es Polarlichter nicht nur auf der Erde, sondern auch auf dem Jupiter gibt.

Mit riesigen Stürmen, starken Winden, Polarlichtern und extremen Temperatur- und Druckverhältnissen hat der Jupiter einiges zu bieten. Das James-Webb-Weltraumteleskop der NASA/ESA/CSA hat im Juli 2022 neue Bilder des Planeten aufgenommen.  Auf dieser Weitwinkelaufnahme sieht man Jupiter mit seinen schwachen Ringen, die eine Million Mal schwächer sind als der Planet, sowie zwei winzige Monde namens Amalthea und Adrastea. Bei den unscharfen Flecken im unteren Hintergrund handelt es sich wahrscheinlich um Galaxien.
Mit riesigen Stürmen, starken Winden, Polarlichtern und extremen Temperatur- und Druckverhältnissen hat der Jupiter einiges zu bieten. Das James-Webb-Weltraumteleskop der NASA/ESA/CSA hat im Juli 2022 neue Bilder des Planeten aufgenommen.
Auf dieser Weitwinkelaufnahme sieht man Jupiter mit seinen schwachen Ringen, die eine Million Mal schwächer sind als der Planet, sowie zwei winzige Monde namens Amalthea (der helle Punkt in der linken Bildmitte) und Adrastea (zwischen Amalthea und Jupiter am linken Ende des Rings). Bei den unscharfen Flecken im unteren Hintergrund handelt es sich wahrscheinlich um Galaxien.
Bildrechte: NASA, ESA, Jupiter ERS Team, Ricardo Hueso (UPV/EHU), Judy Schmidt

Erster Weltraum-"Spaziergang" einer europäischen Astronautin

Für Samantha Cristoforetti sind Superlative nichts Ungewöhnliches. Nicht nur war sie die erste Italienerin im All, sondern seit 2022 ist sie auch die erste West-Europäerin, die einen Weltraumspaziergang unternommen hat.

Die ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti bei ihrem allerersten Weltraumspaziergang an der Seite des Kosmonauten Oleg Artemyev. Dieser Weltraumspaziergang war auch der erste einer europäischen Frau. Die beiden Weltraumspaziergänger haben während ihrer siebenstündigen Außenbordtätigkeit eine Reihe von Aufgaben erledigt. Sie setzten zum Beispiel im Rahmen eines Funktechnologie-Experiments zehn Nanosatelliten von Hand aus.
Die ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti bei ihrem allerersten Weltraumspaziergang an der Seite des Kosmonauten Oleg Artemyev. Wobei Außenbordeinsatz wohl das passendere Wort ist als Spaziergang.
Es war jedenfalls der erste Einsatz dieser Art einer westeuropäischen Frau. Die beiden Weltraumspaziergänger haben während ihrer siebenstündigen Außenbordtätigkeit eine Reihe von Aufgaben erledigt. Sie setzten zum Beispiel im Rahmen eines Funktechnologie-Experiments zehn Nanosatelliten von Hand aus.
Bildrechte: ESA, NASA

Obendrein wurde Cristoforetti in diesem Jahr auch noch erste europäische Frau, die auf der Internationalen Raumstation ISS das Kommando hatte.

Die ESA-Astronauten Samantha Cristoforetti und Matthias Maurer posieren für ein Porträt im Inneren des Harmony-Moduls der Internationalen Raumstation. Maurer wird später seinen SpaceX-Fluganzug anziehen, an Bord des Dragon-Endurance-Besatzungsschiffs gehen und zur Erde zurückfliegen.
Kurze gemeinsame Zeit von Samantha Cristoforetti und Matthias Maurer auf der ISS. Wenig später, Anfang Mai, kehrte der Deutsche zur Erde zurück, während die Italienerin noch bis Mitte Oktober 2022 auf der Raumstation blieb. Bildrechte: ESA, NASA

Der LED-Effekt

Samantha Cristoforetti haben wir auch das folgende Bild zu verdanken. Sie hat es von der ISS aus aufgenommen. Man sieht die hell erleuchteten Städte der Iberischen Halbinsel. Auch die Straße von Gibraltar ist gut zu erkennen.
Astronauten berichten seit geraumer Zeit, dass das, was man Lichtverschmutzung nennt, also nächtliches Kunstlicht, im Laufe der Jahre seine Farbe verändert hat. Herrschten früher zu Glühbirnen-Zeiten noch Gelbtöne vor, erstrahlen die Ballungszentren nun im LED-Zeitalter in immer weißer werdendem Licht.

Die Iberische Halbinsel bei Nacht, mit unterschiedlichen Graden der Lichtverschmutzung in Spanien und Portugal. Dieses Bild wurde von der ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti während ihrer Minerva-Mission auf der Internationalen Raumstation ISS im September 2022 aufgenommen. In den letzten zwei Jahrzehnten konnten die Astronauten vom Weltraum aus beobachten, wie Städte nachts durch die Einführung neuer Straßenbeleuchtungstechnologien weißer als früher erstrahlen.
Bildrechte: ESA/NASA – S. Cristoforetti

Hitze und Fluten

Das europäische Copernicus-Projekt verbessert die Auswertung seiner Sentinel-Satellitenbilder immer weiter. Der 18. Juni 2022 war nicht nur in Mitteldeutschland ein heißer Tag (36,1 °C in Jena), sondern auch in Prag und Paris. Auf den Copernicus-Bildern jenes Tages, wo die abgetasteten Oberflächentemperaturen in Farben umgewandelt wurden, erkennt man zwei Dinge deutlich: erstens die extreme Hitze von oft über 40 Grad und zweitens, wie wichtig Wasser und Grünflächen für die Abkühlung innerhalb einer Stadt sind.

Hitze am 18. Juni 2022 in Prag und Paris

Oberflächentemperaturen in Prag am 18.6.2022
Bildrechte: NASA/JPL-Caltech
Oberflächentemperaturen in Prag am 18.6.2022
Bildrechte: NASA/JPL-Caltech
Oberflächentemperaturen in Paris am 18.6.2022
Bildrechte: NASA/JPL-Caltech
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Auch Überschwemmungen kann das Copernicus-Projekt zeigen und damit im Ernstfall einen schnellen Überblick über die Ausmaße verschaffen. So geschehen im August, als Europa unter einer Hitzewelle stöhnte, sich in Pakistan aber ein ganz anderes, verheerendes Bild bot. Die schwersten Überflutungen in der Geschichte des Landes sorgten für viele Tote, Verletzte und großflächige Zerstörungen.

Pakistan war im Sommer überflutet. Die von Copernicus Sentinel-1 am 30. August aus dem Weltraum aufgenommenen Daten wurden verwendet, um das Ausmaß der Überschwemmungen zu kartieren. Die europäische Copernicus-Mission Sentinel-1 ist mit einem Radarinstrument ausgestattet, das durch Wolken und Regenschwaden hindurchsehen kann und sich daher für die Überwachung von Überschwemmungen besonders eignet. Der Indus ist über die Ufer getreten und hat einen langen, mehrere Kilometer breiten See gebildet. Die blauen bis schwarzen Farben zeigen, wo das Land damals überschwemmt war.
Die von Copernicus Sentinel-1 am 30. August aus dem Weltraum aufgenommenen Daten wurden verwendet, um das Ausmaß der Überschwemmungen zu kartieren. Blau und Schwarz stehen bei dieser eingefärbten Karte für überschwemmte Gebiete. Bildrechte: Copernicus Sentinel, ESA

Kartierung der Milchstraße

Zurück ins All, von dem wir dank moderner Aufnahme- und Verarbeitungstechnik immer mehr verstehen und "sehen" können. So war es der Esa in ihrem Gaia-Projekt 2022 sogar möglich, verschiedenartige "Landkarten" der Milchstraße anzufertigen.
Die erste (oben links) zeigt die Radialgeschwindigkeit, mit der sich mehr als 30 Millionen Objekte in der Milchstraße (hauptsächlich Sterne) auf uns zu oder von uns weg bewegen. Je heller, desto schneller bewegen sich die Objekte von uns weg. Je dunkler, desto schneller bewegen sie sich auf uns zu.
Im zweiten Bild oben rechts wird zur Radialgeschwindigkeit auch noch die Eigenbewegung mitberechnet. Blau zeigt die Teile des Himmels, in denen sich die Sterne im Durchschnitt auf uns zu bewegen, und rot die Regionen, in denen sich die Sterne im Durchschnitt von uns wegbewegen.
Das dritte Bild unten links zeigt, was sich zwischen den Sternen befindet. Der Raum zwischen den Sternen ist nicht leer, sondern mit Staub- und Gaswolken gefüllt, aus denen Sterne geboren werden. Die dunklen Regionen im Zentrum der galaktischen Ebene in Schwarz sind die Regionen mit viel interstellarem Staub, die mit abnehmender Staubmenge zu Gelb verblassen; die dunkelblauen Regionen oberhalb und unterhalb der galaktischen Ebene sind Regionen mit wenig Staub.
Bild Nummer vier unten rechts ist eine "chemische Landkarte". Hier werden die Metallgehalte der Sterne dargestellt. Rötliche Farben stehen für einen höheren Metallgehalt.

Vier Himmelskarten, die mit den neuen, im Juni 2022 veröffentlichten ESA-Gaia-Daten erstellt wurden. 1. Radialgeschwindigkeit, 2. Radialgeschwindigkeit und Eigenbewegung, 3. Interstellarer Staub, 4. "Landkarte" des Metallgehalts
Vier Himmelskarten, die mit den neuen, im Juni 2022 veröffentlichten ESA-Gaia-Daten erstellt wurden.
1. Radialgeschwindigkeit, 2. Radialgeschwindigkeit und Eigenbewegung, 3. Interstellarer Staub, 4. "Landkarte" des Metallgehalts (von links oben nach rechts unten)
Bildrechte: ESA/Gaia/DPAC/IGO

(rr)

Säulen der Schöpfung 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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