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Paläontologie Neues Massenausterben entdeckt - dann übernahmen Dinos die Erde

16. September 2020, 20:00 Uhr

Die Dinosaurier starben vor 66 Millionen Jahren nach einem Asteroideneinschlag aus. Aber auch sie profitierten zuvor von einem Massenaussterben - vor 233 Millionen Jahren, wie ein internationales Forscherteam nun herausgefunden hat.

Bisher waren für die vergangenen 500 Millionen Jahre fünf große Massenaussterben bekannt. Nun kommt noch ein sechstes dazu und dies hatte massive Auswirkungen. Denn es schuf die Grundlagen für den Aufstieg der Dinosaurier, die über fast 200 Millionen Jahre die Erde beherrschten. Dies schreibt ein Team von 17 Wissenschaftlern, das von Jacopo Dal Corso von der China University of Geosciences in Wuhan geleitet wurde, in der Fachzeitschrift "Science Advances".

Die verschiedenen Massenaussterben in der Erdgeschichte.
Die verschiedenen Massenaussterben in der Erdgeschichte. Die "Carnian Pluvial Episode" ist in der Mitte besonders hervorgehoben. Bildrechte: D. Bonadonna/ MUSE, Trento

Klimawandel gab es auch schon vor 200 Millionen Jahren

Die Experten datierten die massenhafte Auslöschung des Lebens auf die Zeit der "Carnian Pluvial Episode" - im deutschsprachigen Raum auch als "Raibl-Ereignis" bekannt - vor 233 Millionen Jahren. Damals führte eine starke Erderwärmung zu langanhaltem Niederschlag. Als Grund dafür wird eine starke vulkanische Aktivität im heutigen Kanada angesehen, bei der viel Basalt ausgestoßen und letztlich die heutige nordamerikanische Ostküste geformt wurde.

"Diese Eruptionen hatten ihren Höhepunkt im Karnium", erklärt Dal Corso. Die Ausbrüche seien so gigantisch gewesen, dass riesige Mengen an Treibhausgasen wie Kohlendioxid ausgestoßen wurden, was einige große Aussschläge globaler Erwärmung mit sich brachte. Als Konsequenz wuchsen deutlich mehr Pflanzen auf der Erde und die heutigen Nadelwälder entstanden.

Dinos profitierten von plötzlicher Trockenheit

Diese Ereignisse sind bereits seit den 1980er-Jahren bekannt, neu ist nun das Massenaussterben in dessen Folge und wie sich die Dinos daraus entwickelten. "Die neue Flora bot zu wenig Nahrung für die überlebenden pflanzenfressenden Reptilien", erläutert der Co-Autor Mike Benton, der bereits in seiner 1983 abgeschlossenen Dissertation feststellte, dass sich die Pflanzenwelt damals radikal geändert hatte und daher die bisher beherrschenden Reptilien nicht mehr die für sie passende Nahrung fanden. Die Dinosaurier waren schon 20 Millionen Jahre vorher erschienen, bis zur "Carnian Pluvial Episode" jedoch eher selten und bedeutungslos geblieben.

Die plötzliche Trockenheit nach der feuchten Periode gab den Dinosauriern ihre Chance.

Mike Benton, Co-Autor der Studie

Grundlage für moderne Tier- und Pflanzenwelt

Neben den großen Echsen betraten in dieser Zeit auch andere Tiergruppen wie Schildkröten, Krokodile, Eidechsen und die ersten Säugetiere die Erde. Ebenso hatte die "Carnian Pluvial Episode" große Auswirkungen auf die Ozeane, denn es bildete sich neben den heutigen Korallen-Riffen auch das Plankton heraus, das für große Teile des Lebens im Meer extrem wichtig ist.

Bisher wurden fünf 'große' Massenaussterben für die vergangenen 500 Millionen Jahre identifiziert. Jedes davon hatte einen tiefgreifenden Effekt auf die Evolution der Erde und das Leben auf ihr. Wir haben ein weiteres großes Aussterben entdeckt und offenbar spielte auch dieses eine wichtige Rolle beim Umbau des Lebens an Land und in den Ozeanen - denn es wurden die modernen Ökosysteme geschaffen.

Jacopo Dal Corso

cdi

8 Kommentare

MDR-Team am 11.12.2020

@Pertti,
vielen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar. Wie im Artikel erwähnt wurde, stammen Teile der Forschung aus den 1980er-Jahren und wurden nun teilweise aktualisiert. Auch wurde in der Studie betont, dass es noch Unsicherheiten über die Zeitpunkte der genannten Vorgänge gibt. Zudem handelt es sich um eine Meta-Analyse in der eine große Datenbasis ausgewertet wurde, was die verschiedenen Daten zu den ausgestorbenen Tierarten erklären könnte.
Hätten Sie für Ihre Aussagen zu den Nadelbäumen evtl. eine Quelle für uns?

Pertti am 10.12.2020

Doch, die Studie wärmt nur auf, und was "neu" ist, ist zumindest inkorrekt. Wegen einer anderen Untersuchung hab ich aus der Datenbank von fossilworks.org Landwirbeltierarten entnommen, insgesamt 1691 Spezies. Für die oberste Perm- und sämtliche sieben Triasstufen konnte ich immerhin 760 Arten verwenden. Die Zahl der pro Stufe ausgestorbenen Arten relativ zu den dort bezeugten fällt für die Stufe des Karn am zweitniedrigsten aus. Sechs der acht Extinktionen vor, nach und während der Trias fallen z.T. deutlich höher aus. Und ausgerechnet die Tiergruppen, die Konkurrenten der Dinos um die Vorherrschaft waren, gingen nicht im Karn zurück, sondern davor oder danach. Nadelbäume gab es auch schon längst, seit dem oberen Perm dominierten sie auch (trotz einer kurzen Pause zu Beginn der Trias). Nur die "echten" Koniferen entstanden erst ab dem Noricum, doch auch da gab es im darauf folgenden Karnium keinen besonderen Schub, sondern eher allmähliche Entfaltung bis Trias-Ende. (Ups, Zeichenende)

MDR-Team am 17.09.2020

Hallo "wo geht es hin",
stimmt, der Teil ist etwas missverständlich formuliert. Es geht dabei um die passende Nahrung für die pflanzenfressenden Reptilien. Wir haben noch einen Zusatz hinzugefügt, der diesen Fakt verdeutlicht.
Danke für den Hinweis und liebe Grüße vom MDR-Wissen-Team