Eine Semaglutid Spritze
Der großflächige Verkauf von Wegovy und Ozempic hat den dänischen Hersteller Novo Nordisk zwischenzeitlich zum wertvollsten Unternehmen der Welt gemacht. Bildrechte: IMAGO / Ulrich Roth

Wissen-News Erhöht Abnehm-Wirkstoff Semaglutid das Selbstmordrisiko?

01. November 2023, 12:45 Uhr

Semaglutid soll vor allem gegen Diabetes wirken, zuletzt ist wegen seiner Abnehmwirkung (enthalten in den Medikamenten Ozempic und Wegovy) ein Hype darum entstanden. Nun hat warnt die European Medical Agency (EMA) davor, dass der Wirkstoff zu Suizidgedanken führen kann.

Seit einiger Zeit gibt es einen Hype um Semaglutid, Wirkstoff in Medikamenten wie "Wegovy" oder "Ozempic". Ursprünglich diente das Mittel zur Behandlung von Typ 2-Diabetes. Doch die sogenannten "Abnehmspritzen" haben auch eine Appetit-hemmende Wirkung, was Menschen mit starkem Übergewicht das Abnehmen erleichtern soll. Doch nun zeigen Studien, dass die Nebenwirkungen beträchtlich sein können.

Der Pharmakovigilanzausschuss PRAC der EMA hat deshalb jetzt eine Warnung veröffentlicht, dass Semaglutid und andere sogenannte GLP-1-Agonisten wie Liraglutid zu Suizid-Gedanken und sogar zum Selbstmord führen können.

Abnehmspritzen: USA und EU sammeln Fälle schwerer Nebenwirkungen

Nach zwei Berichten aus Island, die darauf hindeuten, dass die Wirkstoffe dort Selbstmordgedanken und Selbstverletzungen ausgelöst haben könnten, kündigte die EMA eine umfangreiche Überprüfung an. Insgesamt wurden den europäischen Gesundheitsbehörden rund 150 Fälle dieser Art gemeldet. Ende 2023 sollen die ersten Resultate dieser Untersuchung vorliegen.

Auch der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) liegen mehrere Berichte solcher Fälle vor. In den USA waren es sogar 265 Meldungen über Suizidgedanken nach der Einnahme von GLP-1-Agonisten. Dort ist auch das sogenannte Twincretin (duale Wirkung bei GLP- und GIP-Rezeptoren) Tirzepatid verfügbar, das unter dem Markennamen Mounjaro vertrieben wird und bei dem ähnliche Nebenwirkungen bestehen könnten. In Frankreich hat die nationale Gesundheitsbehörde ANSM bereits darauf hingewiesen, dass Semaglutid nur bei einer medizinischen Indikation eingenommen werden sollte.

Semaglutid: Nebenwirkung Pankreatitis bereits länger bekannt

Als Nebenwirkungen von Semaglutid waren Übelkeit und Erbrechen schon bekannt. Das hatte teilweise zu Therapieabbrüchen geführt. Auch ein erhöhtes Risiko für Pankreatitis, also Bauchspeicheldrüsenentzündung, wurde vermutet, konnte aber letztlich nicht bestätigt werden. Ein bei Tieren beobachtetes erhöhtes Risiko für Schilddrüsenkrebs wurde beim Menschen bisher nachgewiesen.

Links/Studien

Den Blogbeitrag der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) finden Sie hier.

cdi/ens

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