Eine Frau hält sich den Kopf
Depression und Lernstörungen stehen in Zusammenhang. Wie genau, haben Forscher der Uni Magdeburg untersucht. Bildrechte: IMAGO / Zoonar

Wissen-News Lernstörungen bei Depression: Wie es schwerfällt, Erfahrungen zu nutzen

11. Januar 2024, 15:09 Uhr

Neben den Kernsymptomen gehen psychische Krankheiten wie Depression und Schizophrenie mit anderen Defiziten einher. Dazu gehören auch Probleme beim Lernen. Eine Studie aus Magdeburg hat sich mit dem Thema befasst.

Menschen, die von Depression oder Schizophrenie betroffen sind, haben Probleme dabei, neu gelernte Informationen optimal zu nutzen. Das legt eine neue Studie der Universität Magdeburg nah. Die Neurowissenschaftler und klinischen Forscher nehmen an, dass Patienten mit den beiden Krankheitsbildern weniger wichtige Aspekte beim Lernen überschätzen würden und dadurch suboptimale Entscheidungen träfen. Dabei untersuchten sie auch die Hirnaktivität. "Menschen, die an einer Depression oder Schizophrenie erkrankt sind, leiden oft unter kognitiven Einschränkungen", sagt Erstautor Hans Kirschner. "Vor allem Defizite, Rückmeldungen aus der Vergangenheit zur Steuerung künftigen Verhaltens zu nutzen, stellen ein Kernproblem für die Betroffenen dar."

Stärkerer Einfluss zufällig auftretender Fehler auf Patienten

Um dies genauer zu untersuchen, nutzten die Wissenschaftler ein Experiment, bei dem Probanden aus beiden Gruppen (Schizophrene und Depressive) ebenso wie solche aus einer Kontrollgruppe Tiere präsentiert bekamen, die entweder mit hoher oder niedriger Wahrscheinlichkeit eine Belohnung in Form von Punkten ausschütteten. Die Versuchspersonen konnten entweder auf das Tier setzen, verloren oder gewannen dadurch Punkte, oder einfach nicht setzen und das Ergebnis sehen, hätten sie gesetzt. "Während der Durchgänge war es also die Lernaufgabe der Versuchspersonen, herauszufinden, ob es sich lohnt, zu setzen und den damit verbundenen Verlust zu riskieren oder ob es besser ist, nicht zu setzen und somit auch nichts zu verlieren", erklärt Kirschner. Idealerweise sollten die Versuchspersonen also lernen, wie hoch das Risiko für Gewinn oder Verlust ist und dementsprechend ihren Einsatz platzieren.

Während die Kontrollgruppe dieses Verhalten zeigte, ließen sich die Probanden mit Depression oder Schizophrenie von zufällig auftretenden Fehlern stärker beeinflussen. Kirschner erklärt dies bespielhaft: "Stellen Sie sich vor, ein Basketballspieler wirft auf einen Korb. Der Schlechte trifft selten und würde nicht im Team aufgestellt werden. Der Gute trifft oft, aber eben auch nicht immer, trotzdem würde man ihn im Team aufstellen. Beide Patientengruppen in der Studie würden aber auch den guten Spieler nach einem schlechten Wurf direkt auswechseln." Dies konnte auch neurologisch mittels EEG abgebildet werden: beide Patientengruppen zeigten verminderte neuronale Repräsentation der Belohnungserwartung. "Das heißt, im Gehirn ist die Trefferquote eines guten Basketballspielers schwächer abgespeichert und wird schneller überschrieben, wenn der Spieler mal nicht trifft." Besseres Verständnis der Lerndefizite bei Depressiven und Schizophrenen, zu der die Studie einen Teil betrage, könne klinisch angewendet werden, indem dadurch etwa Therapien auf diese Defizite angepasst werden.

jar/pm

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