Hummel auf einer Blüte
Dieselpartikel gelangen in der freien Natur oftmals in den Nektar von Pflanzenblüten. Bildrechte: imago images/Shotshop

Wissen News Dieselabgase schädigen Insekten – Auswirkungen auf Hummeln erforscht

19. September 2023, 06:35 Uhr

Ein Forschungsteam hat Hummeln mit Feinstaub versetztem Zuckerwasser gefüttert und die Auswirkungen der Partikel auf den Organismus der Insekten untersucht. Dauerhafte Belastungen können zum verfrühten Tod der Hummeln führen.

Zum ersten Mal hat ein Forschungsteam untersucht, inwieweit Insekten unter der Feinstaubbelastung von Dieselmotoren leiden. Die Partikel gelangen in der freien Natur oftmals in den Nektar von Pflanzenblüten, von dem sich Hummeln und andere Insekten ernähren. Das Forschungsteam hat sich dafür die weitverbreitete Hummelart Bombus terrestris (Dunkle Erdhummel) genauer angeschaut. 

Die Forschenden haben die Abgasprozesse eines Dieselmotors nachgestellt und die durch Verbrennungsprozesse entstehenden Partikel dem Zuckerwasser der Laborhummeln beigemischt. Die Menge entsprach dabei den Dieselabgaspartikeln, die bereits in Böden in der Nähe viel befahrener Landstraßen nachgewiesen worden waren, heißt es in einer Pressemitteilung. Bereits nach einer siebentägigen Verabreichung des modifizierten Zuckerwassers konnte das Forschungsteam eine Veränderung bei der Zusammensetzung des Darmmikrobioms bei den Hummeln im Labor feststellen. 

Feinstaub durch Dieselmotoren kann zu vermehrtem Insektensterben führen

Insbesondere das Bakterium Snodgrassella, das für die Bildung eines den Darm schützenden Biofilms wichtig ist, war nur noch in sehr geringer Anzahl vorhanden. Andere Bakterienarten in der Darmflora von Hummeln kamen jedoch viel häufiger vor. Diese Veränderung kann die Immunität und die Resistenz gegen Krankheitserreger schwächen – wie aus früheren Untersuchungen der Fachwelt bekannt ist. Das wiederum könnte zu einer höheren Sterblichkeit führen.

In einer weiteren Studie wollte das Team wissen, wie sich die Partikel auf das Immunsystem der Insekten auswirken. Nach einer zehntägigen Zunahme des toxisch-modifizierten Zuckerwassers war ihr Fettgehalt im Vergleich zu Hummeln, die normales Futter erhielten, erheblich gesunken. Laut dem Forschungsteam würden die Partikel im Körper der Hummeln Entgiftungsprozesse auslösen, die mit einem erhöhten Energieverbrauch verbunden sind. 

Der Organismus der Hummeln wird zudem enormem Stress ausgesetzt, was wiederum die Sterblichkeit signifikant erhöht. Lebenswichtige Proteine werden in den Genen ebenfalls nicht mehr ausreichend produziert. Die Produktion von RNA-Molekülen wurde bei 165 Genen intensiviert, bei 159 Genen hingegen verringert. Die gesundheitsschädlichen Veränderungen wurden jedoch nur bei einer Dauereinnahme beobachtet. Einmalige oder mehrfache Zufuhr von Partikeln innerhalb von 48 Stunden verursachen keine Veränderungen.

Links/Studien

(pk)

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6 Kommentare

der Demokrat vor 34 Wochen

Also ich denke es ist schon seit vielen Jahrzehnten bekannt das der Diesel einerseits ein sehr sparsamer Antrieb ist sein Feinstaub aber sehr gesundheits-und umweltschädlich ist. Und genau dieses wurde hier zum widerholten mal bestätigt.

MDR-Team vor 34 Wochen

@Copper
Es ist das erste Mal, dass eine Studie in dieser Art durchgeführt wurde. Warum es nicht auch mit Benzinmotoren getestet wurde, müssen sie die Studienautoren fragen. Da nicht einfach nur ein Motor ausgebaut wurde, sondern für den speziellen Einsatz im Labor benötigt wurde, wird es wohl zum einen an fehlenden Fördermitteln gelegen haben. Wenn nun kein signifikanter Unterschied gefunden wurde, wäre es wohl auch nicht bei Benzin-Motoren gefunden wurden – ergo: Weniger Gelder für eine erste Studie dieser Art. Genau können Sie fragen, warum Hummeln und nicht Schmetterlinge getestet wurden.
LG, das MDR-Wissen-Team

Copper vor 34 Wochen

Warum wurden ausschließlich Dieselmotoren getestet? Der Test wäre wohl aussagekräftiger gewesen, wenn auch Benzinmotoren in die Untersuchung einbezogen worden wären. Es ist anzunehmen, dass die Ergebnisse sich kaum voneinander unterschieden hätten. Dadurch hinterlässt diese Studie schon ein gewisses ideologisch-politisches Geschmäckle.