Frau mit einem Tinnitus
Tinnitus ist eine weitverbreitete Krankheit, die fälschlicherweise als nicht behandelbar gilt. Bildrechte: IMAGO / Zoonar

Wissen News Smartphone-App soll Tinnitus lindern

10. Januar 2024, 07:05 Uhr

Tinnitus ist – entgegen verbreiteter Annahmen – behandelbar. Doch bisher war die Therapie langwierig und zeitintensiv. Eine Forschergruppe will das mittels einer App ändern. Erste Erfolge seien bereits zu verzeichnen.

Jeder vierte Mensch ist von Tinnitus betroffen. Die Auswirkungen auf die Lebensqualität sind enorm. Die bisherigen Behandlungsmethoden sind kostspielig und zeitintensiv. Forscher aus Australien, Neuseeland, Frankreich und Belgien hoffen nun, eine schnelle, günstige Lösung gefunden zu haben: Eine App. "Eines der häufigsten Missverständnisse über Tinnitus ist, dass man nichts dagegen tun kann, dass man einfach damit leben muss. Das ist einfach nicht wahr. Professionelle Hilfe von Fachleuten, die sich mit Tinnitus auskennen, kann die Angstzustände, die mit dem Geräusch verbunden sind, verringern", sagt Fabrice Bardy von der Universität Auckland. "Es ist bekannt, dass eine kognitive Verhaltenstherapie Menschen mit Tinnitus helfen kann, aber dazu braucht man einen ausgebildeten Psychologen. Das ist teuer und oft schwer zugänglich", erklärt Suzanne Purdy, Professorin für Psychologie in Auckland.

Tinnitus entsteht, wenn das Gehirn ein nicht existentes Geräusch imaginiert, was als Warnsignal wahrgenommen wird. Kann dies nicht ausgeblendet werden, konzentriert sich das Gehirn darauf und sorgt damit für einen Schleifeneffekt, in dessen Folge immer mehr Aufmerksamkeit auf das Geräusch gelenkt wird. Doch dieser lasse sich durchbrechen, sogar niedrigschwellig mittels einer Smartphone-App, sagen die Forscher.

Die neue App MindEar nutze Aspekte der kognitiven Verhaltenstherapie, Achtsamkeits- und Entspannungsübungen sowie Klangtherapie. Damit könne die Reaktion des Gehirns trainiert werden. Das Gehirn lerne, das Tinnitus-Geräusch quasi "auszuschalten". "Das wahrgenommene Geräusch tritt in den Hintergrund und ist viel weniger störend", so Purdy weiter. In einer ersten Studie mit 30 Betroffenen von Tinnitus konnten die Forscher eine Verbesserung bei zwei Dritteln der Probanden nach 16 Wochen feststellen. Ein zusätzlicher Zugang zu einem Online-Psychologen verkürzte diese Zeit gar auf acht Wochen.

jar/pm

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