Porträt eines älteren Herren und einer älteren Dame, die vor einem Haus sitzen.
Die Tavernenwirtin und der Priester von Nikia auf der Insel Nisyros im Gespräch. Bildrechte: Thede Kahl/Uni Jena

Wissen-News Jenaer Forschungsstelle untersucht Kultur und Sprache Griechenlands

08. November 2023, 16:42 Uhr

Eine neue Forschungsstelle an der Uni Jena untersucht Sprache und Kultur Griechenlands. Es geht um die Archivierung und Vermittlung griechischer Dialekte sowie die Erhaltung des bedrohten immateriellen Kulturerbes.

An der Friedrich-Schiller-Universität Jena beschäftigt sich eine neue Forschungsstelle mit der Vielfalt der griechischen Sprache und dem bedrohten immateriellen Kulturerbe der Griechen. Wie die Uni Jena mitteilte, erforschen an der "Forschungsstelle Bessarion" der Südslawistik-Professor Thede Kahl und Dr. Sotirios Rousiakis gemeinsam mit externen Mitarbeitern die Dialekte des Griechischen sowie die bislang wenig beachteten Aspekte der griechischen Kultur.

Kahl zufolge kennt das Griechische "etwa zehn Dialekte, die sich zum Teil so stark unterscheiden, dass sie beinahe als eigenständige Sprachen gelten können". Gründe sind die verstreuten Siedlungen der Griechen in der Mittelmeerregion seit vorchristlicher Zeit sowie spätere Migrationsbewegungen, etwa im Zuge der gewaltsamen Vertreibungen von Griechen aus Kleinasien infolge des Ersten Weltkrieges. Da Abweichungen von der griechischen Hochsprache lange verpönt waren, will die "Forschungsstelle Bessarion" das Ansehen der Dialekte und Mundarten wieder verbessern. Indem sie Dialekt-Sprecher interviewen und die Aufnahmen in einem Archiv bewahren, wollen Kahl und Kollegen die Sprachvarietäten des Griechischen bewahren und zugleich anderen zugänglich machen.

Zudem will die Jenaer Forschungsstelle ein Netzwerk aufbauen, um das bedrohte immaterielle Kulturerbe Griechenlands zu bewahren. "Es geht dabei um lokale Produkte und ihre Herstellungsmethoden", erklärt Kahl. Darunter seien die Seidenraupenzucht in Soufli, der Krokus-Anbau zur Safrangewinnung in Kozani und Serres sowie das Brennen des "gerösteten" Raki auf Amorgos. Ziel sei es, die Kenntnisse über alte Herstellungsmethoden zu erforschen und weiterzutragen. Dabei sollen auch die lokalen Gemeinschaften eingebunden werden.

Name und Förderer Ihren Namen hat die neue "Forschungsstelle Bessarion" der Uni Jena vom früheren byzantinischen Kardinal Bessarion von Trapezunt (zw. 1399 u. 1408-1472). Zu den finanziellen Förderern der neuen Forschungsstelle gehören die Nachfahren früherer Pontos-Griechen, die im Zuge des Ersten Weltkrieges von den Türken aus der Pontos-Region im Süden des Schwarzen Meeres (griech. Pontos Euxeinos - Gastliches Meer) vertrieben worden waren.

0 Kommentare