Wissen-News Suche nach Wikinger-Nachkommen trieb Dänemark nach Grönland
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20. März 2024, 12:57 Uhr
Die Kolonisierung Grönlands durch Dänemark ging stark auf das Bestreben zurück, die alten nordischen Siedler der Insel wiederzufinden. Der Kontakt zu den Nachfahren der Wikinger war im 15. Jahrhundert abgerissen.
Die dänische Kolonisierung Grönlands im 18. Jahrhundert wurde maßgeblich von dem Wunsch angetrieben, den Kontakt zu den frühen Wikinger-Siedlern wiederherzustellen, die sich im 10. Jahrhundert auf der Insel niederließen und im Laufe des 15. Jahrhunderts von dort wieder verschwanden. Das ist die zentrale These des Buches "The Vanished Setllers of Greenland" des Kopenhagener Professors Robert Rix, welches bei Cambridge University Press erschienen ist.
Rix zufolge hätten sich die dänischen Ansprüche auf Grönland zu großen Teilen auf Manuskripte, Bücher und Karten der mittelalterlichen Siedler gestützt. Man habe geglaubt, dass deren Nachkommen noch in Grönland lebten. Der Kontaktverlust mit der Insel im frühen 15. Jahrhundert habe dann Spekulationen über ihr Schicksal befördert. Viele Dänen hätten geglaubt, dass die nordische Besiedlung Grönlands noch immer bestand. Zudem hätten Gerüchte vom sagenhaften Reichtum der nordischen Grönländer die Suche nach ihnen angeheizt. So startete allein Dänemarks König Christian IV. (1577-1648) drei Expeditionen, um nach den verschwundenen Siedlern und ihren Reichtümern zu suchen.
Die eigentliche dänische Kolonisation Grönlands begann Rix zufolge 1721 durch den Missionar Hans Egede. Er wollte die Inuit zum Christentum bekehren und hoffte auf einen Anschluss an die alte nordische Siedlung. Doch auch Egede konnte die Nordmänner nicht mehr finden. Die Dänen akzeptierten nun, dass die nordischen Siedler Grönland verlassen hatten. Das Interesse dänischer Entdecker richtete sich nun auf die Arktis, wo sie isolierte Kolonien kühner Wikinger-Nachkommen vermuteten. Die Entdeckung "Blonder Eskimos" 1912 auf der kanadischen Victoria-Insel belebte letztmalig die alte Hoffnung, die Nachkommen der nordischen Grönländer gefunden zu haben. Erst moderne DNA-Analysen setzten dem Mythos schließlich ein Ende.
Nordische Besiedlung Grönlands Im Jahr 985 führte der Wikinger Erik der Rote (950-1003) eine Gruppe isländischer Bauern nach Grönland, wo sie eine Siedlung an der Westküste gründeten. Archäologische Beweise deuten darauf hin, dass die Siedlung über 400 Jahre lang existierte. Die Wikinger-Forschung geht davon aus, dass die Abkühlung des Klimas in der Kleinen Eiszeit ab Anfang des 15. Jahrhunderts die nordische Besiedlung Grönlands beendete.
(dn)