Mann auf Toilette mit leere Toilettenpapierrolle
Sanft zum Gesäß - aber giftig für die Umwelt. Toilettenpapier ist eine Quelle für die sogenannten Ewigkeitschemikalie PFAS. Bildrechte: IMAGO / Bihlmayerfotografie

Internationale Studie Abwasser verrät: Auch Toilettenpapier kann PFAS enthalten

02. März 2023, 10:41 Uhr

Per- und Polyfluoralkyl-Substanzen, kurz PFAS, sind überall. Die umstrittenen Ewigkeitschemikalien, die krebserregend sein könnten, sind auch dort, wo wir sie nicht vermuten: im Toilettenpapier.

PFAS sind überall. Weil sie u.a. wasser- und schmutzabweisend sind, stecken sie in Unmengen Alltagsprodukten, Jacken, Teppichen, Pfannen, Kosmetika. Erst vor wenigen Tagen zeigte eine Recherche, dass die Chemikalien überall zu finden sind, an 1.500 Orten konnten sie nachgewiesen werden.

PFAS können im Toilettenpapier zurückbleiben

Auch im Abwasser, das spätestens seit Corona besonders intensiv überwacht wird, landen PFAS – zum Beispiel aus Kosmetikartikeln oder Reinigungsmitteln. Eine Quelle allerdings wurde bisher noch nicht untersucht: Toilettenpapier. Darüber berichten Forscher der der American Chemical Society in den "Environmental Science & Technology Letters". Ausgangspunkt der Forschenden war die Tatsache, dass einige Papierhersteller bei der Umwandlung von Holz in Zellstoff PFAS hinzufügen, die zurückbleiben und das endgültige Papierprodukt kontaminieren können. Auch recyceltes Toilettenpapier könnte mit Fasern hergestellt worden sein, die aus Materialien stammen, die PFAS enthalten.

Die Forschenden sammelten Toilettenpapierrollen, die in Amerika, Afrika und Westeuropa verkauft wurden und sammelten Klärschlammproben aus US-amerikanischen Kläranlagen. Anschließend wurde der Schlamm auf 34 Verbindungen, die allesamt zu den PFAS zählen, analysiert. Primär nachgewiesen wurden disubstituierte Polyflouralkylphosphate (diPAPs). Diese Verbindungen können sich in stabilere PFAS umwandeln, die potenziell krebserregend sind.

Stark unterschiedliche Anteile von PFAS

In Kombination mit Daten zum Pro-Kopf-Toilettenpapierverbrauch in verschiedenen Länder berechneten die Forschenden, dass alleine Toilettenpapier mitunter für einen nicht unerheblichen Anteil an PFAS im Abwasser verantwortlich ist. In Frankreich ist Toilettenpapier für 89 Prozent des 6:2 diPAP (einer Unterart der PFAS) im Abwasser verantwortlich. In Schweden liegt dieser Anteil bei 35 Prozent und in den USA bei vier Prozent. Zahlen für Deutschland wurden nicht erhoben.

Das Forscherteam resümiert angesichts dieser stark schwankenden Werte, dass Toilettenpapier an einigen Orten der Welt sogar als Hauptquelle für PFAS im Abwasser gelten können – an anderen Orten wiederrum spiele es eher eine untergeordnete Rolle. Andere Quellen für PFAS im Abwasser sind Kosmetika, Textilien oder Lebensmittelverpackungen.

Links/Studien

Die ganze Studie zum Nachlesen gibt es hier: Per- and Polyfluoroalkyl Substances in Toilet Paper and the Impact on Wastewater Systems.

iz/gp

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 28. Februar 2023 | 06:09 Uhr

3 Kommentare

MDR-Team am 02.03.2023

Hallo @aka Dynamotreue,
"können" bezieht sich in der Wissenschaft immer auf die Möglichkeit und einem erhöhten Risiko. Alles andere wäre absolut. Nicht jeder krebserregende Stoff verursacht bei jedem Menschen krebs. Dennoch kann ein bestimmter Stoff krebserregend sein oder in Verdacht stehen, ein möglicher Auslöser dafür zu sein. Dies hat nichts mit Panik zu tun, sondern mit wissenschaftlicher Aufklärung und dem Resultat, dass man an alternativen Materialen forscht oder auf eben solche zurückgreift.
Liebe Grüße

aka Dynamotreue am 02.03.2023

"...Die umstrittenen Ewigkeitschemikalien, die krebserregend sein könnten, ..."
Die Betonung liegt auf Könnten.
Das ist wieder mal typisch. Es wird wahrheitsgemäß im Konjunktiv geschrieben, heißt vielleicht, vielleicht aber auch nicht kann es Krebs erzeugen. Genaues weiß man nicht.
Aber Hauptsache schon mal Panik verbreiten.

Atze71 am 03.03.2023

Einfach Toilettenpapier verbieten ... fertig!
Irgendwelche "Aktivisten" werden sich schon dafür einsetzen ... ähhh ... ankleben... ;-)

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