Ein Mädchen vor einem Teller mit Essen
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Mimik und Gestik Verschiedene Kulturen haben unterschiedliche Körpersprachen

21. März 2024, 10:33 Uhr

Ein Lächeln ist überall auf der Welt eindeutig ein freundliches Signal an unser Gegenüber. Es gibt jedoch auch Mimiken und Gestiken, die je nach Kultur verschieden interpretiert werden. So zeigt eine neue Studie, dass "Ekel" nicht überall gleich verstanden wird. Das kann zu großen Missverständnissen zwischen Menschen verschiedener Kulturen führen.

Proträtfoto einer Frau mit eine rosa Bluse.
Bildrechte: Stefan Huhn

Wenn wir mit anderen Menschen kommunizieren, "spricht" unser Körper immer mit, und zwar ehrlicher als wir mit unseren Worten. Verschiedene Studien belegen inzwischen, dass 95 Prozent des ersten Eindrucks, den wir von jemandem gewinnen bestimmt werden von Aussehen, Kleidung, Haltung, Gestik und Mimik, Sprechgeschwindigkeit, Stimmlage, Betonung und Dialekt – und nur fünf Prozent davon, was jemand mit Worten sagt.

Unser Körper verrät die wahren Gefühle, sagt viel darüber aus, wer wir sind und was wir eigentlich wollen. Diese nonverbalen Botschaften senden wir oft unbewusst, doch ohne sie sind unsere sozialen Beziehungen gar nicht denkbar. Wie wir all diese Signale wahrnehmen, wie wir sie lesen, ist kein universeller Instinkt, sondern wird davon geprägt, in welcher Kultur wir aufwachsen.

Händeschüttlen: Nicht immer ein Zeichen der Verbundenheit

So gilt zum Beispiel das Übereinanderschlagen der Beine für Menschen arabischer und asiatischer Herkunft als Beleidigung, weil damit die Sohlen von Füßen und Schuhen sichtbar werden, was für sie als unrein gelten kann. Auch das Händeschütteln ist nicht überall ein Zeichen von Offenheit und Verbundenheit. All diese Signale können also unterschiedlich interpretiert werden und so zu Missverständnissen führen, wie eine aktuelle Untersuchung unter der Leitung des Psychologen Joseph Leshin, Northeastern University (Boston/USA) zeigt.

Die Forschenden suchten dafür Interessente für zwei Teilnehmergruppen: Einerseits mit Menschen chinesischer Herkunft, die auch auf dem chinesischen Festland aufgewachsen waren, heute jedoch in den USA leben. Andererseits mit weißen Amerikanern, die in den USA geboren und aufgewachsen sind. Beide Gruppen bekamen mitgeteilt, welches Gefühl (Ekel oder Wut) ein Schauspieler gleich darstellen wird, so wie es weiße Nordamerikaner normalerweise tun. Dann verglichen sie, wie die Probanden den Gesichtsausdruck für Wut und Ekel wahrnahmen, indem sie die Hirnaktivität währenddessen mit einer funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) beobachteten und aufgezeichneten.

Chinesen brauchten länger, um mimischen Ausdruck von 'Ekel' zu deuten

"Wenn Einwanderer vom chinesischen Festland mit dem Wort 'Ekel' vorbereitet wurden, bevor sie den entsprechenden Gesichtsausdruck wie Naserümpfen oder einen finsteren Blick sahen, zeigten sie eine verminderte funktionelle Vernetzung der Gehirnregionen, in denen Semantik sowie visuellen und soziale Wahrnehmung verarbeitet werden", fasst Leshin die Ergebnisse zusammen.

Das spräche dafür, dass sie die beobachtete Gesichtsmuskelbewegung nicht auf Anhieb der Empfindung 'Ekel' zuordnen konnten, ihnen das Wort jedoch beim Verständnis half, obwohl dieses Gefühl nicht im Mittelpunkt ihrer Kultur steht. Den weißen amerikanischen Teilnehmern hingegen war die Verbindung zwischen dem Wort und der Mimik vertraut. Sie konnten den Gesichtsausdruck sofort deuten und zeigten auf dem fMRT eine stärkere Vernetzung aller an der Erkennung beteiligten Hirnareale.

KI muss verstehen, wie Menschen ihr Herz auf der Zunge tragen

Zwar handelte es sich hier mit 45 Teilnehmern um eine geringe Stichprobengröße und die in der Studie verwendeten Emotionskategoriewörter 'Wut' und 'Ekel' repräsentierten nicht das gesamte Spektrum der kulturellen oder emotionalen Vielfalt, räumen die Wissenschaftler ein. Doch in den Ergebnissen sehen sie einen Ausgangspunkt für zukünftige Forschungen.

Wie steht es um die Unterschiede zwischen anderen Kulturen oder Subkulturen innerhalb eines Landes? Bisher gibt es dazu relativ wenige Erkenntnisse. "Unsere Studie legt nahe, dass KI-Tools, die zum Lesen von Emotionen aus Gesichtern entwickelt wurden, kulturelle Unterschiede berücksichtigen müssen, um Fehlinterpretationen der Gesichtsausdrücke von Menschen zu vermeiden. Wir brauchen also eine kulturell informierte KI und die muss ja mit Wissen gefüttert werden", so Leshin. Seine Kollegin von der University of North Carolina, Chapel Hill, Neurowissenschaftlerin Kristen Lindquist ergänzt: "Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass emotionale Gesichtsausdrücke eben nicht allgemein erzeugt und verstanden werden."

Dieses Thema im Programm: ARD Audio | Meine Challenge | 30. April 2021 | 12:00 Uhr

25 Kommentare

Deutscher_Patriot vor 7 Wochen

Na, das sind doch interessante Ergebnisse.
Kopfschütteln z.B. kann je nach Kultur Zustimmung oder Verständnis bedeuten, so ähnlich wie bei und das Nicken.

Um Forschungsmittel für umfangreichere Studien mit mehr Probanden zu erlangen, muss vorher mal das Konzept und die Methodik demonstriert und im Rahmen einer kleineren Studie erprobt und publiziert werden.

Dermbacher vor 8 Wochen

Reicht , dass Sie hier einfach das Gegenteil behaupten? Meine Erfahrung ist so, dass von den Mitarbeitern von MDR Wissen online ohne Regeln die Diskussion moderiert wird!!

Dermbacher vor 8 Wochen

Und nach welchen konkreten Regeln moderieren sie die Kommentare? Nennen sie diese doch einfach, anstatt das Gegenteil zu behaupten, ich erkenne keine Regeln!

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