Abgaswolke aus einem Auspuff
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Größer, schwerer, stärker Der SUV-Effekt: Immer größere Autos steigern CO2-Bilanz des Verkehrs

02. Februar 2024, 17:10 Uhr

Die Treibhausgas-Emissionen sinken in Deutschland und der EU seit 1990 recht kontinuierlich, nur nicht im Straßenverkehr. Und das trotz steigendem E-Auto-Anteil. Man könnte es den SUV-Effekt nennen. Denn Verbrennungsmotoren sind zwar effizienter geworden, aber sie müssen deutlich größere und schwerere Autos antreiben als früher.

Weniger Treibhausgase, vor allem weniger CO2 – das ist in allen Bereichen das Ziel der EU. Und insgesamt funktioniert das seit 1990 auch recht stetig. Fast in allen treibhausgaslastigen Sektoren von Wirtschaft und Gesellschaft gehen die Zahlen mehr oder weniger kontinuierlich zurück. Nur nicht im Verkehr.

CO2-Emissionen sinken in allen Sektoren - nur nicht beim Verkehr

Während die wichtigsten anderen Sektoren ihre Treibhausgas-Emissionen seit 1990 um bis zu 44 Prozent gesenkt haben, ist es beim Verkehr nie gelungen, auf das Niveau von 1990 zurückzukommen, zuletzt waren es 16,3 Prozent mehr Emissionen als damals.

Laut einem neuen Sonderbericht des Europäischen Rechnungshofes wurden mehr als die Hälfte der Verkehrsemissionen durch Personenkraftwagen verursacht. Pkw tragen also, wenn man so will, eine große Verantwortung für die Gesamtzahlen.

Der SUV-Effekt: Motoren werden zwar effizienter, müssen aber mehr Masse bewegen

Der Grund für den fehlenden Rückgang der Emissionen ist simpel: Die Motoren müssen heute deutlich mehr Masse in Bewegung setzen und haben deshalb auch mehr Leistung als früher. Im Vergleich zu 2013 sind Neuwagen mit Verbrennungsmotor in Deutschland durchschnittlich 78 Kilo schwerer und 32 PS leistungsstärker geworden. Die SUVs lassen grüßen.

Deshalb fällt relativ wenig ins Gewicht, dass Verbrennungsmotoren in den vergangenen Jahren deutlich effizienter geworden sind. Bei gleichen sonstigen Voraussetzungen müssten sie eigentlich weniger Sprit verbrauchen und weniger CO2 produzieren. Aufgrund der größeren Fahrzeuge ist der Ausstoß im Durchschnitt bei neuen Verbrennern kaum gesunken.

Dargestellt sind in der Grafik die Werte für das alte NEDC-Messverfahren ("New European Driving Cycle"), das wegen seiner zu unrealistischen laborartigen Bedingungen inzwischen abgeschafft wurde, sowie für das neue WLTP-Verfahren ("Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure"), das realistischere Fahrbedingungen, Geschwindigkeiten, Beschleunigungen und Verzögerungen berücksichtigt.

Aktivist macht sich an einem Autoreifen zu schaffen (gestellt) 9 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
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E-Autos senken den CO2-Austoß – SUVs heben ihn wieder an

Inzwischen kommen mehr E-Autos in den Verkehr. Aber Verbrenner dominieren weiterhin, auch den Neuwagenmarkt. Am steigenden Anteil von E-Autos liegt es dann aber, dass der CO2-Ausstoß je gefahrenem Kilometer insgesamt doch zurückgeht, was ja rechnerisch klar ist: Bei Verbrennern bleibt er in etwa konstant, es kommen mehr emissionsfreie E-Autos hinzu, also sinkt der Durchschnittswert aller Fahrzeuge.

Autos, die mit Benzin oder Diesel fahren, haben 2022 in Deutschland immer noch zwei Drittel aller neu zugelassenen Pkw ausgemacht. Der Anteil von Elektrofahrzeugen steigt zwar kontinuierlich, aber auf immer noch recht geringem Niveau. 2022 waren etwa 18 von 100 Neuwagen E-Autos.

Harte Zielvorgaben: Europas Verkehr soll den CO2-Ausstoß drastisch senken

Bis zum von der EU klar formulierten Ziel, dass es ab 2035 bei Neuwagen gar keine CO2-Emissionen, sprich keine Verbrennungsmotoren mehr geben soll, ist es trotzdem noch ein weiter Weg.

Im Sonderbericht des Europäischen Rechnungshofes heißt es, die Ziele für die Reduktion der CO2-Emissionen neuer Pkw und die EU-Klimaziele bis 2030 seien nicht gut genug aufeinander abgestimmt. Die größte Herausforderung bei der Erreichung der Emissionsreduktionsziele werde darin bestehen, dafür zu sorgen, dass genügend emissionsfreie Fahrzeuge im Verkehr sind. "Insbesondere wird es wichtig sein, Elektrofahrzeuge erschwinglicher zu machen, ausreichend Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge zur Verfügung zu stellen und die Versorgung mit Rohstoffen für die Batterieherstellung sicherzustellen", so die Autoren.

Autoland Deutschland: In Europa überdurchschnittlicher Klimasünder

Dass Deutschland hier besonderen Nachholbedarf hat, zeigt die folgende Grafik. Als einwohnerreichstes Land der EU ist die Bundesrepublik natürlich ein besonders starker Treibhausgasproduzent, was die absoluten Zahlen angeht. Aber auch wenn man die Einwohnerzahl berücksichtigt und die Pro-Kopf-Emissionen betrachtet, liegt Deutschland seit mehr als 30 Jahren recht deutlich und kontinuierlich über dem EU-Durchschnitt.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 02. Februar 2024 | 08:17 Uhr

30 Kommentare

MDR-Team vor 12 Wochen

@Feldmaus
Es geht nicht darum "Jagd" auf SUVs zu machen oder einen "Buhmann" zu haben. Aber SUVs verbrauchen unverhältnismäßig viel Platz und Energie und produzieren mehr CO2-Emissionen als andere Autoklassen. Andere Maßnahmen wie das von Ihnen vorgeschlagene Verbot der Formel 1 würden zusätzlich helfen.
LG, das MDR-WISSEN-Team

Feldmaus vor 12 Wochen

Es gibt grosse und kleine Autos, jetzt machen wir Jagt auf SUV, dabei sind die bequemer zum einsteigen und man sitzt höher, die Sicht ist einfach besser.Unsere Straßen sind auch nicht gerade Auto freundlich mit den vielen Löchern und Flickwerk, da ist es schon besser das Auto ist etwas höher gelegt Aber klar man braucht wieder einen Buhmann und neue Einnahmequellen.Verbietet doch einfach den Formel 1 Zirkus z.B. oder die sinnlosen Fliegereien der Regierungsmitglieder, da hätten wir schon eine Menge gespart . Ja unsere Regierung ist sehr erfinderisch, wenn es darum geht Gebühren und Steuern zu erfinden.

Sia vor 12 Wochen

In meinem Bekanntenkreis fahren viele einen SUV, weil die Straßen für normale Autos unbrauchbar sind. Ist halt so im Thüringer Wald. Ich würde mich in so einem "Panzer" auch sicherer fühlen. Es kann halt nicht jeder in Ner Stadt wohnen. Es braucht auch Leute auf dem Land (dem richtigen Land).