Mädchen oder Frau hat Kopfhörer auf und sitzt mit Rücken zu Kamera an Tisch an Fenster, vor sich Zetteln und ein Tablet mit Übersetzungssoftware: Links englisch "Everything gonna be alright", rechts Übersetzung in wahrscheinlich Chinesisch/Mandarin
Übersetzungssoftware ist für viele Menschen längst Alltag – ersetzt aber nach wie vor keine professionelle Übersetzung, so die Uni Leipzig. Bildrechte: imago/Westend61

Internationaler Übersetzertag Leipziger Dolmetsch-Professor: KI-Übersetzungen von ChatGPT und Co. haben gefährliche Tücken

29. September 2023, 18:00 Uhr

Dolmetschen und Übersetzen seien trotz ausgefeilter und KI-basierter Tools auch in Zukunft gefragte Berufe, argumentiert der Leipziger Professor Oliver Czulo anlässlich des Internationalen Übersetzertags am Sonnabend.

Die Zeiten von Kauderwelsch in Bedienungsanleitungen sind vorbei, der Mensch ist trotzdem besser: Maschinelle Übersetzung stellt für Berufszweige des Dolmetschens und Übersetzens keine Gefahr da. Zu diesem Schluss kommt Oliver Czulo, Leiter des Instituts für Angewandte Linguistik und Translatologie der Uni Leipzig in einer Mitteilung der Universität anlässlich des Internationalen Übersetzertages am Sonnabend. Czulo betont, dass zwar einige Bereiche unter Druck geraten seien, insgesamt jedoch "nicht erst seit gestern" ein Fachkräftemangel herrsche, zum Beispiel auf Grund sinkender Studierendenzahlen.

Künstliche Intelligenz und maschinelle Übersetzung böten sowohl Chancen als auch Risiken. Computerübersetzungen seien in Alltagsbereiche vorgedrungen, in denen bisher keine Translation stattgefunden hätte, zum Beispiel durch Apps. Gleichzeitig merkten auch Laien, dass oft Qualitätslücken im Vergleich zur Übersetzung durch Menschen blieben. So seien maschinelle Vorübersetzungen in einigen Kontexten ausreichend, in jedem Fall aber hilfreich und auch Teil des Translations-Studiums. In Risikokontexten wie dem medizinischen Bereich oder Behörden dürften solche Übersetzungen aber nicht ungeprüft bleiben.

Maschinelle Übersetzung sei auch immer einer Frage der Trainingsdaten, die dann gut seinen, wenn es viele Sprachressourcen gebe wie in Englisch oder Deutsch. Unter der "polierten Oberfläche" lauerten jedoch Gefahren wie rassistische und sexistische Sprache oder ein eingeengter Sprachstil. In den vergangenen Jahren sind einfache Übersetzungstools durch komplexe KI-gestützte Sprachmodelle abgelöst worden. Zu den bekanntesten Vertretern zählen neben dem in Deutschland entwickelten Angebot DeepL auch dialogbasierte Tools wie ChatGPT und Perplexity.

flo

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 18. September 2023 | 05:00 Uhr

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