Wissen-News So kann Greenwashing bei Unternehmen besser gemessen werden
Hauptinhalt
27. März 2024, 04:59 Uhr
Wenn sich Unternehmen umweltfreundlicher darstellen, als sie eigentlich sind, schadet das der Gesellschaft. Bisher lässt sich dieses Greenwashing schwer beziffern. Augsburger Forscher haben nun eine Möglichkeit gefunden.
Dafür entwickelten die beiden Studienautoren Sebastian Utz und Gregor Dorfleitner vom Zentrum für Klimaresilienz der Uni Augsburg einen Indikator, der als Differenz zwischen behaupteter und tatsächlicher grüner Leistung eines Unternehmens berechnet wird. Dafür werden verschiedene Informationen zu grünen Aktivitäten eines Unternehmens herangezogen: einerseits schwer eindeutig messbare ("weiche") Daten aus dem Bereich Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführung (engl.: Environmental, Social and Governance, ESG), textliche Selbstdarstellung sowie weitere Aktivitäten für scheinbares grünes Handeln. Dazu gehört zum Beispiel der Nachhaltigkeitsbericht eines Unternehmens oder auch das Engagement in freiwilligen Initiativen.
Dem gegenübergestellt werden andererseits messbare ("harte") ESG-Daten, die tatsächliches grünes Handeln messen, so etwa die Höhe der CO2-Emissionen. Das Ergebnis wird zu einem Wert zwischen 0 und 1 aggregiert: Je höher der Wert, desto wahrscheinlicher findet Greenwashing in diesem Unternehmen statt – unabhängig davon, ob mit Absicht oder unabsichtlich. "Unser Indikator soll es ermöglichen, Greenwashing systematisch und auf breiter Basis zu identifizieren", erklärt Utz. Denn für die Berechnung werden Daten herangezogen, die für viele Unternehmen systematisch erhoben werden können – oder, falls nicht verfügbar, mit einem Faktor für das Fehlverhalten des Unternehmens geschätzt werden können.
"Bisher bleiben viele Fälle von Greenwashing wohl unentdeckt. Denn es ist sehr zeitaufwendig, die Vorwürfe auf Unternehmensebene zu untersuchen", so Utz. Der Greenwashing-Indikator würde das grüne Handeln von Unternehmen miteinander vergleichbar machen. "Deshalb ist er interessant für Investoren, Regulierungsbehörden und Verbraucher", sagt der Forscher. So können beispielsweise Risiken, die aus Greenwashing-Aktivitäten resultieren, früher erkannt und in Entscheidungsprozesse einbezogen werden.
"Darüber hinaus trägt der Indikator zu einem besseren Umweltschutz bei", erläutert Gregor Dorfleitner. Zudem könnte er helfen, herauszufinden, was in der Vergangenheit Treiber von Greenwashing waren, und so künftiges Greenwashing vorherzusagen, aber auch Verbesserungen im Laufe der Zeit zu erfassen.
Links/Studien
Die Studie "Green, green, it’s green they say: a conceptual framework for measuring greenwashing on firm level" ist im Fachjournal "Review of Managerial Science" erschienen.
cdi
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Weitere Meldungen | 26. März 2024 | 10:00 Uhr