Wissen-News Zahl der Balkonkraftwerke bundesweit in einem Jahr verdoppelt. Mitteldeutschland gut dabei
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08. Januar 2025, 16:31 Uhr
Gesunkene Preise und Vereinfachungen im Genehmigungsverfahren haben den Boom der kleinen Solaranlagen weiter befeuert. Die Millionengrenze könnte noch im ersten Halbjahr fallen.
Die Zahl der Balkonkraftwerke in Deutschland hat sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Zum Jahresende waren im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur mehr als 780.000 der kleinen Solaranlagen als "in Betrieb" gemeldet. Zusammen kommen die Anlagen, die offiziell Steckersolargeräte heißen, inzwischen auf eine installierte Leistung von knapp 0,7 Gigawatt. Der Zubau im abgelaufenen Jahr war enorm: Mehr als 430.000 neue Anlagen gingen in Betrieb. Die Zahlen können durch Nachmeldungen noch etwas steigen.
Deutschland als Leitmarkt für Balkonkraftwerke
"Der Solarboom auf Deutschlands Balkonen könnte sich sogar noch verstärken", sagt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft, Carsten Körnig. Sollte diese Prognose zutreffen, könnte noch im ersten Halbjahr das millionste Balkonkraftwerk ans Netz gehen. Körnig erwartet, dass die Installation von Steckersolargeräten auf Balkonen von Miet- oder Eigentumswohnungen richtig in Fahrt kommt. Erst im vergangenen Herbst habe der Gesetzgeber die Vermieter und Wohnungseigentümer dazu verpflichtet, Steckersolargeräte grundsätzlich zu genehmigen. Zudem gebe es viele Produkte, und die Preise seien weiter gesunken. Letzteres führe zudem oft dazu, dass leistungsstärkere Geräte gekauft werden.
Deutschland sei zu einem Leitmarkt für Balkonkraftwerke geworden, sagt Körnig. "Weltweit wird mit großem Interesse verfolgt, wie die regulatorischen und technischen Rahmenbedingungen die sichere Anwendung dieser Systeme befördern."
Mitteldeutschland gut im Vergleich
Blickt man auf die Verteilung der Balkonkraftwerke in Deutschland, liegen die bevölkerungsreichsten Bundesländer an der Spitze. In NRW sind 157.000 in Betrieb, in Bayern 119.000. In Sachsen war der absolute Anstieg nicht so hoch wie in den anderen Ländern, im Freistaat sind dennoch beachtliche 45.000 Einheiten in Benutzung, etwa 20.000 kamen 2024 hinzu. In Sachsen-Anhalt und Thüringen sind zwischen 20.000 und 21.000 Steckersolargeräte im vergangenen Jahr in Betrieb gewesen, 12.000 beziehungsweise 13.000 davon waren Neuanmeldungen. Im Vergleich haben die drei mitteldeutschen Bundesländer damit pro Haushalt sogar mehr Balkonkraftwerke (jeder 48.) als Nordrhein-Westfalen (jeder 56.) und Bayern (jeder 54.). Schlusslichter in absoluten Zahlen sind die Stadtstaaten Bremen und Hamburg sowie das bevölkerungsarme Saarland mit Werten unter 10.000 Anlagen.
dpa
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 08. Januar 2025 | 09:30 Uhr
MDR-Team vor 6 Tagen
Hallo nasowasaberauch,
Balkonkraftwerke speisen in der Regel nur geringe Mengen Strom ins Netz ein. Diese Einspeisung ist im Vergleich zur gesamten Netzlast minimal und hat keinen signifikanten Einfluss auf die Netzstabilität. Die Hauptverantwortung für die Netzstabilität liegt weiterhin bei den Netzbetreiber*innen.
Moderne Balkonkraftwerke sind mit Wechselrichtern ausgestattet, die den Strom phasengenau ins Hausnetz einspeisen. Der Strom wird dabei bevorzugt im eigenen Haushalt verbraucht, bevor er ins öffentliche Netz gelangt.
Balkonkraftwerke senken den Strombezug aus dem Netz und somit die Netznutzungsentgelte der Betreiber*innen. Da diese Kosten auf alle Stromkund*innen umgelegt werden, ist der Effekt zwar minimal, aber nicht übermäßig belastend.
Durch die Eigenproduktion von Strom und die Entlastung großer Kraftwerke wird weniger fossile Energie benötigt, was langfristig die CO₂-Emissionen senkt und die Energiewende vorantreiben kann.
- Das MDR WISSEN Team
D.L. vor 7 Tagen
Können sie das irgendwie präzisieren?
Was ist an sonnigen Frühlings-Feiertagen?
Liefern die Balkonkraftwerke dann keinen Strom, wenn alle auf Ausflügen sind?
Ich stehe bzgl ihrer Frage echt aufm Schlauch.
nasowasaberauch vor 7 Tagen
@mdr Wissen Ich habe noch nie von gegenderten EVU gehört, aber egal, sie haben dennoch ein Problem, weil die Balkonanlagen keine steuerbare Last darstellen und wenn sie am falschen der drei Leiter angeschlossen sind nicht dem Eigenverbrauch dienen. Demzufolge müssen für die Netzstabilität schaltbare Lasten gedrosselt, aber trotzdem bezahlt werden. Was der Vorteil für den einzelnen Betreiber sein kann gerät andererseits zum Nachteil der Gemeinschaft der Stromkunden über den Strompreis.