Wissen-News Selbst Borstenwürmer sind Individualisten mit innerer Uhr
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12. April 2024, 12:57 Uhr
Selbst einfache Borstenwürmer folgen einem individuellen Tagesrhythmus. Keiner der kleinen Meereswürmer ist wie der andere. Ihr Hang zum Individualismus bringt ihnen evolutionäre Vorteile, so eine Studie unter Führung des Alfred-Wegener-Instituts Bremerhaven.
Selbst einfache Borstenwürmer (Platynereis dumerilii) folgen einem individuellen Tagesrhythmus. Das fanden Forscher des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) Bremerhaven und der Universitäten Oldenburg, Wien und Leuven bei einer Untersuchung der inneren Uhr der in Meeren lebenden entfernten Verwandten der Regenwürmer heraus. Wie das AWI berichtete, gebe es sportliche Borstenwurm-Individuen, die "sehr pünktlich zur gleichen Zeit herumkrabbeln", während andere, ähnlich Couch-Potatos, lediglich "unregelmäßige Ausflüge" unternehmen würden. Hinzu kämen "noch allerlei Zwischenformen".
Die Forscher betonten, dass es sich bei den beobachteten Verhaltensweisen nicht etwa um zufällige Schwankungen handelte, sondern dass ein und derselbe Wurm auch bei wiederholten Beobachtungen dieselben Muster zeigte. Unterschiede der inneren biologischen Uhr von regelmäßig und unregelmäßig aktiven Würmern waren den Forschern zufolge nicht für deren individuelles Verhalten verantwortlich. Analysen der Genaktivitäten in den Köpfen der kleinen Tiere hätten ergeben, dass die Zahl der das rhythmische Verhalten steuernden Gene in beiden Fällen fast gleich war.
Die Forscher schlussfolgerten daraus, dass Borstenwürmer die grundsätzliche Fähigkeit besitzen, ihr Verhalten individuell anzupassen, was ihnen in ihrer Lebenswelt einen evolutionären Vorteil verschaffen könnte. Borstenwürmer leben weltweit an Meeresküsten mit sehr unterschiedlichen Bedingungen. Die Forscher zogen aus der in der Studie gewonnenen Information, dass ein Tagesrhythmus nicht ausschließlich Genaktivitäten auf Zellebene widerspiegelt, auch Erkenntnisse zum biologischen Timing beim Menschen. Demnach ergebe sich der individuelle Tagesablauf am Ende "aus verschiedenen Komponenten vom Verhalten bis zu den Genaktivitäten", so ihr Fazit.
AFP/idw (dn)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 26. Juni 2020 | 04:26 Uhr