Inventur im Wald Wie viele Bäume hat Deutschland?
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09. September 2021, 08:55 Uhr
Wie viel Wald gibt es in Deutschland? Als wir zum letzten Mal nachgeschaut haben, waren es rund 90 Milliarden Bäume. Alle zehn Jahre ist eine neue Inventur fällig. Und die beginnt jetzt.
90 Milliarden Bäume, das klingt gewaltig. Ob es wirklich so viele in Deutschland gibt, weiß allerdings niemand genau. Die Zahl ist ein Schätzwert. Was wir allerdings aus der letzten Inventur wissen, ist dies: 11,4 Millionen Hektar Waldfläche gibt es in Deutschland. Das sind immerhin 32 Prozent der Fläche des Landes. 95 Prozent dieser Fläche (10,9 Millionen Hektar) sind "Holzboden". Mit anderen Worten: Dort wachsen Bäume. Der Rest der Fläche (Nichtholzboden) befindet sich zwar im Wald, gehört aber den Wanderwegen, Wildwiesen oder Holzlagerplätzen.
Und wie wird jetzt gezählt?
Rund 100 Inventurtrupps machen sich in diesen Tagen auf den Weg. Natürlich können sie nicht alle Milliarden Bäume einzeln zählen. Deshalb gibt es auch bei dieser 4. Bundeswaldinventur ein Stichprobenverfahren. Bis zum Jahresende 2022 müssen die Trupps an insgesamt 80.000 Probepunkten Bäume und Totholz vermessen, Baumarten und Waldstrukturen erfassen, Probenmaterial für genetische Analysen sammeln und viele weitere Daten aufzeichen, schreibt das zuständige Thünen-Institut.
Was ist das Thünen-Institut?
Das Johann Heinrich von Thünen-Institut hat seinen Hauptsitz in Braunschweig. Es ist das Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei und gehört damit zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Die acht Standorte des Instituts liegen alle in Nord- und Ostdeutschland. Das im Osten bekannteste ist das Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde.
Dabei haben sie jede Menge technische Helfer im Einsatz, wie etwa elektronische Baumhöhen- und Entfernungsmesser, Durchmesser-Bandmaße, Satellitennavigations-Geräte sowie Feldcomputer. Und auch die Prüfer werden überprüft. An fünf Prozent der Probepunkte gibt es Kontrollaufnahmen um die Datenqualität zu bestätigen.
Neu: genetische Vielfalt der Bäume wird ermittelt
Die Daten, die regelmäßig auf den Servern des Thünen-Instituts eingehen, sollen am Ende alle wichtigen Fragen zum Wald beantworten: Wie viel Wald gibt es? Wem gehört er? Wie groß sind die Holzvorräte? Wie viel Kohlenstoff speichert der Wald? Wie viel Holz wird genutzt? Wie viel ist nachgewachsen? Wie strukturreich und naturnah sind unsere Wälder? Und zum ersten Mal wird bei dieser Bundeswaldinventur auch die genetische Vielfalt der Bäume untersucht.
Nach den trockenen Sommern der letzten Jahre werden die Zahlen mit Spannung erwartet, nicht nur von den Wissenschaftlern. Denn sie können Auskunft geben, wie hoch die Schäden sind, welche Folgen Dürre und Borkenkäfer haben. "Wir können davon ausgehen, dass wir da schon einen Einfluss sehen werden", so die Leiterin des Forstlichen Forschnungs- und Kompetenzzentrums Gotha, Corinna Geissler. Vor allem die Blößen, also kahle Waldstellen, könnten zugenommen haben, so Geissler. Allerdings wird die komplette Auswertung noch eine Weile dauern. Die Forscher des Thünen-Instituts rechnen mit Ergebnissen im Jahr 2024.
Der Wald in Zahlen Der Wald in Deutschland besteht zu 56 Prozent aus Nadelwald, 44 Prozent sind Laubwald. Kiefer und Fichte machen 49 Prozent des Baumbestandes aus. Dann folgen Buche (16 %) und Eiche (10 %). Thüringen ist mit einem Anteil von 34 Prozent an der Fläche das waldreichste Land Mitteldeutschlands und damit leicht über dem Bundesdurchschnitt (32 %). Sachsen hat 29 Prozent, Sachsen-Anhalt 26 Prozent.
Weitere Links und Infos
Weitere Informationen finden sie auf den Seiten des Thünen-Instituts zur Bundeswaldinventur.
In diesem Video von 2014 sehen Sie, wie die Prüfer bei der vergangenen Waldinventur vorgegangen sind.
Auf den Seiten der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald finden Sie weitere Zahlen und Fakten zum Wald.
gp
H.E. am 20.05.2021
Als wir vor über 50 Jahren für einige Zeit in den fränkischen Teil von Bayern zogen (Großraum Nürnberg), hieß es damals schon, daß der Wald umgebaut werden soll, also nicht nur Kiefern wie seinerzeit vorhanden, sondern Mischwälder. Heute komme ich nach dieser langen Zeit öfters wieder in diese Region u. ich muß feststellen, in dieser Zeit passierte so gut wie nichts. Weiter nur die Steckeleswälder wie gehabt.
In 50 Jahren könnten dort schon richtige Laub-/Mischwälder inzwischen stehen, aber es ist so gut wie nichts passiert.
hansfriederleistner am 20.05.2021
Daß Wasser weniger in den Boden eindringt liegt nicht nur an der Versiegelung. Auch die Regulierungen der Bäche, Flüsse führt zu schnellerem Abfluß.